Erfolgreiche Rasenkraftsportler der Turnerschaft Esslingen: Links das Gründungsmitglied und der heutige Abteilungsleiter Gunter H. Fahrion. Auf dem rechten Bild die deutschen Mannschaftsmeister der Frauen von 1983, stehend von links: Ursula Kreutel, Regina Schultze, Trainer Manfred Arnold. Knieend von links: Bärbel Schultze und Monika Laurer. Fotos: Fahrion Quelle: Unbekannt

Esslingen (red) - Die Rasenkraftsport-Abteilung der Turnerschaft Esslingen feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Jubiläum und blickt auf außergewöhnlich erfolgreiche Jahrzehnte zurück. Keine andere Abteilung kann auf so viele Rekorde und Meistertitel verweisen wie die Rasenkraftsportler der Turnerschaft - ein Rückblick und eine einzigartige Erfolgsstory.

Wie alles begann:Ende März 1967 saßen nach einem Werfertag Kugelstoßer und Diskuswerfer der württembergischen Spitzenklasse zusammen. Der Vorschlag, künftig an Rasenkraftsportwettbewerben teilzunehmen, um noch mehr Wettkampfmöglichkeiten zu erhalten, stieß auf Gegenliebe. Man einigte sich darauf, dass die Interessierten über eine Zweitmitgliedschaft der Turnerschaft Essligen beitreten könnten. Bis 1976 waren die Gewichtheber, die Ringer, die Rasenkraftsportler, die Tauzieher und die Kunstkraftsportler (heute Sportakrobaten) noch in einem Verband vereint. Die Rasenkraftsport-Abteilung der Turnerschaft Esslingen wurde am am 27. April 1967 vom Württembergischen Kraftsportverband aufgenommen. Dieter und Manfred Arnold, Helmuth Dürr, Gunter H. Fahrion, Hans Leutz, Sigurd Mann und Willi Zaiser waren die Gründungsmitglieder. Bei den württembergischen Meisterschaften am 10. Juni 1967 in Ludwigsburg/Oßweil gewann Hans Leutz mit 9,59 Metern im Steinstoßen der Schwergewichtsklasse den ersten Meistertitel für die neue Abteilung.

Wie entstand die Idee zur Gründung einer Rasenkraftsport-Abteilung? Gunter H. Fahrion war zu Beginn seiner Leichtathletikzeit mehr auf der Aschenbahn zu Hause. Dann versuchte er es im Hammerwerfen, kam in den Nachwuchskader des Landes und wurde überredet, doch einmal Gewichtwerfen und Steinstoßen zu trainieren. Dieses Training fand auf den Sirnauer Wiesen (heute fließt dort der Neckar) am Rande der damaligen Sportplätze statt. 1963 gewann Fahrion in Kirchheim die württembergische Jugendmeisterschaft im Dreikampf der Mittelgewichtsklasse. Im Gründungsjahr 1967 blieb es nicht beim Titelgewinn bei den Landesmeisterschaften durch Hans Leutz. Bei den deutschen Junioren-Meisterschaften am 12. August gewann Willi Zaiser den Titel im Steinstoßen der Schwergewichtsklasse. Zudem gewann er Silber im Dreikampf.

Was ist das Besondere am und im Rasenkraftsport? Die Gewichtsklassen sorgen innerhalb einer Altersgruppe für gerechte Wettkampfbedingungen. So hat in den Stoß- und Wurfdisziplinen auch ein Leichtgewicht eine Siegchance. Ein zweites Plus ist, dass der Dreikampf, bestehend aus Hammerwerfen, Gewichtwerfen und Steinstoßen der Hauptwettkampf ist. Im Gewichtwerfen und im Steinstoßen werden zudem Einzelwettbewerbe ausgetragen. Somit kann man durchaus in einem Wettkampf drei Einzeltitel gewinnen.

Das Jahr 1982 ist ein besonderes in der Rasenkraftsportgeschichte. Zu den Wettkämpfen wurden weibliche Teilnehmer zugelassen. Zuerst (bis 1985) gab es auf Bundesebene aber nur die Disziplinen Steinstoßen, Gewichtwerfen und Zweikampf. Das Hammerwerfen sollte erst auf Lan-desebene erprobt werden. Hier war die Turnerschaft Esslingen mit dem rührigen Trainer Manfred Arnold der „Hammerwurfpionier“, wobei das Gewicht und der Hammer zumeist nur einarmig geworfen wurde, ehe es ab dem Wettkampfjahr 2001 aus gesundheitlichen Gründen verboten wurde. Die Esslinger Athletinnen kamen aber auch beim beidarmigen Werfen in die Medaillenränge. Monika Laurer, Bärbel und Regina Schultze sowie Ursula Kreutel gewannen 1983 bei den Frauen auch den ersten deutschen Mannschaftstitel für den Verein. Einzig Ursula Kreutel ist auch heute noch aktiv. Sie ist erfolgreichstes Mitglied der Abteilung. Bei den Männern führt Manfred Arnold das Feld an. Er nahm in 51 Jahren nur in drei Jahren nicht an Wettkämpfen teil.

In den Jahren 2000 bis 2005 startete die Turnerschaft in der Bundesliga der Frauen, holte zwei Mal Silber und vier Mal Bronze. 2017 stand in den Rekordlisten 22 mal die Turnerschaft Esslingen hinter dem Namen einer Sportlerin oder eines Sportlers, die oder der Inhaber/-in eines deutschen Rekordes war. In den verschiedenen Altersklassen nimmt Ursula Kreutel eine Sonderstellung ein. Sie hält acht Rekorde.

Erfolge am Fließband

Die Sportlerder Turnerschaft Esslingen gewannen in den vergangenen 50 Jahren 1513 württembergische Einzel- und 116 Mannschafts-Meistertitel, 587 süddeutsche Einzel- und 81 Mannschafts-Meistertitel sowie 456 deutsche Einzel- und 67 deutsche Mannschafts-Meistertitel.

Einzeltitel bei deutschen Meisterschaften

Ursula Kreutel63 Titel

Gabriele Engelhardt44

Heidi Keller40

Susanne Strohm 40

Jörg Friedrich36

Tanja Hees25

Mannschaftstitel bei deutschen Meisterschaften

Gisela Arnold29

Susanne Strohm 20

Cornelia Uthe19

Heidelore Ambratis18

Heidi Keller17

Ursula Kreutel16