Tim Holler bringt nichts so einfach aus der Ruhe. Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Von Dominic Berner

Esslingen - Mit seinen 26 Jahren hat Tim Holler schon viel erlebt. Erst spielte er in der Auswahl des württembergischen Fußball-Verbandes, später entdeckte er zunächst Volleyball und dann Beachvolleyball für sich: Studentenweltmeister 2014, Sieger der Doha Open und der CEV Satellite Vaduz. Vor zwei Monaten gewann der Esslinger zusammen mit seinem Partner Clemens Wickler den deutschen Meistertitel am Timmendorfer Strand. Der Titel war eine große Überraschung, denn vor dem Turnier lief so einiges nicht ganz rund.

Wenige Tage vor den deutschen Meisterschaften bekam der Zwei-Meter-Hüne die Nachricht, dass er vom Deutschen Volleyball-Verband (DVV) keine Förderung mehr bekommen wird. Ein Schlag ins Gesicht für den jungen Mann, der für die Umstrukturierung des Verbandes so viel aufgegeben hatte. Das Erlebte hat in Holler tiefe Spuren hinterlassen. Er hinterfragt vieles und zieht seine Schlüsse. Der Esslinger spricht offen und humorvoll über sein Leben, wenn jedoch die vergangenen Monate ins Gespräch kommen, ist ihm die Enttäuschung anzusehen.

Der Verband stellt sich quer

Durch eine Zentralisierung - der DVV zog die deutschen Top-Teams in Hamburg zusammen - will der Verband mehr Zugriff auf seine Schützlinge bekommen. Zuvor trainierten nämlich alle Teams in unterschiedlichen Teilen Deutschlands, was die Spieler vom Verband isolierte und zudem teurer war - schließlich müssen an allen Trainingsorten Trainer und Betreuer bezahlt werden. „Objektiv betrachtet, macht das schon Sinn“, sagt Holler. Damals hatte er keine Wahl. Er unterbrach sein Ingenieurstudium, ließ Freunde und Familie zurück und zog in die Hansestadt.

Fünf Minuten hat das Gespräch gedauert. Hollers Leistung reichte dem Verband nicht mehr. Er hat nur dagesessen und nichts gesagt. „Ich war komplett überrascht“, erinnert er sich. „Das war ein Schock für mich.“

Der Ausschluss aus der Spitzenförderung hat Holler jedoch eine Entscheidung abgenommen. „Die vergangene Saison lief nicht so super für mich. Ich hatte das Gefühl, dass ich die Zeit besser hätte nutzen können: Um weiter zu studieren zum Beispiel.“ Der Esslinger stand im Zwiespalt zwischen Sport und Ausbildung.

Aus dieser Misere heraus, überraschte Holler mit dem Meistertitel wohl nicht nur den DVV, sondern vor allem sich selbst: „Das war wirklich kein einfacher Weg“, sagt er. „Wir hatten uns nur ganz knapp qualifiziert und mein Partner war lange verletzt, weswegen ich wenig mit ihm trainiert hatte. Wir haben uns in das Turnier reingespielt und am Ende standen wir auf einmal im Finale.“ Und das Endspiel hatte es in sich. Spannung bis zur letzten Sekunde. Tiebreak. Sieg. Holler und Wickler konnten es nicht glauben.

„Die deutsche Meisterschaft ist etwas besonderes. Super Stimmung und einfach eine coole Truppe“, schwärmt Holler.

Der Ballsport liegt Holler im Blut. Zehn Jahre lang spielte der Sportler Fußball - und das recht erfolgreich; unter anderem in der württembergischen Auswahl. „Irgendwann hatte ich dann einfach keine Lust mehr auf Fußball“, erinnert sich Holler. „Wir haben früher im Freibad oft Beachvolleyball gespielt. Ein Kumpel fragte mich dann, ob ich nicht mal mit in das Volleyball-Training kommen wolle“. Der Zwei-Meter-Mann ging mit und seine Karriere nahm ihren Lauf. „Und ich fand Volleyball in der Schule immer scheiße“, der Esslinger lacht. Innerhalb weniger Jahre baggerte sich Holler in die deutsche Spitze. Sein größter Erfolg? „Das ist schwer. Aber von sich sagen zu können, man sei Studentenweltmeister, ist schon cool.“

Die vergangenen Wochen konnten den Volleyballer nicht in die Knie zwingen. „Ich muss mich gerade noch etwas sortieren, doch für mich ist das Kapitel Leistungssport noch nicht vorbei“, meint Holler. Er spielt wieder Hallenvolleyball beim SV Fellbach (2. Bundesliga), wohnt wieder in seiner „Homebase“ Esslingen und hat sein Studium wieder aufgenommen.