Moritz Völter steuert zwei Treffer zum Sieg des TSV Wolfschlugen bei. Archiv Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Esslingen - Der Turnerin Carina Kröll vom TSV Berkheim gelang beim Weltcup in Cottbus eine faustdicke Überraschung. Die 15-Jährige gewann vor einer Woche bei ihrem Weltcup-Debüt Gold am Boden und Silber am Schwebebalken. Kröll holte am Boden den ersten deutschen Sieg an diesem Gerät überhaupt. „Das ist auch eine Belohnung für das harte Training“, sagt Kröll. Im kommenden Jahr strebt sie die Teilnahme an Europa- und Weltmeisterschaften an - und sie träumt von den Olympischen Spielen 2020 in Tokio.

Frau Kröll, Gratulation zu ihrem Weltcupsieg. Wie fühlt man sich, wenn man zum ersten Mal die ganz große Turnbühne betritt und gleich so erfolgreich ist?

Kröll: Es war schon eine große Überraschung. Ich bin mit nicht allzu großen Erwartungen zum Weltcup nach Cottbus gefahren, weil es mein erster Weltcup und mein erstes Senior-Jahr ist. Umso größer war die Freude hinterher.

Sie waren die jüngste Teilnehmerin. Wie nervös waren Sie vor dem Wettkampf, wenn man den etablierten Turnerinnen gegenübertritt? Rutscht einem da nicht ein bisschen das Herz in die Hosen?

Kröll: Schon ein bisschen. Ich war zunächst sehr nervös, aber ich hatte eigentlich nicht so viel Druck und nicht viel zu verlieren. Insofern hielt sich die Nervosität dann doch in Grenzen.

Sie haben zuerst Silber auf dem Balken gewonnen. Hat Ihnen dieser Erfolg geholfen, als Sie am Boden als letzte Turnerin des Wettkampfes angetreten sind?

Kröll: Klar. Wenn man schon eine Medaille im Gepäck hat, ist man noch motivierter.

War die Silbermedaille am „Zittergerät“ Balken schon eine große Überraschung für Sie selbst?

Kröll: Es gehört auch schon ein bisschen Glück dazu. Es sind auch nicht alle Turnerinnen durchgekommen. Es waren auch ein paar Stürze dabei. Mit Silber gerechnet habe ich eigentlich nicht.

Das Jahr geht für Sie sehr erfolgreich zu Ende. Was dürfen wir 2017 von Ihnen erwarten?

Kröll: Am Wochenende steht erst einmal das Bundesligafinale mit dem MTV Stuttgart auf dem Programm. Nächstes Jahr finden Europa- und Weltmeisterschaften statt. Zuerst strebe ich die Teilnahme an der EM an. Und dann wird man sehen, wie es weitergeht.

Wie schätzen Sie ihre Chance ein, bei der EM dabeizusein?

Kröll: Ich würde sagen, die Chancen stehen nicht schlecht. . .

. . .Klar, nach diesen Erfolgen im Weltcup.

Kröll: Genau. Aber letztendlich muss die Bundestrainerin Ulla Koch entscheiden, wen sie nominiert. Ich stufe meine Chancen als ganz gut ein.

Schauen wir noch weiter nach vorne. In vier Jahren sind Olympische Spiele in Tokio. Dann sind Sie 19 Jahre alt. Wäre es ein Traum für Sie, bei Olympischen Spielen zu starten?

Kröll: Ja. Die Spiele in Tokio sind mein großes Ziel. Aber bis dorthin muss man die ganzen Zwischenziele erreichen wie EM und WM.

Mit dem Sieg beim Weltcup haben Sie das erste große Zwischenziel erreicht. Das muss Sie doch im Hinblick auf das Ziel Olympia noch mehr motivieren?

Kröll: Das stimmt. Das ist auch eine Belohnung für das harte Training.

Wie viel trainieren Sie im Durchschnitt?

Kröll: In der Woche komme ich auf etwa 28 Stunden.

Und das funktioniert mit den schulischen Anforderungen?

Kröll: Ich bin auf dem Wirtemberg-Gymnasium Stuttgart, einer Sportschule, und das lässt sich dann ganz gut regeln. Auf einer normalen Schule ginge das nicht so gut.

Das Interview führte Hannes Kern.