Guido Buchwald möchte offenbar zurück zum VfB Stuttgart. Foto: dpa - dpa

Die VfB-Legende Guido Buchwald bringt sich offenbar als Nachfolger von Wolfgang Dietrich in Stellung.

StuttgartDer Pulverdampf verzieht sich nur langsam – also ist das Szenario auf dem Trainingsplatz des VfB Stuttgart am Donnerstagmittag ein ziemlich trügerisches. Denn während die VfB-Profis unter weiß-blauem Himmel nach Anleitung des Chefcoaches Tim Walter mit reichlich Elan trainieren, ist die Personalie Jürgen Klinsmann abseits des Rasens sowie unter dem roten Dach der Geschäftsstelle weiter das beherrschende Thema.

Klinsmann hatte seine Bewerbung für den Posten des neu zu schaffenden Vorstandsvorsitzenden der VfB Stuttgart 1893 AG tags zuvor in einer knappen E-Mail zurückgezogen. Diesen Schritt begründete er mit einer aus seiner Sicht zeitlichen Hängepartie vonseiten des VfB-Präsidialrats um Bernd Gaiser, Wilfried Porth und Hermann Ohlicher. Auch den Umstand, dass der Verein einen Headhunter in den Auswahlprozess dazu schaltete, empfand der einstige Bundestrainer als wenig angemessen.

Beim VfB ist man derweil über die Art der Absage via Mail sowie über die darin enthaltene Tonlage nicht amüsiert. Klar ist also, dass beide Seiten in Sachen Vorstandsvorsitz in der aktuellen Konstellation nicht mehr zusammen kommen werden. Während sich Jürgen Klinsmann also (vorerst) aus dem öffentlichen Schaufenster verabschiedet hat, betritt ein enger Vertrauter des Wahl-Kaliforniers wieder die Fußballbühne in Bad Cannstatt: Denn offenbar will sich der Ehrenspielführer Guido Buchwald um das nach dem Rücktritt von Wolfgang Dietrich ebenfalls vakante Präsidentenamt bewerben.

Während sich mit Thomas Berthold, der offenbar ein Amt im Aufsichtsrat anstrebt, ein weiterer ehemalige VfB-Profi im Ringen um ein offizielles Mandat beim Verein für Bewegungsspiele sukzessive aus der Deckung wagt, ist allein die Kandidatur Buchwalds für das Präsidentenamt pikant: Immerhin war der 58-Jährige erst im Februar nach einem heftigen Streit in der VIP-Loge des Stadions mit dem Daimler-Vorstand und Aufsichtsrat Wilfried Porth aus dem obersten Kontrollgremium erzürnt ausgestiegen.

„Ich hätte ihn als idealen Vorstandsvorsitzenden beim VfB gesehen. Er hat wohl einfach nicht das hundertprozentige Gefühl gehabt, vom VfB gewollt zu sein“, sagt Buchwald zum Szenario um seinen Freund und ehemaligen Mitspieler Klinsmann. Soll nun der eine Weltmeister von 1990 auf dem Präsidentenstuhl dem anderen den Weg zum Vorstandsvorsitz ebnen? Diese Variante ist schon allein deshalb fraglich, weil der neue Chef der Fußball-AG wohl zeitlich vor dem Präsidenten inthronisiert werden soll.

Heusler dementiert nicht

Obendrein ist auch Buchwald nicht konkurrenzlos. Während der ehemalige Nationalspieler seine Kandidatur vorbereitet, haben mit dem Schorndorfer Oberbürgermeister Matthias Klopfer und dem Böblinger Unternehmer Claus Vogt bereits zwei weitere Persönlichkeiten öffentlich ihren Hut in den Ring geworfen, ehe am 15. September die offizielle Bewerbungsfrist abläuft. Gewählt wird der neue Präsident dann auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung am 15. Dezember.

Klar ist schon jetzt auch, dass ein Wunschkandidat von Bernd Gaiser und Co. nicht zur Verfügung steht: Wie zu hören ist, war der Verein von sich aus auf Wolfgang Kuhn zugekommen, der bis vor kurzem Chef der Südwestbank gewesen ist. Doch Kuhn sagte dem VfB nun ab. Dabei hat der Rückzug von Klinsmann die entscheidende Rolle gespielt.

Derweil ist Bernhard Heusler, promovierter Jurist mit guten Wirtschaftskontakten sowie Ex-Präsident des FC Basel, ein heißer Kandidat auf den Vorstandsvorsitz beim VfB. Heusler hat einen tadellosen Ruf, gilt als Macher – und ist als Teilhaber der Beratungsfirma HWH für Business, Sport und Kultur sehr erfolgreich. Szenekenner im Schweizer Sport halten es allerdings für fraglich, ob sich Heusler den Job in Stuttgart antut. „Ich kann mich zu dieser Thematik jetzt nicht äußern. Ich hoffe, Sie verstehen das“, sagte Heusler auf Nachfrage. Ein klares Dementi klingt anders.