Viel beschäftigt: Die Stuttgarter Abwehrspieler Andreas Beck (links) und der französische Weltmeister Benjamin Pavard. Foto: Baumann - Baumann

Holger Badstuber bleibt wohl weiterhin nur die Ersatzbank.

StuttgartAm Ende täuschte das 0:0 gegen Fortuna Düsseldorf über den Spielverlauf hinweg. Auch ein 3:3 wie in der Vorwoche beim SC Freiburg wäre möglich gewesen. War das Spiel doch zumindest in der zweiten Hälfte das, was man gemeinhin einen offenen Schlagabtausch nennt. 13:19 Torschüsse wies die Statistik am Ende aus Stuttgarter Sicht aus, was nach Ansicht der VfB-Fans doch ein bisschen viel war. Also die 19 Torschüsse des Gegners; vom Aufsteiger aus Düsseldorf, der es außerdem auf neun Eckbälle brachte (der VfB auf zwei). Kurzum: Die in der vergangenen Saison noch so stabile Defensive stand am Freitag arg unter Stress. Letztlich hielt Ron-Robert Zieler den einen Punkt fest.

„Wir hatten den unbedingten Willen, das Spiel zu gewinnen. Da kann man dann auch mal in einen Konter laufen“, begründete VfB-Trainer Tayfun Korkut die teils riesigen Räume, die sich dem Gegner nach der Pause öffneten. Tatsächlich schaltete der 44-Jährige in der zweiten Halbzeit voll auf Angriff, löste die Sechser-Position im defensiven Mittelfeld auf und wechselte nur offensiv ein. Korkut wollte sich nicht wieder den Vorwurf einer zu sehr auf Sicherheit bedachten Ausrichtung einhandeln. „Wir hatten auch viele Flanken und Chancen, wo es nur sehr knapp war. Wenn Du ein Spiel gewinnen willst, musst du ein Tor schießen. Das war gegen Düsseldorf unser Ziel.“

Der Fokus auf Angriffsfußball erklärt aber nur bedingt, warum der VfB auch bei Standards so seine Probleme hatte. „Da hat uns zum Schluss die Größe gefehlt“, sagte Korkut. Gemeint war die Körpergröße. „Wir haben so schon nicht die großen Kopfballungeheuer auf dem Platz. Bei den Einwechslungen von Erik Thommy, Anastasios Donis und Berkay Özcan habe ich nicht auf Größe geachtet – dieses Risiko bin ich eingegangen.“ Was zum Schluss wenigstens zum Unentschieden führte.

Tatsächlich hat die Mannschaft kein grundsätzliches Abwehrproblem. Die beiden Innenverteidiger Benjamin Pavard und Timo Baumgartl verrichteten ihren Dienst solide. Mit 72 Prozent gewonnener Mann-gegen-Mann-Duelle rangiert Weltmeister Pavard ligaweit schon wieder auf dem siebten Platz der besten Zweikämpfer. Auch die Außenverteidiger Emiliano Insua (links) und Andreas Beck (rechts) leisteten sich in der Rückwärtsbewegung keine größeren Schnitzer. Resultierten die vielen Wackler gegen Fortuna Düsseldorf also nur systembedingt?

Badstuber bleibt wohl nur die Bank

Eine Antwort wird sicher schon das kommende Auswärtsspiel bei RB Leipzig (Mittwoch, 20.30 Uhr) liefern. „Leipzig wird sicher mit offenem Visier spielen“, mutmaßt Korkut. „Da wird es für uns erst mal drum gehen, das Ganze zu kontrollieren.“ Größere Umstellungen sind aber keine zu erwarten. Weshalb sich ein prominenter VfB-Kicker wohl wieder mit seinem Status als Bankdrücker arrangieren muss: Holger Badstuber. So lange Baumgartl seine Form bewahrt, kommt der 29-Jährige nicht an ihm vorbei. Man muss kein Psychologe sein, um zu erahnen, dass dieser Zustand an ihm nagt. „Der Holger ist Profi“, sagte Korkut nur. Klar wolle er immer spielen, wisse sich aber auch korrekt zu verhalten, wenn er das nicht tue. Seine Chance werde kommen, versprach der Trainer. Fragt sich nur, wann.