Hertha-Stürmer Vedad Ibisevic (links) im Zweikampf mit VfB-Verteidiger Benjamin Pavard. Foto: dpa - dpa

Von Christoph Fischer

Berlin – Wenn man es allein von der Laune des neuen Sportvorstandes und des Präsidenten abhängig macht, muss die Vorstellung des Bundesliga-Aufsteigers VfB Stuttgart beim 0:2 (0:0) bei Hertha BSC unterirdisch gewesen sein. Ohne Kommentar verließen Michael Reschke und Wolfgang Dietrich die Katakomben des Berliner Olympiastadions. Trainer Hannes Wolf ist verpflichtet, seine Kommentare abzugeben. Und er stellt sich den Fragen. Wie immer. Aber sichtlich angespannt war auch er. „Wir haben ein Spiel verloren, das fühlt sich nicht gut an“, sagt Wolf. Sein Lächeln wirkt gequält.
Es war die Art und Weise, wie der VfB verlor. Das erste Spiel war für den Bundesliga-Rückkehrer vor allem ein Fingerzeig. Vermutlich reicht es so nicht. „Ich hätte in Berlin gerne etwas geholt, wir haben 6:3 Chancen herausgespielt und am Ende 0:2 verloren. So ist das in der Bundesliga. Nächste Woche wollen wir es besser machen“, sagte Wolf. Das wird nötig sein. Dabei war es doch irgendwie ganz schön, ausgerechnet im Berliner Olympiastadion in die Bundesliga zurückzukehren. 125 Jahre Hertha BSC, die Berliner Ultras brachten sich mit einer mächtigen Jubiläums-Choreografie in Position. Über 4500 Stuttgarter Fans waren mit in die Hauptstadt gekommen. Voller Erwartungen, der VfB ist zurück im Geschäft. Aber Matthew Leckie, Neuzugang vom Absteiger FC Ingolstadt, entschied mit seinen beiden Toren (46. und 62. Minute) bei seinem ersten Auftritt für die Hertha das Spiel im Alleingang.
Die Überraschung gab es schon weit vor dem Anpfiff, als die Aufstellung der Stuttgarter bekannt wurde. Der Trainer blieb dabei, Neuzugang Dennis Aogo auf der linken Abwehrseite noch nicht von Beginn an zu bringen. Wolf entschied sich für den Brasilianer Ailton. Auf der rechten Abwehrseite spielte Matthias Zimmermann, im Zentrum nach dem Ausfall von Timo Baumgartl (Gehirnerschütterung) wie erwartet Benjamin Pavard und Marcin Kaminski.
Das Mittelfeld präsentierte sich ebenfalls anders als erwartet. Orel Mangala bildete mit Kapitän Christian Gentner die Defensivreihe, davor Chadrac Akolo, Takuma Asano, Josip Brekalo und zentral offensiv Simon Terodde. Eine Aufstellung, die defensiver war als erwartet. Die Hertha bestimmte das Spiel, Brekalo und Asano zogen sich ins Mittelfeld zurück. Am Ende stand fast durchgehend eine 4-4-2-Formation.

Schwachpunkt linke Abwehrseite

Fast alle Berliner Angriffe kamen über die rechte Seite über Mitchell Weiser und Leckie, weil Ailton als Schwachpunkt ausgemacht worden war. Der Brasilianer machte seine Sache aber zunächst gut, wie überhaupt die gesamte VfB-Abwehr, nicht gerade als sattelfest bekannt, im ersten Durchgang einen respektablen Eindruck hinterließ. Bei allerdings auch überschaubaren Offensivbemühungen der Berliner. Das änderte sich im zweiten Durchgang. Wenige Sekunden nach Wiederanpfiff ließ sich Ailton wie ein Schüler ausspielen, Leckie zog vorbei und erzielte das 1:0. Der VfB musste jetzt aufmachen und erlebte offensiv seine stärkste Phase. Terodde (53.), Akolo (55.), Brekalo und Mangala (57.) vergaben jedoch aus aussichtsreicher Position.
Und gerade als sich der VfB offensiv formierte, gelang Leckie sein zweites Tor bei konfuser VfB-Abwehr (62.). Spätestens damit war das Spiel entschieden. Wolf brachte Aogo für Ailton und Holger Badstuber für Zimmermann, das stabilisierte die Deckung. Aber auch nicht mehr. Asano traf in der 73. Minute nur den Pfosten und scheiterte kurz darauf erneut (79.).
Das Zusammenfinden der Mannschaft wird vermutlich ein hartes Stück Arbeit, aber das war auch vor dem Saisonauftakt in Berlin klar. In allen Mannschaftsteilen besteht Verbesserungsbedarf. Die verpflichtung von Weltmeister Erik Durm könnte bald vermeldet werden. Der Verteidiger soll sich bereits bei Borussia Dortmund verabschiedet haben. Auch Santiago Ascacibar von Estudiantes de la Plata, der Kapitän der argentinischen U-20-Nationalmannschaft, ist laut einem Zeitungsbericht aus seiner Heimat bereits auf dem Weg nach Stuttgart.

Statistik

Hertha BSC: Jarstein – Weiser, Langkamp, Rekik, Plattenhardt – Darida (88. Torunarigha), Skjelbred – Leckie, Kalou (76. Haraguchi) – Esswein (68. N. Stark) – Ibisevic.
VfB Stuttgart: Zieler – Zimmermann (67. Badstuber), Pavard, Kaminski, Ferreira Silva (62. Aogo) – Mangala, Gentner – Asano, Akolo (75. Donis), Brekalo – Terodde.
Schiedsrichter: Stegemann (Niederkassel).
Zuschauer: 44 751.
Tore: 1:0 Leckie (46.), 2:0 Leckie (62.).
Gelbe Karten: Weiser (1), Haraguchi (1) / Brekalo (1).
Beste Spieler: Leckie / Asano.