Der Gladbacher Raffael (M) und der Stuttgarter Santiago Ascacibar (r) versuchen den Ball zu spielen Foto: dpa - dpa

Von Lars Müller-Appenzeller

Der VfB Stuttgart ist diese Saison der VfP Stuttgart: Aus dem Verein für Bewegungsspiele ist der Verein für Pendelbewegungen geworden. Seit der Rückkehr sind die Stuttgarter im Fußball-Oberhaus auf Zickzackkurs: Die Frust-und-Freudeserie mit Auswärtsschlappe, Heimsieg, Auswärtsschlappe, Heimsieg ist ungebrochen, auch das dritte Auswärtsspiel ging gestern Abend bei Borussia Mönchengladbach mit 0:2 (0:0) verloren, Raffael traf doppelt (57. und 74. Minute). Die Niederlage dürfte für den VfB zumindest finanzielle Konsequenzen haben: Immer wieder zündeten Zuschauer im Gästeblock Bengalos, Schiedsrichter Sören Storks unterbrach die Partie deshalb nach einer Stunde für zwei Minuten.

Vieles gut gemacht „Das war nervig, extrem ärgerlich, dass wir hier nichts geholt haben“, kommentierte VfB-Stürmer Simon Terodde das Sportliche. Trainer Hannes Wolf sagte: „Wir haben heute vieles gut gemacht, wollen uns aber trotzdem nicht an Niederlagen gewöhnen.“

Der VfB trat nicht nur ohne den gestern am Kopf operierten Kapitän Christian Gentner an und ohne Hoffnungsträger Holger Badstuber (Adduktoren), sondern auch ohne den Torschützen vom Samstag Chadrac Akolo (Oberschenkel). So wurde der Kapitän funktionell von Simon Terodde vertreten, personell von Orel Mangala; für Akolo kam Takuma Asano in die Startelf. Die sah ansonsten wie beim 1:0-Sieg am Samstag gegen den VfL Wolfsburg aus, doch das Spiel des VfB war ein völlig anderes, ein Zick-Spiel eben.

In den Heimspielen auf zack, zicken die Stuttgarter auswärts in der Offensive. Von temporeichen und variablen Angriffen war gestern Abend nichts zu sehen. Zu sehr waren die Gäste darauf bedacht, kein Tor zuzulassen. Zu selten hatten sie den Ball. Zu sehr wurden sie von den Gladbachern in der Defensive gefordert. „Wir wollten die ganze Zeit in die Offensive“, versicherte Hannes Wolf. „Aber wollen und schaffen sind zwei Paar Schuhe.“

Gut und schlecht: Es gab kaum so etwas wie eine Torchance. Das Spiel war langweilig, das Spiel war schlecht. Die mitgereisten VfB-Fans überbrückten die Längen bis zur Pause immer wieder mit dem Abbrennen von Bengalos. Alles in allem: kein schönes Bild.

Doch was war das 18 Sekunden nach dem Wiederanpfiff im Borussia-Park? Der VfB überraschte mit viel Tempo über rechts, Simon Terodde schloss ab, verfehlte aber knapp das Tor und bleibt weiter ohne Bundesligatreffer. Der Borussia war das 0:0 zu wenig, die schwarz-weiß-gestreiften Gastgeber versuchten sich nun konsequenter als Panzerknacker. Das Ding drehten schließlich Raffael und Nico Elvedi über die rechte Seite, Raffael vollendete selber mit einem sehenswerten Volleyschuss (57.). Das war glücklich, aber gekonnt. „Wir hatten unseren Plan“, sagte Verteidiger Timo Baumgartl. „Bis dahin hat der ganz gut funktioniert.“

Rotes Licht Die Antwort des VfB? Gaben nicht die Spieler, sondern die Fans. Drei Minuten nach dem Tor ging im VfB-Block schon wieder das rote Bengalo-Licht an, Schiedsrichter Storks schüttelte den Kopf und unterbrach die Partie. Zwei Minuten später ging es weiter, wiederum eine Minute später legte ein einzelner Brandstifter nach – Storks sah darüber hinweg.

Ob die Fans den Roten Feuer unterm Hintern machen wollten? Der VfB dachte nun jedenfalls offensiver, hatte durch Terodde eine gute Chance (68.). Der leitete allerdings mit einem unnötigen Foul (72.) im Mittelfeld das 0:2 ein. Der Freistoß segelte in den VfB-Strafraum, wo Dennis Aogo Thorgan Hazard an der Schulter zog – Strafstoß. Raffael verwandelte sicher, 2:0 (74.). Der VfB kam durch Terodde (81.) und Andreas Beck (84., 90.+2) zu richtig guten Chancen, ohne Torerfolg.

Hannes Wolf ist heute ein Jahr beim VfB im Amt. Der Zickzackkurs der Stuttgarter geht weiter – darauf hofft die Wolf-Elf zumindest vor dem Heimspiel am Samstag gegen den FC Augsburg. Simon Terodde sagt es so: „Da wollen wir wieder drei Punkte Lebensqualität holen.“ Mit einem Zack-Spiel.