Jan Schindelmeiser ist nicht mehr der Sportvorstand des VfB Stuttgart. Foto: Lino Mirgeler Foto: DPA - Lino Mirgeler

Von Hannes Kern
Stuttgart – Jan Schindelmeiser stand in der Schlussphase der vergangenen Saison oft in der Mixed-Zone, umringt von einer Heerschar von Journalisten, und gab eloquent Auskunft zur Lage des VfB Stuttgart. Der Sportvorstand des VfB Stuttgart sagte auch unmittelbar vor dem Wiederaufstieg in die Fußball-Bundesliga, dass nichts sicher und alles möglich sei. Er blieb wortgewaltig unverbindlich und legte sich selten fest. Daran hielt er sich auch in den vergangenen Wochen, als die Fragen nach namhaften Neuzugängen immer drängender wurden und Schindelmeiser meist mit den Worten abwiegelte, er habe alles im Griff und man habe noch Zeit bis zum Ende der Transferperiode am 31. August.
Diese Zeit wurde ihm nicht mehr zugestanden. Am Freitag beendete der VfB urplötzlich die Zusammenarbeit mit dem 53-Jährigen – nach etwas mehr als einem Jahr. Offensichtlich beäugte der Aufsichtsrat der AG zunehmend ungeduldig und argwöhnisch Schindelmeisers Einkaufspolitik. Außer Torwart Ron-Robert Zieler hatte der Sportvorstand bislang lediglich Talente auf den Wasen geholt, die zwar entwicklungsfähig sind, aber deren Bundesligatauglichkeit durchaus zu bezweifeln ist.
Die AG und die Vereinsführung hielten trotz der zunehmenden Konzept- und Planlosigkeit bis zuletzt still, lediglich der im Herbst ausscheidende Aufsichtsrat Martin Schäfer ließ erkennen, dass er mit Schindelmeisers Einkaufspolitik nicht immer einverstanden war. Vor allem, weil erfahrene Spieler auf Schindelmeisers Liste bislang fehlten. „Wir müssen in dieser Frage endlich vorankommen“, sagte Schäfer im Trainingslager im österreichischen Neustift.

Zunehmende Alleingänge

Schindelmeiser machte immer mehr seine eigene Politik, ohne die anderen Vereinsverantwortlichen in seine Gedankengänge einzubeziehen und Entscheidungen zu treffen. Schließlich zog Präsident Wolfgang Dietrich die Notbremse und lieferte als Begründung: „Wir waren letztlich nicht mehr davon überzeugt, dass die Umsetzung unserer Ziele und der getroffenen Absprachen in der bisherigen Personalkonstellation zu erreichen sind.“ Der VfB stehe über allem und es sei „absolute Pflicht, Entscheidungen ausschließlich im Sinne des Vereins und im Sinne einer positiven Entwicklung zu treffen“.
Was nichts anderes bedeutet, als dass Schindelmeiser sich zunehmend als Eigenbrötler betätigte. Was Dietrich gegen den Strick ging. Denn bei seinem Amtsantritt hatte der Präsident verkündet, dass es beim VfB keine One-Man-Show mehr geben werde.
Es gab auch Spekulationen, Schindelmeiser habe sich bei Transfers zu viel Nähe zum Berater Artur Beck geleistet. Der ehemalige VfB-Profi Karlheinz Förster, mittlerweile selbst Spielerberater, sagte der „Heilbronner Stimme“: „Die anderen Berater sehen so etwas natürlich auch. Es wird darüber gesprochen. Die Nähe zu Artur Beck war schon da.“
Förster hat die plötzliche Trennung mit großer Verwunderung zur Kenntnis genommen. „Dieser Zeitpunkt, so kurz vor dem Saisonstart, war überraschend“, meinte der frühere Nationalspieler, fügte aber hinzu: „Unzufriedenheit über seine Arbeit war da, das wusste ich. Der Verein muss triftige Gründe gehabt haben, wenn er diesen Weg geht. Das macht man nicht aus dem Bauch heraus.“
Die Diskussionen im Aufsichtsrat über Schindelmeiser seien zuletzt intensiv gewesen, hieß es in einer Pressemitteilung des Vereins. Schließlich wurde die Entlassung einstimmig beschlossen. Dass Schindelmeiser seinen Anteil am Wiederaufstieg hatte, wurde zwar honoriert, spielte jedoch keine entscheidende Rolle mehr.

Wird Reschke Nachfolger?

Die Befürchtung, keinen bundesligatauglichen Kader zusammenzubekommen und die Angst vor einem erneuten Abstieg waren letztlich ausschlaggebend.
Einen Plan B hatte der VfB offensichtlich in der Tasche. Laut einem Bericht der „Bild“-Zeitung soll Michael Reschke neuer Manager des Stuttgarter Bundesligisten werden. Der 59-jährige Technische Direktor des FC Bayern München stehe kurz vor dem Vertragsabschluss mit den Stuttgartern. Den „Stuttgarter Nachrichten“ zufolge soll Reschke am 1. Oktober beim VfB anfangen. Der VfB wollte sich zu der Personalie am Freitag nicht äußern.