Die Profis des VfB Stuttgart um den erfahrenen Holger Badstuber (Bild) stehen bereits unter Druck Foto: dpa - dpa

Der VfB Stuttgart braucht gegen den 1. FC Nürnberg dringend drei Punkte – denn die Statistik spricht derzeit nicht für einen Aufstieg.

StuttgartBeim Blick auf die Tabelle würden sie beim VfB Stuttgart zurzeit am liebsten so rechnen: Die Niederlage beim SV Sandhausen zählt nicht. Erstens, weil der Fußball-Zweitligist gleich zwei Gegentore nach Standards kassiert hat, was in den 14 Spielen zuvor nur einmal vorgekommen war. Und zweitens ist Mario Gomez wahrscheinlich der einzige Stürmer auf diesem Planeten, dem jemals drei Tore aberkannt wurden, weil er jeweils drei Zentimeter im Abseits stand.

Die Niederlage beim VfL Osnabrück zählt dann aber auch nicht, da die Begegnung an der Bremer Brücke verblüffende Parallelen zum Spielverlauf am Hardtwaldstadion in Sandhausen aufweist. Und die Pleite gegen den SV Wehen Wiesbaden gilt sowieso nicht, da alle Spieldaten zeigen, wie absurd dieses 1:2 war. Bleiben für den VfB noch die Niederlagen beim Hamburger SV und Holstein Kiel. Bei genauerer Betrachtung hätte es ohne die Fehler von Innenverteidiger Maxime Awoudja beim 2:6 gegen den HSV jedoch anders laufen können, und ein unglückliches 0:1 gegen Kiel kann ja mal passieren. Oder? Also müsste man nur die vermaledeiten Resultate herausrechnen – und schon stünden die Stuttgarter viel besser da.

„Nüchtern betrachtet haben wir auch in diesen verlorenen Spielen vieles sehr gut gemacht“, sagt Sven Mislintat, ein Freund datenbasierter Detailanalysen. Der Sportdirektor ahnt jedoch, dass er mit einem Antrag, die entsprechenden Partien aus der Wertung zu nehmen, bei der Deutschen Fußball-Liga kaum Aussichten auf Erfolg haben würde. Der VfB steht, wo er steht: auf Platz drei – verbunden mit der Sorge, dass die davor liegenden Bielefelder und Hamburger sich nicht so einfach von den direkten Aufstiegsrängen verdrängen lassen.

Hochrechnungen ernüchternd

Fünf Niederlagen nach 15 Ligaspieltagen sind für einen Favoriten, der unmittelbar zurück in die Bundesliga strebt, auch ganz schön viel. Hochgerechnet würde das am Saisonende zehn Niederlagen ergeben. Rein statistisch hat es seit der Wiedereinführung der Relegation in der Saison 2008/2009 aber nur der FC St. Pauli geschafft, sich mit genau dieser sportlichen Pleitenzahl auf Tabellenrang drei zu platzieren. Alle anderen Aufsteiger beziehungsweise Relegationsteilnehmer waren in dieser Rubrik besser.

Hertha BSC erlaubte sich in der Saison 2012/2013 gar nur zwei Niederlagen – Bestwert. Der VfB ging in der Aufstiegssaison 2016/2017 siebenmal als Verlierer vom Platz. In der vergangenen Runde gelangen dem 1. FC Köln und dem SC Paderborn bei jeweils neun Niederlagen der direkte Sprung in die erste Liga. Allerdings kamen die Ostwestfalen insgesamt nur auf 57 Zähler. Eine Ausbeute, die zuvor nur Darmstadt 98 (Saison 2014/2015) gereicht hatte. Ansonsten braucht es im Schnitt schon über 60 Punkte für den umwegfreien Gang nach oben.

Auch Mislintat rechnet damit, dass der VfB auf einen Punkteschnitt von mindestens zwei Zähler pro Partie kommen sollte, um das große Ziel zu erreichen. Aktuell sind es 1,7. „Das ist nicht unser Anspruch“, sagt Mislintat zur momentanen Situation, will sich jedoch nicht zu lange mit Zahlenspielereien aufhalten. „Wir müssen schauen, dass wir gegen den 1. FC Nürnberg wieder einen Dreier ziehen“, sagt der 47-Jährige. Was er jedoch nicht sagt: dass am Montagabend mehr als drei Punkte auf dem Spiel stehen könnten – für den Trainer Tim Walter, die Mannschaft und auch den gesamten Verein.

Es steht viel auf dem Spiel

Als Schlüsselspiel darf man die Begegnung zwischen dem schwäbischen und dem fränkischen Traditionsclub wohl bezeichnen. Verliert der VfB erneut, müssen die Stuttgarter schauen, ob sie die dahinter liegenden Heidenheimer und Auer als ernsthafte Konkurrenz wahrnehmen. Der Kampf um den dritten Platz, der zur ungeliebten Relegation berechtigt, wäre eröffnet. Gleichzeitig müsste Mislintats Vorgesetzter Thomas Hitzlsperger die unangenehme Diskussion weiterführen, ob die Stuttgarter in dieser Konstellation noch die Kurve kriegen. Eine gute Siegchance gegen den ebenfalls kriselnden FCN rechnet sich der VfB aber auf jeden Fall aus.

Grahl bleibt bis 2022

Der VfB Stuttgart und Torhüter Jens Grahl haben sich auf einen neuen Vertrag verständigt. Der 31-jährige Torhüter hat an diesem Mittwoch sein Arbeitspapier beim Club bis zum 30. Juni 2022 verlängert. „Ich bin sehr stolz darauf, weiter ein Teil des VfB sein zu dürfen. Es ist eine Ehre, für meinen Heimatverein zu spielen“, wird Grahl anlässlich der Unterzeichnung zitiert.