Nach der Rückkehr aus Liverpool war Nat Phillips am Montag wieder für den VfB am Ball. Foto: Baumann - Baumann

Der 22-Jährige ist sowohl für die Dreier- als auch für die Viererkette eine Option.

Marbella Nat Phillips hat sich erst einmal auf sein Hotelzimmer zurückgezogen. Um sich auszuruhen. Kurz vor elf Uhr war der Engländer am Flughafen in Malaga eingetroffen. Eine Stunde später fuhr er im Mannschaftshotel des VfB Stuttgart in Marbella vor. Frisch zurück vom großen FC Liverpool, wo der Abwehrspieler noch bis Samstagabend dem Champions-League-Sieger mit all seiner Tatkraft zur Verfügung gestanden hatte. Doch jetzt heißt der Alltag für den 22-Jährigen wieder 2. Bundesliga in Deutschland – und zunächst Bienvenido in Spanien, wo die Stuttgarter an der Costa del Sol ihr Wintertrainingslager abhalten. Phillips wurde eingeflogen und freudig empfangen, um sich mit dem neuen alten Team auf die restliche Saison vorzubereiten. „Wir sind sehr froh, dass er nach seiner zwischenzeitlichen Rückkehr nach Liverpool ab sofort wieder ein Teil unserer Mannschaft ist“, sagt Sportdirektor Sven Mislintat, der den ungewöhnlichen Hinund-Her-Deal eingefädelt hat.

Zwei Wochen lang war Phillips weg, weil er bei seinem Stammverein aushelfen sollte. Nun wurde er ein zweites Mal vom VfB bis zum Sommer ausgeliehen – und mit den besten Wünschen von Jürgen Klopp verabschiedet. „Er ist ein außergewöhnlicher Typ“, sagt der deutsche Erfolgscoach des FC Liverpool. Über 90 Minuten setzte er den Innenverteidiger im FA-Cup gegen den FC Everton (1:0) ein. Außer beim Merseyside-Derby saß Phillips bei den personell gebeutelten Reds aber nur auf der Bank. Wohl keine weiteren Transfers mehr

Bei den Weiß-Roten aus Bad Cannstatt zog der Mann mit der Rückennummer fünf gleich am Montagnachmittag in der Testpartie gegen den FC Basel wieder das Trikot mit dem Brustring über – für 45 Minuten. Er soll weiter Spielpraxis sammeln, um sich für höhere Aufgaben in der Premier League zu empfehlen. Wobei sie beim VfB gerade nach der Adduktorenverletzung von Holger Badstuber erleichtert sind, dass sie im Abwehrzentrum über eine Alternative mehr verfügen. Badstuber hat wegen Muskelproblemen das Trainingslager verlassen und ist zu weiteren Untersuchungen nach München geflogen. Aus der berühmten Sportarztpraxis von Doktor Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt ist bislang aber noch keine Prognose über die Ausfallzeit des 30-Jährigen eingetroffen. Gerechnet wird mit drei, vier Wochen, wodurch Thomas Hitzlsperger nicht die Notwendigkeit sieht, einen neuen Spieler zu verpflichten. „Es sieht nicht so aus, als müssten wir einen Transfer tätigen“, sagt der Sportvorstand.

In Andalusien stehen noch Marc Oliver Kempf, Maxime Awoudja und Antonis Aidonis als ausgebildete Innenverteidiger zur Verfügung. Dazu Atakan Karazor, eigentlich ein Mittelfeldmann. In Badstuber fehlt jedoch der Abwehrchef, der sich während der Vorrunde als Stabilisator präsentiert hatte. Kapitän Kempf kämpfte dagegen zunehmend mit seiner Form und Rolle. Awoudja (21) und Aidonis (18) benötigen weiter Zeit, um zu reifen. In der Begegnung mit den Baslern formierte der neue Coach Pellegrino Matarazzo eine Viererkette gegen den Ball und eine Dreierformation mit Ball. Pascal Stenzel, Aidonis und Kempf bildeten anfangs mit Unterstützung von Borna Sosa die letzte Reihe, danach Phillips, Karazor und Awoudja mit Roberto Massimo. Eine Möglichkeit, die zuletzt im Training einstudiert wurde und im Wettbewerb eine neue Option darstellen soll. „Wir wollen flexibel sein“, sagt Matarazzo, der die diversen Grundordnungen nicht überbewerten will, da sie ohnehin fließend seien. Allerdings ist der 42-jährige Italoamerikaner durch Julian Nagelsmann in Hoffenheim geprägt, wo dieser gerne im 3-5-2-System spielen ließ.

Für Phillips findet sich ohne Badstuber in beiden Defensivvarianten eine Position. Mit einer Quote von knapp 70 Prozent gehört er zu den zweikampfstärksten Spielern in der zweiten Liga. Nur Georg Margreitter vom 1. FC Nürnberg ist besser. Allerdings ist Phillips mit seiner Kernkompetenz als Verteidiger bisher nicht über die Rolle einer Teilzeitkraft hinausgekommen (neun Einsätze). Er durfte seinen 1,90 Meter großen Körper immer dann in Szene setzen, wenn Kempf oder Badstuber nicht einsatzfähig waren. Nun besteht aber wieder die Chance, dass sich der Engländer beim VfB als sichere Bank erweist.

VfB besiegt Basel 2:0

Der VfB Stuttgart hat sein erstes Testspiel im Trainingslager in Marbella gegen den FC Basel 2:0 (0:0) gewonnen. Nicolas Gonzalez und Hamadi Al Ghaddioui erzielten die Treffer gegen den Erstligisten aus der Schweiz.

In der ersten Hälfte tat sich der VfB schwer, ins Spiel zu kommen und das vom neuen Coach Pellegrino Matarazzo geforderte schnelle Umschaltspiel anzubieten. Direkt nach der Pause wurde der VfB dann gefährlicher. Matarazzo schickte eine komplett neue Mannschaft aufs Feld – die sofort Zug zum Tor entwickelte. In der 49. Minute erzielte Nicolas Gonzalez nach Vorarbeit von Philipp Förster das 1:0, nur zwei Minuten später legte Hamadi Al Ghaddioui nach einer Hereingabe von Roberto Massimo nach. Nach 60 Minuten wechselte auch FCB-Coach Marcel Koller umfangreich aus, am Ergebnis änderte sich nichts mehr. Gonzalez musste 20 Minuten vor Schluss angeschlagen vom Feld, für ihn kam Darko Churlinov und feierte sein VfB-Debüt.(cu)