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Der Start in die zweite Liga rückt näher – und beim VfB Stuttgart geht der Konkurrenzkampf während des Trainingslagers in die entscheidende Phase. Noch sind Plätze zu vergeben.

St. GallenZwei Wochen vor dem Start der zweiten Fußball-Bundesliga am Freitag, 26. Juli mit dem Heimspiel gegen Hannover 96 kristallisiert sich unter dem neuen Trainer Tim Walter allmählich eine mögliche VfB-Startelf heraus. Einige Positionen scheinen bereits vergeben – auf anderen bieten sich mehrere Alternativen an. Hier ein erster Überblick – gespeist durch weitere Eindrücke aus dem Trainingslager in St. Gallen.

Tor: „Wir haben keinem die Nummer eins bei den Vertragsgesprächen versprochen. Es ist ein offenes Rennen – und ich bin selber gespannt, wie der Trainer entscheidet“, sagt Sven Mislintat über „das Erbe von Ron-Robert Zieler“. Dabei gibt der VfB-Sportdirektor ein bisschen den Diplomaten, der er aufgrund seines Amtes auch sein muss.

Denn an Gregor Kobel dürfte als Stammtorwart in Stuttgart kein Weg vorbei führen. Die Hoffenheim-Leihgabe ist ein reaktionsschneller, großer, präsenter Torhüter, der obendrein sehr stark am Ball ist. Dahinter kämpfen Jens Grahl und der aus Nürnberg geholte Fabian Bredlow um die Nummer zwei.

Abwehr: In der Viererkette sind zwei Positionen offensichtlich vergeben. So wird die Freiburg-Leihgabe Pascal Stenzel als Rechtsverteidiger auflaufen, während der linke Part in der Innenverteidigung an Marc Oliver Kempf gehen sollte. Dies könnte sich nur noch im Falle eines Vereinswechsels ändern. Danach sieht es bei Kempf aber aktuell nicht aus, da die Frist für seine Klausel, wonach der 24-Jährige für rund sechs Millionen Euro an Ablöse hätte gehen könnte, verstrichen ist.

Wie Kempf ist Holger Badstuber ein Linksfuß, sodass sich Timo Baumgartl als Rechtsfuß gute Chancen auf den zweiten Platz im Abwehrzentrum ausrechnen darf. Allerdings nicht für die ersten Saisonspiele, da der U-21-Vize-Europameister erst nächsten Montag ins Teamtraining einsteigt. Als weiterer Rechtsfuß ist der Neuzugang Maxime Awoudja, 21, der Herausforderer. Marcin Kaminski dürfte derweil lediglich in Stuttgart bleiben, sollte Baumgartl noch den Verein verlassen.

Links hinten ist das Rennen zwischen David Grözinger und Emiliano Insua offen, während der angeschlagene Borna Sosa (Sprunggelenk) nach der U-21-EM hinten dran ist. Erste Alternative als Rechtsverteidiger ist Luca Mack.

Mittelfeld: Bisher ist das 4-4-2 mit Mittelfeldraute das bevorzugte System des Trainers Walter. Für den defensiven, linken wie den offensiven Part hat der VfB-Cheftrainer drei Lieblinge: Auf der Sechs liegt sein ehemaliger Kieler Spieler Atakan Karazor leicht vorne, der als umsichtiger Stratege einen guten Eindruck macht. Er konkurriert mit Santiago Ascacibar, dessen Zukunftsfrage („Ich kann sie im Moment nicht beantworten“) in Stuttgart noch nicht final geklärt ist. Auch Daniel Didavi, der sich frei von Wehwehchen im Training ordentlich reinhängt, liegt bei Walter als ehemaligem offensivem Mittelfeldspieler des Verbandsligisten ASV Durlach in der Gunst weit vorne. Nicht zuletzt wegen seiner Torgefahr dürfte auch Philipp Klement gesetzt sein, der allerdings in der Schweiz mit muskulären Problemen kürzertreten musste. Während für Gonzalo Castro zuletzt die Position rechts in der Raute reserviert war, ist auch der Belgier Orel Mangala nach seiner guten Saison als Leihspieler beim Hamburger SV dicht dran an der ersten Elf. Dies gilt gerade für den Fall, dass der Trainer Walter mit einem breiten Mittelfeld, etwa in einem 4-2-3-1 spielen lässt.

„Ich bin quasi das Gegenstück zu Franck Ribéry“, sagt Tanguy Coulibaly, der sich als 18-Jähriger aber sportlich keineswegs in die Nähe seines berühmten Landsmanns rücken will. Vielmehr spielte Ribéry als Rechtsfuß im linken Mittelfeld des FC Bayern, während Coulibaly als Linksfuß im rechten Mittelfeld zuhause ist. Im Mittelfeld zählen wie Coulibaly auch die Youngster Mateo Klimowicz, 19, und Roberto Massimo, 18, zu den Herausforderern.

Sturm: Erstmals in seiner glanzvollen Karriere spielt Mario Gomez in der zweiten Liga – und dürfte aufgrund seiner Routine, aber auch wegen seines Torriechers beim nun offensiver orientierten VfB gesetzt sein. Allerdings sitzt dem 34-Jährigen der Regensburg-Neuzugang Hamadi Al Ghaddioui dicht im Nacken. „Es kann auch mal sein, dass Mario nicht von Beginn an spielt“, sagt Mislintat: „Aber er ist generell durch seine vorbildliche Einstellung, etwa als Ratgeber in der Kabine, sehr wichtig.“

Geht es nach den Eindrücken der beiden Trainingslager von Kitzbühel und St. Gallen, wäre der zweite Platz im Angriff wohl für Nicolas Gonzalez reserviert. Allerdings wird der Argentinier für die U 23 der Albiceleste zwischen dem 26. Juli und 11. August in Peru bei den Panamerika-Spielen auflaufen. Daher verpasst Gonzalez die beiden Auftaktspiele der zweiten Liga sowie die DFB-Pokalpartie am 12. August bei Hansa Rostock.

Stürmer Nummer vier ist der baumlange Sasa Kalajdzic, 22, der auch im offensiven Mittelfeld spielen kann – sich aber in erster Linie als Angreifer sieht. Während Kalajdzic zunächst keine Ansprüche anmeldet, ist der Abgang des unzufriedenen Flügelspielers Anastasios Donis weiter sehr wahrscheinlich. Am Donnerstag sprachen die Berater des Griechen in der Lobby des Teamhotels Säntispark in Abtwil mit Mislintat sowie dem Sportvorstand Thomas Hitzlsperger. Spruchreif ist aber weiterhin nichts.

Mehrere Kandidaten

Auf der Suche nach einem Vorstandsvorsitzenden befindet sich der Fußball-Zweitligist VfB Stuttgart in Gesprächen mit mehreren Kandidaten. „Wir reden mit verschiedenen Leuten“, sagte Präsident Wolfgang Dietrich der Deutschen Presse-Agentur zu der Frage, wer die Führungsposition in der VfB Stuttgart 1893 AG übernehmen werde. Es sei aber noch keine Entscheidung gefallen. Dass der zuletzt von verschiedenen Medien gehandelte Robert Schäfer, ehemaliger Vorstandschef von Bundesligist Fortuna Düsseldorf, ein Kandidat ist, wollte Dietrich nicht bestätigen. „Es gibt keine Entscheidung. Es gibt weder eine Zusage von uns noch von einem Kandidaten. Es gibt auch noch keinen Favoriten“, sagte der 70-Jährige. Der künftige Vorstandsboss muss laut Dietrich vor allem eines mitbringen: „Der neue Vorstandsvorsitzende muss Erfahrung haben im Fußballgeschäft, das ist die oberste Bedingung.“