Während Außenverteidiger Pablo Maffeo (links) gegen den SC Freiburg erstmals auf der Bank saß, wurde Gonzalo Castro (Mitte) fachfremd eingesetzt und zur Pause ausgewechselt. Nicolás Gonzáles Foto: dpa/Baumann (2) - dpa/Baumann (2)

Sieben Spieler haben die Stuttgarter in der Sommerpause geholt, doch die meisten von ihnen sind bislang nicht integriert. Die Weiterentwicklung der VfB-Elf lässt also auf sich warten.

StuttgartDie Torflaute ist besiegt, der Torjäger Mario Gomez hat sich mit zwei Treffern eindrucksvoll zurückgemeldet, und der VfB hat nun immerhin einen Punkt auf dem Konto – das sind die positiven Effekte des 3:3 vom Bundesliga-Gastspiel in Freiburg.

Doch es gibt auch die betrübliche Seite dieses unterhaltsamen Derbys mit sechs Toren im Schwarzwald. Denn in puncto Weiterentwicklung der Mannschaft darf man den Stuttgarter Auftritt beim Sportclub getrost in die Kategorie „totaler Flop“ einordnen. 30 Millionen Euro hat der VfB in der Sommerpause in sein Team gesteckt, sieben Neue kamen mit jeder Menge Vorschusslorbeeren – doch nach acht Wochen Vorbereitung und weiteren vier im Spielbetrieb standen in Freiburg gerade mal 1,5 Neue auf dem Rasen. Nur der junge Angreifer Nicolás González spielte durch, während Gonzalo Castro zur Halbzeit rausmusste.

Die Sommer-Transfers zünden beim VfB also (noch) nicht. Was bei näherer Betrachtung der einzelnen Akteure diverse individuelle Gründe hat, dürfte allerdings auf Strecke gesehen zu einem größeren Problem führen. Noch sind gerade mal vier Pflichtpartien absolviert. Bleibt der Anteil an frischem Personal in der VfB-Elf, die diesmal ein Durchschnittsalter von 27,9 Jahren besaß, in den nächsten Spielen aber weiter so gering, stellt sich bald die Kardinalfrage: Hat der Manager Michael Reschke falsch eingekauft – oder schafft es der Trainer Tayfun Korkut nicht, die Neuzugänge ins bestehende Kollektiv zu integrieren?

„Wir tauschen uns während der Woche mehrfach über das Sportliche aus – aber die Aufstellung ist natürlich die Sache des Trainers“, sagt der Manager Michael Reschke, der sich in Freiburg in Bezug auf die VfB-Startelf ungewohnt schmallippig präsentierte und lieber über die positiven Aspekte des Spiels sprach. Woran aber hakt die Integration der Neuzugänge?

Marc-Oliver Kempf: Die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit, die sich aktuell beim U-21-Europameister von 2017 auftut, sie ist ganz gewaltig. Mit einem Vertrag bis 2022 ausgestattet, kam Marc-Oliver Kempf mit großen Hoffnungen zum VfB. Als erfolgreicher Junioren-Nationalspieler des DFB hatte sich der 23-Jährige unter mehreren Angeboten die Offerte des VfB herausgepickt – um nach zwölf Wochen beim VfB festzustellen, dass er nach dem Verbleib von Benjamin Pavard in Stuttgart hinter dem Weltmeister, Timo Baumgartl und Holger Badstuber aktuell nur die Nummer vier der internen Innenverteidiger-Hierarchie ist. Der ambitionierte Linksfuß Kempf hat noch keine Minute für den VfB gespielt – und fällt aktuell mit Oberschenkelproblemen aus.

Borna Sosa: Sechs Millionen Euro an Ablöse hat der 20-jährige Linksverteidiger von Dinamo Zagreb gekostet – dem stehen bislang sieben Bundesliga-Minuten in der Schlussphase des Mainz-Spiels gegenüber. Im Duell mit Emiliano Insua ist der blonde Kroate, der einen Fünfjahresvertrag beim VfB besitzt, bis jetzt klar zweiter Sieger. „Er gehört zu den Spielern, denen wir für ihre Entwicklung Zeit geben müssen“, sagt Michael Reschke. Allerdings hatte es Sosa in Freiburg noch nicht einmal in den 18-Mann-Kader geschafft.

Pablo Maffeo: Es gibt Spieler, an denen hängt das Herz eines Managers besonders, nachdem er sich auf dem immer härter umkämpften Transfermarkt durchgesetzt hat. Bei Michael Reschke zählt das 21 Jahre junge Kraftpaket Pablo Maffeo ganz sicher in diese Kategorie. Immerhin hatte der VfB-Manager seine Verbindung zu den Guardiola-Brüdern Pep und Pere angezapft, um den Spanier als seinen zehn Millionen Euro teuren Königstransfer an den Neckar zu lotsen. In Freiburg nun saß Maffeo aber erstmals nur auf der Bank, wofür es aus Trainersicht gute Gründe gab. Schließlich hatte der Konkurrent Andreas Beck („Wir führen einen offenen Zweikampf“) in der Länderspielpause beim Testturnier in Großaspach überzeugt.

Daniel Didavi: Mit einer Reizung an der Achillessehne absolvierte der Wolfsburg-Rückkehrer zuletzt nur Individualtraining. Wie bereits in Freiburg droht Didavi daher auch gegen Düsseldorf am Freitag (20.30 Uhr) auszufallen. Das wurmt den Offensivmann gewaltig, hat er doch in seinen bisherigen Spielen keine Bäume ausgerissen. Dies lag aber auch daran, dass es Didavis Lieblingsposition zentral hinter den Spitzen im System von Tayfun Korkut gar nicht gibt. Also gilt bei Didavi, der in der Liga noch nie in der Startelf stand, ganz besonders: Trainer und Spieler müssen zueinanderfinden.

David Kopacz: Die 19-jährige Offensivkraft wurde aus Dortmund als Perspektivspieler geholt. Kopacz zeigte in der Vorbereitung zwar ansprechende Leistungen, hat bisher aber nur im Regionalliga-Team gespielt.

Gonzalo Castro: Zugegeben, der Kommentar eines VfB-Fans im Netz, der mit Blick auf die Nominierung von Christian Gentner sowie von Gonzalo Castro auf der Außenbahn von der „vermutlich lahmsten Flügelzange der Liga“ schrieb, er war ein ziemlich zynischer. Allerdings machte er deutlich, dass der in 367 Bundesliga-Einsätzen erprobte Sechser Castro bis zur Auswechslung in der Halbzeit fachfremd eingesetzt wurde. Warum eigentlich.

Nicolás González: Derweil zeigt sich Nicolás González nach einer Leistungsdelle gut in Form – der 20-Jährige wartet aber weiter auf sein erstes Pflichtspieltor.