Holger Badstuber überzeugt im Trikot des VfB Stuttgart. Foto: dpa - dpa

Der frühere Bayer macht sich während der Länderspielpause Gedanken über seine Zukunft

StuttgartLänderspielpause. Jahrelang gab es die für Holger Badstuber nicht. Dann hieß es: Tasche packen und ab zur Nationalelf. Badstuber war gesetzt – beim FC Bayern München und bei Joachim Löw. Im März 2018 ist alles anders.

Als sich die Nationalspieler am Mittwoch in Düsseldorf einfinden, um sich in den beiden Testspielen gegen Spanien und Brasilien auf die WM einzustimmen, fehlt der 29-Jährige. Löw hat im Moment keinen Bedarf an dem Abwehrspieler; und nach Lage der Dinge auch im Sommer in Russland nicht, wenn der Weltmeister seinen Titel gerne verteidigen möchte.

Großer Ehrgeiz

Also verbringt der 31-fache Nationalspieler die Länderspielpause in Stuttgart. Training mit den verbliebenen VfB-Profis statt mit den Ex-Kollegen. Wurmt ihn das? Natürlich. Auch wenn er lange genug dabei ist, seine Enttäuschung zu verbergen und die Nicht-Nominierung in diplomatische Worte zu verpacken. „Ich kann nichts anderes tun, als mich über Leistung zu empfehlen“, sagt der Abwehrspieler. Und: „Ich gebe die Hoffnung nicht auf.“

Sein Ehrgeiz lässt auch gar nichts anderes zu. Der gebürtige Memminger ist mit einer weit überdurchschnittlichen Portion jener Eigenschaft ausgestattet, die im Spitzenfußball oftmals den Unterschied zwischen einem guten und einem sehr guten Fußballer ausmacht. Anders hätte er seine zahlreichen schweren Verletzungen wohl kaum überstanden. 15 Jahre Bayern München haben außerdem ihre Spuren hinterlassen. Stichwort Sieger-Gen, Stichwort Mia san mia.

Badstuber hat hohe Ansprüche – und noch lange nicht genug. Weshalb es in diesen Tagen, in denen viel über die Nationalmannschaft gesprochen wird, auch um seine Zukunft beim VfB geht. Badstubers Vertrag läuft im Sommer aus.

Bleibt er? Oder zieht er weiter? Noch hat es keine ernsthafteren Gespräche mit der sportlichen Führung des VfB gegeben, doch Badstubers Worte lassen eher den Schluss zu, dass er in der nächsten Saison woanders aufschlägt. „Die Champions League ist das, was ich anstrebe. Es war immer das Schönste, sich mit den Besten zu messen. Das ist nach wie vor mein Ziel“, wiederholt Badstuber, was er in den vergangenen Wochen bereits erklärt hat. Ein weiteres Jahr Erstklassigkeit mit dem VfB ist jetzt zwar so gut wie garantiert, womöglich qualifiziert sich die Mannschaft am Ende sogar für die Europa League. Doch Badstuber spricht explizit von der Königsklasse. „Wenn man dort einmal gespielt hat, will man es immer wieder tun“, erklärt er.

Körperlich stabilisiert

Das klingt verdächtig nach einem leisen Servus. Der Bayer hat den VfB nach vielen Verletzungen vor dieser Saison als Sprungbrett gesehen. Körperlich hat er sich stabilisiert, spielerisch voll eingeschlagen. In 20 von 27 Bundesligaspielen stand der Linksfuß auf dem Platz. Eine Quote, die ihm vor Saisonbeginn nicht jeder zugetraut hätte. Wenn der 29-Jährige am Ball war, überzeugte er fast immer. Der Abwehr verhalf Badstuber zu ungeahnter Stabilität. Nur der FC Bayern München hat in dieser Saison weniger Gegentore kassiert als der VfB. „Wir haben es gut hinbekommen, ergebnisorientiert zu spielen“, fasst er die Spiele unter Trainer Tayfun Korkut zusammen. „Im letzten Spiel in Freiburg haben wir uns dann auch fußballtechnisch verbessert.“

Badstubers Pläne sind aufgegangen, die Ziele – der Klassenverbleib mit dem VfB, selbst wieder richtig auf die Beine kommen – praktisch erreicht. Der Sprung zu neuen Ufern wäre der logische nächste Schritt, auch weil sich Badstuber eine gewisse Distanz zum Umfeld stets bewahrt hat. Nur selten spricht er von seinem aktuellen Club in der Wir-Form. Stattdessen sagt er Sätze wie: „Der VfB hat großes Potenzial.“ Dass er sich seine Zukunft auch in Stuttgart vorstellen kann, deutet Bad-stuber allenfalls an. „Wir werden uns darüber unterhalten: Was sind die Pläne, was sind die Ziele des VfB? Dann sehen wir weiter.“

Wie plant der VfB?

Die Frage ist letztlich auch, wie der VfB plant. In Timo Baumgartl und Benjamin Pavard verfügt der Aufsteiger über ein erstklassiges junges Innenverteidiger-Duo, dessen Zukunft am Neckar ebenfalls offen ist. Schlussendlich geht es auch um Alternativen. Lazio Rom soll Interesse an Badstuber bekundet haben. Dort könnte er womöglich in der Champions League spielen.

Und damit auch die Wahrscheinlichkeit erhöhen, künftige Länderspielpausen wieder im Kreise der Nationalmannschaft zu verbringen.