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Von Sigor Paesler

Stuttgart – Es war der erwartet heiße Donnerstag zum Transferschluss im Fußball – insbesondere für Bundesliga-Aufsteiger VfB Stuttgart. Die vakante Stelle auf der rechten Abwehrseite wurde mit Andreas Beck und damit mit einem alten Bekannten besetzt. Tragische Figur des Tages war Matthias Zimmermann, der sich im Testspiel gegen den FC Ingolstadt (siehe Anhang) einen Kreuzbandriss zuzog.

Zimmermann sah sich auf eben der rechten Abwehrseite wie im defensiven Mittelfeld einer stärkeren Konkurrenz ausgesetzt. Trotzdem schob er Wechselgedanken in Richtung Crystal Palace und Norwich City beiseite – gut für den VfB, denn der 25-Jährige ist mit seiner soliden Spielweise flexibel einsetzbar. Dann der bittere Moment: Zimmermann zog sich einen Kreuzbandriss zu und wird mehrere Monate fehlen.

Derweil hatte Beck bereits einen Zweijahresvertrag unterschrieben. Er ist der elfte und letzte Zugang der Schwaben in der Sommer-Transferperiode, die zunächst von Jan Schindelmeiser als Sportvorstand und nach dessen Entlassung von Michael Reschke verantwortet wurde. Der Name des 30-jährigen Beck, der aus der VfB-Jugend stammt und im Jahr 2008 zu 1899 Hoffenheim und später zu Besiktas Istanbul wechselte, war schon länger ein Thema auf dem Wasen. Wie übrigens der von Ex-Spieler Christian Träsch, der jedoch vom VfL Wolfsburg zu seinem Heimatverein FC Ingolstadt wechselte – mit dem er gestern beim Test in Stuttgart auflief.

Die Rückholaktion mit Beck wurde in den vergangenen zwei Tagen forciert, nachdem die Verpflichtung des einen Wunschspielers Erik Durm (Borussia Dortmund) an Einwänden der Ärzte und des anderen Wunschspielers Jonny Castro (Celta Vigo) an der aus Sicht der Stuttgarter überzogenen Forderungen der Spanier scheiterten. Weit mehr als die zuletzt im Raum stehenden acht Millionen Euro sollen zuletzt aufgerufen worden sein. Für Beck soll die Ablösesumme Medienberichten zufolge bei zwei Millionen Euro liegen.

„Es ergab sich überraschend für uns die Möglichkeit, Andreas Beck aus der Türkei zurück zum VfB zu holen. Andi verfügt über sehr viel Erfahrung, eine hohe Leistungsbereitschaft und die Mentalität, um für unsere Mannschaft ein ganz wichtiger Stabilisator zu werden“, erklärte nun Reschke. „Wir schätzen ihn außerdem auch als Typ und sind sehr glücklich, dass uns dieser wichtige Transfer sozusagen auf den letzten Drücker gelungen ist.“ Beck meinte: „Ich freue mich sehr, wieder in Stuttgart zu sein. Ich komme ja aus der Region und habe hier meine ersten Schritte als Profi gemacht. Für mich ist die Rückkehr hierher eine sehr emotionale Angelegenheit. Ich habe mich in Istanbul und bei Besiktas wohlgefühlt – und wäre für keinen anderen Verein gegangen.“

Nachdem es in den vergangenen Tagen bereits einen Wechsel auf der Torhüterposition gegeben hatte – Alexander Meyer von Energie Cottbus für den zu UD Levante gegangenen Mitchell Langerak – verlieh der VfB gestern noch zwei Spieler, die in den kommenden Monaten einen schweren Stand gehabt hätten: Julian Green geht für eine Saison zum Zweitligisten SpVgg Greuther Fürth, Jérôme Onguéné zu RB Salzburg.

Am sogenannten Deadline-Day ging es auch bei anderen Clubs hektisch zu. Eine Aufstellung:

Borussia Dortmund: Der Tabellenführer hat das 17-jährige Talent Jadon Sancho verpflichtet. Wie der Club nur wenige Minuten vor dem Ende der Transferfrist bekanntgab, unterschrieb der von mehreren europäischen Spitzenclubs umworbene Offensivspieler von Manchester City einen längerfristigen Vertrag. Sancho ist laut BVB „einer der Leistungsträger der starken englischen U-18-Nationalmannschaft und Vize-U-17-Europameister“.

FC Bayern München: Die Bayern leihen Europameister Renato Sanches für ein Jahr an Swansea City aus. Der 20-jährige Portugiese konnte die hohen Erwartungen in seiner ersten Spielzeit in München nicht erfüllen und soll nun in der Premier League Spielpraxis sammeln. Laut „Kicker“ soll Sanches für 8,5 Millionen Euro verliehen werden. „Es war unser Ziel, dass Renato in einer sehr starken Liga wie der Premier League bei einem Klub regelmäßig zum Einsatz kommt“, erklärte Vorstandsboss.

RB Leipzig: Der Champions-League-Teilnehmer hat Kevin Kampl vom Bundesliga-Konkurrenten Bayer Leverkusen verpflichtet. Der 26-jährige slowenische Nationalspieler unterschrieb einen Vertrag bis 2021. Für den Mittelfeldspieler zahlt der Vize-Meister und Champions-League-Teilnehmer laut Medienberichten etwa 18 Millionen Euro. Kampl wäre damit der teuerste Einkauf in der Vereinsgeschichte.

Eintracht Frankfurt: Die Eintracht hat den kroatischen Nationalspieler Ante Rebic zurückgeholt. Der 23-jährige Flügelstürmer wird wie schon in der vergangenen Saison für ein Jahr vom italienischen Erstligisten AC Florenz ausgeliehen. Für die Zeit danach sicherte sich der Bundesligist diesmal eine Kaufoption. Rebic bestritt in der vergangenen Saison 24 Bundesliga-Spiele für die Eintracht und schoss dabei zwei Tore. Auch beim Pokal-Endspiel gegen Borussia Dortmund (1:2) erzielte er das Frankfurter Tor. „Mit ihm gewinnen wir Geschwindigkeit und Unberechenbarkeit in unserem Spiel hinzu“, sagte Trainer Niko Kovac.

Werder Bremen: Die Bremer haben Ishak Belfodil vom belgischen Erstligisten Standard Lüttich verpflichtet. Der 25-jährige Nationalspieler Algeriens kommt für ein Jahr auf Leihbasis. Zudem wurde eine Kaufoption vereinbart. Mittelfeldspieler Sambou Yatabaré verlässt Bremen hingegen: Der 28-Jährige wurde an das belgische Team Royal Antwerpen ausgeliehen. Auch bei diesem Transfer einigten sich die Clubs auf eine Kaufoption. Vor der Verpflichtung von Belfodil hatte Werder lange nach einem weiteren Stürmer gesucht.

Hamburger SV: Die einjährige Ausleihe von Angreifer Pierre-Michel Lasogga zum britischen Zweitligisten Leeds United ist perfekt. Der 25-Jährige, der noch bis zum 30. Juni 2019 beim HSV unter Vertrag steht, unterschrieb in England bis zum Sommer 2018. „Es war keine einfache Entscheidung für mich, weil ich am HSV und den Fans hänge“, sagte Lasogga dem TV-Sender Sky. „Ich hatte nicht mehr die Chance, beim HSV zu spielen, deswegen ist der Schritt nach Leeds genau richtig.“ Trainer Markus Gisdol berücksichtigte den bulligen Stürmer zuletzt aber nicht mehr.

Hannover 96: Der Aufsteiger hat Offensivspieler Ihlas Bebou von Fortuna Düsseldorf verpflichtet. Bebou unterschrieb einen Vertrag für vier Jahre. „Nach den verletzungsbedingten Ausfällen mehrerer offensiver Außenspieler hatten wir dringenden Bedarf, hier noch einmal auf dem Transfermarkt tätig zu werden“, sagte 96-Manager Horst Heldt. Medienberichten zufolge zahlen die Niedersachsen rund 4,5 Millionen Euro Ablöse an den Spitzenreiter der 2. Bundesliga.

VfB verliert gegen Ingolstadt

Der VfB Stuttgart hat ein Testspiel gegen den Zweitligisten FC Ingolstadt mit 0:1 (0:0) verloren. Romain Brégerie erzielte den entscheidenden Treffer für den Absteiger (61.).

In der zweiten Hälfte der Begegnung, die ohne Zuschauer ausgetragen wurde, kam beim VfB auch der neue Ersatzkeeper Alexander Meyer zum Einsatz, der erst am Mittwoch von Energie Cottbus verpflichtet worden war. Der Argentinier Santiago Ascacíbar musste sein Debüt im VfB-Trikot dagegen wegen einer Ellenbogenverletzung verschieben. Beim FCI stand der frühere Stuttgarter Christian Träsch nach seinem Wechsel vom VfL Wolfsburg erstmals 20 Minuten lang auf dem Platz.

Mittlerweile wurde das Zweitrundenspiel des VfB im DFB-Pokal beim Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern genau terminiert. Die Stuttgarter treten am Mittwoch, 25. Oktober, um 18.30 Uhr auf dem Betzenberg an.