Der neue VfB-Sportvorstand Michael Reschke (links) und Präsident Wolfgang Dietrich als Beobachter des Testspiels in Reutlingen. Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Von Christoph Fischer

Reutlingen - Die Prominenz des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart war fast komplett angetreten in Reutlingen. Präsident Wolfgang Dietrich nahm neben dem neuen Sportvorstand Michael Reschke auf der Tribüne Platz. Ein paar Plätze weiter Thomas Hitzlsperger und Kevin Kuranyi. Aufsichtsrat Martin Schäfer hielt Hof in der VIP-Lounge. Das Stadion an der Kreuzeiche verabschiedete sich für einen sonnigen Sonntagnachmittag aus dem Oberligaalltag.

Jan Schindelmeiser kam aus den bekannten Gründen nicht nach Reutlingen. Seine Beurlaubung am vergangenen Freitag ist schon wieder lange Vergangenheit. Sie muss allerdings schon viel länger auf der internen Tagesordnung gestanden haben als bisher angenommen. Schon bevor die angeblichen Alleingänge des Sportvorstandes für ganz erhebliche Verstimmung im Aufsichtsrat sorgten, hatte Schindelmeiser offensichtlich schon seinen Kredit verspielt. Auslöser für die Unstimmigkeiten war offensichtlich der überraschende Transfer von Alexandru Maxim zum FSV Mainz 05.

Zankapfel Maxim?

Und das, obwohl andere langfristig mit dem rumänischen Nationalspieler planten und sogar eine vorzeitige Vertragsverlängerung ins Auge fassten. „Maxim hätte uns in der Bundesliga helfen können. Und wenn es nicht gepasst hätte, hätte man ihn ausleihen können“, sagt Martin Schäfer. Offen bleibt, ob Schindelmeiser den Transfer ohne Rücksprache mit der VfB-Führung abwickelte. Bekanntermaßen beanspruchte Schindelmeiser in Transferfragen die Deutungshoheit. Und konnte in der Hinsicht auch ein Dickkopf sein.

Wie auch Präsident Wolfgang Dietrich, gewohnt, nicht tagelang zu reden, sondern zu Entscheidungen zu kommen. Was Schäfer nicht sagt: Der Aufsichtsrat fühlte sich von Schindelmeiser ganz offenbar getäuscht.

Und Maxim ist ein Akteur, der dem Mittelfeld der Stuttgarter sicher Struktur hätte verleihen können. Auch und gerade in der Bundesliga. Dass es Kommunikationsprobleme zwischen Schindelmeiser auf der einen und Vorstand und Aufsichtsrat auf der anderen Seite gab, war im Trainingslager in Neustift offensichtlich geworden. Spätestens, als Aufsichtsrat Schäfer Handlungsbedarf in der Verpflichtung von routinierten Abwehrspielern angemahnt hatte. „Wir müssen in dieser Frage endlich vorankommen“, sagte Schäfer wenig missverständlich. Und ganz klar in Richtung Schindelmeiser.

Zu dem Zeitpunkt muss es schon erste Gespräche mit Michael Reschke gegeben haben. Reschke sagt dazu nichts, er ist ohnehin einer, der lieber im Hintergrund bleibt. Auch in Reutlingen war das so. Freundlich und unverbindlich in der öffentlichen Kommunikation, knallhart in der Verhandlungsführung.

Unzweifelhaft ist Reschke ein absoluter Fachmann. Das hatte er über Jahre bei Bayer Leverkusen bewiesen. Sein Kontakt zu den Trainern war dabei aber nicht immer optimal. Bruno Labbadia war einer, der mit Reschke gar nicht klarkam. Aber Reschke ist jemand, der einen untrüglichen Blick dafür besitzt, welcher Profi auf welcher Position helfen kann. Das war in Leverkusen so. Und das war auch als Technischer Direktor Kaderplanung beim FC Bayern so. Es ist bekannt, dass Trainer Pep Guardiola den anerkannten Fachmann am liebsten mit zu Manchester City mitgenommen hätte. Reschke entschied sich aber dagegen.

Die Position des Sportvorstandes beim VfB Stuttgart scheint eine Wunschposition von Reschke. Aus dem Umfeld von Bayern-Präsident Uli Hoeneß, übrigens ein guter Freund des VfB-Präsidenten Wolfgang Dietrich, war früh von der Wechselwilligkeit Reschkes die Rede gewesen. Vermutlich waren da die ersten Weichen bereits gestellt. Martin Schäfer, der das Talent besitzt, die Dinge in einfachen Worten auf den Punkt zu bringen, sagt in Reutlingen: „Wir haben uns jedenfalls bestimmt nicht verschlechtert.“

VfB verliert Testspiel gegen Sevilla mit 1:2

Eine Woche vor dem Pflichtspielauftakt im DFB-Pokal hat der VfB Stuttgart seine Generalprobe verpatzt. Im letzten Testspiel verlor der Fußball-Bundesligist in Reutlingen gegen den spanischen Erstligisten Real Betis Sevilla nach einer schwachen zweiten Hälfte leistungsgerecht mit 1:2 (1:1). Daniel Ginczek brachte den Aufsteiger unter den Augen des neuen Sportvorstands Michael Reschke in der 18. Minute in Führung, Fabián Ruiz (24.) und Sergio Léon (53.) drehten die Partie zugunsten der Gäste.

Auf Emiliano Insua muss der VfB bis auf Weiteres verzichten. Der Argentinier zog sich eine Risswunde zu, die genäht werden musste.

Mit Neuzugang Holger Badstuber rechnet Trainer Hannes Wolf zunächst noch nicht als Spieler für die Startelf. Er will ihn langsam aufbauen. Als mögliche Stammkraft plane er mit dem früheren Nationalverteidiger erst nach der Länderspielpause Anfang September. Bis dahin könne Badstuber aber Kurzeinsätze haben.