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Chefcoach Pellegrino Matarazzo bindet seine Assistenten Rainer Widmayer und Michael Wimmer stark in die Alltagsarbeit ein.

StuttgartRainer Widmayer ist in seinem Element. Er dirigiert, er korrigiert, er motiviert. In jede Spielform bringt sich der Co-Trainer des VfB Stuttgart mit all seiner Energie und seinem ganzen Wissen ein, während jeder Pass- und Laufübung achtet er auf eine präzise und schnelle Ausführung. Auffällig: Das Geschehen auf dem Trainingsplatz des Fußball-Zweitligisten lässt sich – bis auf den schwäbischen Dialekt – nahezu spiegeln. Widmayers Kompagnon Michael Wimmer arbeitet ebenso engagiert mit seinen Trainingsgruppen.

Seit Pellegrino Matarazzo als Chefcoach das Sagen hat, nehmen die beiden Assistenten Widmayer und Wimmer sichtbar eine neue Rolle ein. Man könnte behaupten: Sie sind nicht wiederzuerkennen. „Ich versuche, sie stark in die aktuelle Alltagsarbeit einzubinden“, sagt Matarazzo. So kann sich der 42-jährige Italoamerikaner immer wieder auf die Beobachterposition zurückziehen und das Tun der Spieler mit etwas Distanz betrachten.

Eine Sache des Selbstverständnisses als Chefcoach ist das natürlich – und des persönlichen Stils. Bei Matarazzos Vorgänger Tim Walter lag in puncto eigener Position die Betonung zunächst auf dem Begriff Chef, danach auf dem Begriff Coach. Er verstand sich als Alphatier, das den Platz zu seinem Revier machte. Die Vermittlung von grundsätzlichen Fußballideen lagen allein bei ihm. Sein Vertrauter war Rainer Ulrich, den er mitbrachte, der eine Sonderrolle einnahm – und der wieder mit ihm gehen musste.

Jenseits des Rasens wurde jedoch auch unter dem vor wenigen Wochen geschassten Walter Teamarbeit praktiziert. In der Vor- und Nachbereitung der Übungseinheiten, in taktischen Diskussionen, in Aufstellungsfragen – Widmayer und Wimmer waren mehr im Verborgenen gefordert. Jetzt tragen sie ein Stück weit mehr Verantwortung für das große Ganze. „Vom ersten Telefonat an war das Vertrauen zu spüren, das Pellegrino Matarazzo in uns hat“, sagt Widmayer.

Zurückgezahlt wird es auch durch die große Erfahrung, die Widmayer mitbringt. Seit 20 Jahren arbeitet er als Co-Trainer. Krassimir Balakov, Markus Babbel und zuletzt Pal Dardai hießen seine Vorgesetzten im Profibereich. Gerne blieb der heute 52-Jährige dabei im Hintergrund, und stets agierte er ohne persönliche Eitelkeit. Auch deshalb holte ihn der VfB im vergangenen Sommer von Hertha BSC in die schwäbische Heimat zurück.

Zudem gilt Widmayer als Taktikexperte, geprägt durch die Ralf-Rangnick-Schule; ein Fußball, der nach dem Trainerwechsel zu Matarazzo nun auch in Stuttgart gefragt ist – und der Wimmer keineswegs fremd ist. Vor seiner Verpflichtung war der 39-Jährige als Co-Trainer beim FC Augsburg unter Manuel Baum und Martin Schmidt tätig. Matarazzo kennt er noch aus seiner Zeit in der Nachwuchsabteilung beim 1. FC Nürnberg. Insgesamt ergibt das eine Konstellation, die dazu geführt hat, dass Matarazzo zunächst keinen eigenen Co-Trainer mitgebracht hat.

„Dazu sehe ich im Moment keine Notwendigkeit“, sagt der Chefcoach. Er fühlt sich wohl mit seinem Trainerteam, zu dem noch der Torwarttrainer Uwe Gospodarek sowie die Athletiktrainer Matthias Schiffers und Martin Franz gehören, ebenso die Analysten Marcus Fregin und Emiel Schulze. „Wir bilden eine Einheit“, sagt Widmayer – was während des Trainingslagers in Marbella gut zu sehen war.

Aufgabenteilung im Hintergrund

Widmayer und Wimmer waren kaum zu trennen. Lange bevor die Spieler auf den Platz trabten, hatten sie schon die Stationen aufgebaut und die Materialien vorbereitet. Und lange nach den Trainingseinheiten analysierten sie Daten und Szenen, sprachen mit den Spielern und tauschten sich mit Matarazzo aus.

Um Details geht es da – auch in Stuttgart, wo die Vorbereitung nun in die heiße Phase tritt. „Alle im Trainerteam reden über das Ganze“, sagt Sportvorstand Thomas Hitzlsperger. Eine Aufgabenteilung im Hintergrund existiert dennoch. Widmayer kümmert sich um die Verzahnung mit dem Nachwuchs (U 21, U 19), Wimmer um die Trainingsdokumentation und die -pläne sowie um die Mannschaftseinteilungen für die Spielformen.

Als „Vertrauensvorschuss“ des neuen Trainers sieht Hitzlsperger die Maßnahme, dass Widmayer und Wimmer sich nun anders präsentieren müssen. Sie stellen nicht nur die Hütchen auf den Rasen, sondern vermitteln wichtige Inhalte. „Ich weiß, wie es ist, wenn man Verantwortung übertragen bekommt“, sagt Matarazzo, der bis vor wenigen Wochen ja selbst noch Co-Trainer bei 1899 Hoffenheim war. „Es motiviert und setzt Energie frei.“