Ein Herz für die Liebsten: Der VfB-Angreifer Daniel Ginczek. Foto: Bongarts - Bongarts

Der 26-Jährige hat einige Zweifel, die ihn schon lange begleiten, vertrieben. Zumindest für eine Weile.

StuttgartDie Leistung hat ihn umgehauen: Ein Tor und 12,37 Laufkilometer. Da lag Daniel Ginczek erst einmal lange auf dem Boden. Erschöpft und erleichtert nach dem 1:0-Sieg des VfB Stuttgart gegen Borussia Mönchengladbach. „Da ist viel Druck abgefallen“, sagt der Stürmer. Von der Mannschaft, aber auch von ihm persönlich. Da es sich zum einen um einen wichtigen Erfolg im Kampf um den Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga gehandelt hat. Zum anderen hat Ginczek einige Zweifel, die ihn schon lange begleiten, vertrieben. Zumindest für eine Weile.

90 Minuten wirkte Ginczek mit – und das erst zum zweiten Mal in dieser Saison. Am 30. September 2017 war es, als der 26-Jährige das andere Mal vom Anpfiff bis zum Abpfiff auf dem Rasen durchhielt. In Frankfurt, als Ginczek mit einer unglücklichen Kopfballabwehr in der Nachspielzeit den Eintracht-Sieg ermöglichte. Jetzt stand er gegen Gladbach als einer der Gewinner da. Mit Mario Gomez hatte er den Angriff gebildet und in einer Co-Produktion die Entscheidung herbeigeführt.

Endlich – für viele Fans, denn mit keinem anderen Spieler verknüpfen sie so sehr ihre Sehnsucht nach besseren Zeiten beim VfB. Seit Jahren schon, da Ginczek seit seiner Ankunft im Sommer 2014 ständig von großen Verletzungen und kleineren Blessuren zurückgeworfen wurde. Nun soll die Patientenakte aber geschlossen werden und ein neues Erfolgskapitel beginnen.

„Die richtige Antwort“

„Ich denke, das war die richtige Antwort an all jene, die gezweifelt haben, ob ich überhaupt noch einmal ein ganzes Spiel durchstehe“, sagt Ginczek. Tatsächlich umgibt die Einsätze des Hünen seit Jahren ein Fragezeichen. Zwölfmal fehlte er dem VfB in dieser Ligasaison verletzt. Mittlerweile ein durchschnittlicher Wert für den Offensivmann, der in seiner Laufbahn mehr Pflichtpartien verpasst als absolviert hat.

Zuletzt kam er wieder von der Bank. Viermal. Auch weil er selbst nicht sicher gewesen war, wie belastbar er ist. Und nun zog Ginczek im fünften Rückrundenspiel auch in der Schlussphase noch Sprints an und warf sich in der Nachspielzeit in die Zweikämpfe. „Die Bereitschaft, bis zum Ende alles zu geben, war bei allen da“, sagt der Trainer Tayfun Korkut. Ein Beleg dafür: In Christian Gentner, Santiago Ascacibar und eben Ginczek schafften es an diesem 22. Spieltag gleich drei VfB-Profis unter die Top Ten der laufstärksten Spieler ligaweit.

Im Fall Ginczek kam jedoch noch hinzu, dass es sich um „keinen typischen Stürmerjob“ handelte, den er nach der Pause zu erledigen hatte. Auf die rechte Seite musste er ausweichen, um den Defensivverbund zu verstärken. In der Spitze blieb Gomez. Kaum noch unterstützt, aber stets anspielbar. „Mario ist mehr der Wandspieler, und ich kann mehr in die Tiefe gehen. Wir sind also schon etwas unterschiedliche Typen“, sagt Ginczek. Eines verbindet die Stoßstürmer jedoch: die Körpergröße – ein Vorteil, wenn mit langen Pässen von hinten ein Fußball ohne Mittelfeld praktiziert wird.