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Von Sigor Paesler

Stuttgart – Mit der Wahl starker Worte sollte man vorsichtig sein. Als aber die Nachricht von der Rückkehr von Mario Gomez zum VfB Stuttgart die Runde machte, passte der Begriff, der durch das weltweite Netz wirbelte: „Transferhammer.“

„Manchmal gibt es Konstellationen im Fußball, die man vorher nicht für möglich gehalten hat“, sagte auch Michael Reschke, der Sportvorstand des Fußball-Bundesligisten. Als Gomez vor achteinhalb Jahren vom VfB zum FC Bayern wechselte, bezahlte der Branchenprimus damals die deutsche Transfer-Rekordsumme von 30 Millionen Euro. Jetzt kehrt der Stürmer nach Zwischenstationen beim AC Florenz und Besiktas Istanbul für geschätzte 3,5 Millionen Euro vom VfL Wolfsburg zurück. Womit er mutmaßlich eine halbe Million Euro günstiger ist, als die Stuttgarter vom 1. FC Köln für Simon Terodde bekommen. Gomez unterschrieb einen Vertrag bis Sommer 2020.

Im Gegenzug, auch das dürfte den Preis gedrückt haben, kehrt Josip Brekalo schon ein halbes Jahr vor dem Ende des Leihgeschäfts vom VfB nach Wolfsburg zurück. „Zur neuen Saison wäre er vertragsgemäß ohnehin zum VfL zurückgekehrt. Auch vor diesem Hintergrund haben wir entschieden, dem Wunsch des VfL Wolfsburg und des Spielers zu entsprechen, den Leihvertrag vorzeitig zu beenden“, sagte Reschke über den 19-jährigen Flügelspieler.

Gomez verließ Stuttgart als Nationalspieler. Als mittlerweile 32-Jähriger macht er sich nach wie vor berechtigte Hoffnungen, im kommenden Sommer bei der WM in Russland das DFB-Trikot zutragen. Womit der VfB nach längerer Zeit mal wieder einen aktuellen deutschen A-Nationalspieler im Kader hat.

Der VfB bekommt den dringend benötigten Stürmer, nachdem der Transfer des Argentiniers Maximiliano Romero geplatzt ist und dem Wechselwunsch des in dieser Saison glücklosen Terodde entsprochen wurde. Und Gomez kehrt zu seinen Wurzeln zurück, was offensichtlich sein Herzenswunsch war. Aus seinen Worten klingt jedenfalls Begeisterung heraus, die über die üblichen Floskeln hinausgeht. „Ich bin sehr glücklich, wieder zu Hause zu sein, dort wo alles für mich begonnen hat. Gerade in den letzten Tagen und in der heißen Phase habe ich immer mehr gespürt, wie sehr ich das will, wie sehr ich zurück nach Stuttgart möchte. Zu dem Verein, der mich ausgebildet hat, mit dem ich wahrscheinlich die verrückteste Zeit mit dem total unerwarteten Gewinn der deutschen Meisterschaft 2007 erlebt habe“, erklärte er. „Ich freue mich auf den Verein, die Stadt, auf die Menschen, auf das Umfeld, auf meine Familie. Ich kann es nicht erwarten, bis es wirklich losgeht.“

VfB-Trainer Hannes Wolf freut sich vor allem über die sportliche Verstärkung. Zwar hat Gomez, nachdem er in der vergangenen Saison 16 Treffer für die Wolfsburger erzielt und anschließend zum Kapitän ernannt wurde, in der laufenden Saison erst einmal getroffen. Aber im Gegensatz etwa zu Terodde ist er ein gestandener Bundesliga-Stürmer. In bislang 281 Spielen im deutschen Oberhaus erzielte der 71-fache Nationalspieler 151 Tore. „Wir sind davon überzeugt, dass er uns helfen kann, eine erfolgreiche Rückrunde zu spielen und freuen uns auf die Zusammenarbeit mit ihm“, sagte Wolf schon eher das, was man als Trainer zu einem Transfer eben sagt.

Gomez und Daniel Ginczek, der nach ausgestandener Adduktorenverletzung nach der kurzen Winterpause wieder ins Training einsteigt, bilden nun ein erfahrenes Sturmduo innerhalb der insgesamt jungen Mannschaft. Wobei die Frage ist, inwieweit Wolf sein Offensivsystem der Konstellation anpasst. Zumeist setzte er in der laufenden Runde auf tempoorientiertes Flügelspiel. Mit Gomez wird das Spiel zentraler.

Die Reaktionen der Stuttgarter Fans schwanken zwischen Euphorie und Skepsis. Die Pessimisten formulierten in diversen Internetforen die Frage, ob Gomez noch so stark sei wie vor acht Jahren. Viele aber freuen sich einfach über die Rückkehr des Angreifers in die Heimat und trauen ihm mehr zu als Terodde. Reschke formulierte es nüchtern so: „Das Wichtigste ist aber, dass wir mit Mario nicht nur einen Klassetyp und eine Identifikationsfigur verpflichten konnten, sondern dass wir einen Torjäger der Extraklasse bekommen. Dies ist das alles Entscheidende.“

Trotzdem: Gomez’ Rückkehr nach Stuttgart ist eine Hammer-Nachricht.