Anastasios Donis t Foto: Baumann - Baumann

Kein Spieler pusht nach dem Motto „Ich will weg“. Trotzdem würden Anastasios Donis und andere Kicker gerne wechseln. Sportdirektor Sven Mislintat muss den Kader deshalb neu sortieren. Ein Puzzlespiel, das für den Zweitligisten mit Schmerzen behaftet ist.

StuttgartMit einem Ballnetz über der Schulter stapft Anastasios Donis nach dem Vormittagstraining am Mittwoch vom Platz. Er ist wieder da, wobei er genau genommen ja nie wirklich weg war, gefühlt aber halt doch. Oder ist er vielmehr noch da? Jedenfalls trainiert der abwanderungswillige Angreifer des Fußball-Zweitligisten VfB Stuttgart seit dieser Woche wieder voll mit der Mannschaft, nachdem er zuvor wie der mittlerweile gewechselte Timo Baumgartl wegen Oberschenkelproblemen nur individuell geübt hatte.

„Es gibt im Moment keine Angebote, deswegen ist er voller Bestandteil des Kaders“, sagt der VfB-Sportdirektor Sven Mislintat zur Zukunft von Donis. Eine Offerte aus Moskau hat der Grieche jüngst abgelehnt. Nach der schweren Knieverletzung von Sasa Kalajdzic und dem Abschied von Chadrac Akolo (SC Amiens) hat sich im Kaderpuzzle für die Offensive hinsichtlich eines Abgangs des flinken Dribbelkünstlers eh noch mal eine etwas neue Situation ergeben. „Man muss jetzt irgendwann überlegen, ob man das überhaupt noch gewährt“, sagt Mislintat. „Ich glaube schon, dass er, wenn er hier bleibt, auch einen extremen Wert für die Mannschaft haben kann.“

Ascacibar und Mangala begehrt

Donis ist nicht der einzige Stuttgarter, der mit einem Wechsel in Verbindung gebracht wird. Besonders die Mittelfeldspieler Orel Mangala und Santiago Ascacibar sind begehrt. Mislintat würde sie aber gerne halten. „Es ist so, dass wir die Jungs nicht abgeben möchten“, sagt er. „Wenn ich die Jungs täglich auf dem Platz sehe, dann wissen sie für mein Gefühl auch genau, was sie aneinander und am VfB haben. Es ist nicht so, dass sie alle pushen nach dem Motto unbedingt weg.“

Seine Aufgabe sieht der Sportdirektor darin, vorbereitet zu sein für den Fall, dass ein Angebot in so schwindelerregender Millionenhöhe kommt, das der VfB es nicht ablehnen kann – dass also adäquater Ersatz parat wäre. Denn Mislintat weiß genau: „Als Zweitligist gibt es eher Schmerzgrenzen wie als Erstligist.“

Die Sommertransferperiode läuft noch bis 2. September (und damit zwei Tage länger als sonst, weil der 31. August auf einen Samstag fällt). Bis dahin wird auch beim VfB noch etwas Bewegung drin sein, wenngleich bis jetzt schon 13 Spieler gekommen und 17 gegangen sind. „Es ist eine sehr, sehr intensive Zeit“, sagt Mislintat. „Wenig Schlaf, viel Kaffee – manchmal fühle ich mich auch tatsächlich so, wenn ich den Spiegel anschaue. Die Tage sind lang und die Nächte wirklich kurz, leider nicht vom Feiern, sondern tatsächlich von harter Arbeit.“

Was Zugänge angeht, so steht seit dem Kreuzbandriss des Innenverteidigers Marcin Kaminski zum Saisonstart gegen Hannover 96 (2:1) ein neuer Abwehrspieler oben auf der Bedarfsliste. Felix Uduokhai (VfL Wolfsburg), Kevin Akpoguma (TSG Hoffenheim) und Lukas Mühl (1. FC Nürnberg) wurden jüngst gehandelt. „Wir werden da mit so vielen Namen in Verbindung gebracht, es macht gar keinen Sinn, die alle zu kommentieren“, sagt Mislintat. „Wir schauen uns das in aller Ruhe an – und irgendwann werden wir vielleicht einen präsentieren.“

Kauf oder Leihe sind denkbar

Ein Kauf ist ebenso denkbar wie eine Leihe. „Das hängt immer ein bisschen von der Verfügbarkeit ab“, sagt der Sportdirektor. „Es ist schon so, dass wir kaufen könnten. Die erste Frage ist aber: Was hat einer für eine Qualität, was kann er unserer Mannschaft bringen, und glauben wir, dadurch noch stärker zu werden?“

Im Auswärtsspiel am Sonntag (13.30 Uhr) beim 1. FC Heidenheim gibt es auf der Innenverteidigerposition einen Engpass. Denn außer Kaminski fällt auch der für ihn eingewechselte Maxime Awoudja wegen einer Gelb-Rot-Sperre aus. Überdies ist der aus der eigenen Jugend aufgerückte Luca Mack wegen einer Roten Karte im Finale um die deutsche A-Junioren-Meisterschaft gesperrt. Danach sind beide aber wieder einsetzbar. Deshalb sieht Mislintat den Handlungsbedarf bei den Innenverteidigern auch nicht als akut an. „Wir sind immer noch zufrieden mit dem, was wir haben“, sagt der 46-Jährige, der auch den zum VfB II beorderten Antonis Aidonis alles andere als abgeschrieben hat: „Er ist ein Toptalent. Er ist noch nicht so nah dran, dass er spielen kann. Theoretisch kann das in drei, vier Monaten aber auch so weit sein.“

Ur-Großvater

Der frühere italienische Star-Trainer Giovanni Trapattoni ist mit 80 Jahren erstmals Ur-Großvater geworden. Die freudige Nachricht gab der Ex-VfB-Trainer, der die Stuttgarter zwischen Juni 2005 und Februar 2006 coachte, auf Twitter bekannt. „Das sind Tage voller Freude. Ich bin Ur-Großvater geworden! Willkommen, Davide“, schrieb er und präsentierte stolz ein Foto von sich und seinem Ur-Enkel.