VfB-Trainer Hannes Wolf. „Ab der 70. Minute jeden Ball vorne reinzuprügeln – das ist nicht unser Stil.“ Foto: dpa - dpa

Von Dirk Preiß

Stuttgart – Es gab selbst beim deprimierenden 2:3 des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart beim FSV Mainz 05 den einen oder anderen vielversprechenden Moment. Zum Beispiel dann, wenn das Team nach einem Ballverlust in der Offensive zum Gegenpressing ansetzte. Drei Mann bedrängten bisweilen den ballführenden Mainzer – der sich dann aber doch auf recht problemlose Weise freispielen konnte. Zu zaudernd, zu zögerlich, zu halbherzig waren die Attacken der VfB-Akteure geraten. „Wir haben auf eklatante Art und Weise die Duelle verloren“, grantelte der Trainer Hannes Wolf nach der Partie.

War’s Zufall? War’s nur ein verpatzter Auftritt? Oder hat das Zaudern und Zögern einen tieferliegenden Grund? Keine Frage: Der moderne Fußball verlangt von Trainern und Mannschaften nicht mehr nur die eine Spielidee. Anpassungen sind gefragt, Veränderungen, Flexibilität. Von unverkennbarem Wert scheint dennoch eine gewisse Art der Herangehensweise, die ein Team verinnerlicht hat, auf die es sich zurückziehen kann, die Halt gibt in unruhigen Zeiten. Und die – auch für Außenstehende – erkennbar ist als die Fußball-DNA eines Clubs. Der VfB Stuttgart ist noch auf der Suche.

„Ab der 70. Minute jeden Ball vorne reinzuprügeln – das ist nicht unser Stil“, sagte Wolf über die Schlussphase der Partie in Mainz. Der Coach will den Ball spielerisch nach vorne tragen, ein Weg, der bislang aber viel zu selten in die gefährliche Zone führte. Die Debatte, wie viel Mut und Offensivgeist das Stuttgarter Spiel benötigt, um die Torausbeute zu vergrößern, begleitet den Club schon die ganze Saison. Und wird dadurch verstärkt, dass trotz der Bemühungen in diesem Bereich in der Winterpause (und der Verpflichtung von Mario Gomez) bis jetzt noch keine Besserung eingetreten ist.

Der Plan hinter dem Offensivspiel?

Wenn Hannes Wolf Attribute benennt, die er von seinem Team erwartet, ist meist von Intensität die Rede. Auch Geschwindigkeit galt mal als priorisierte Anforderung. Der Club an sich will sich einem mutigen Fußball, gespielt von möglichst vielen jungen Profis, verschreiben – und sich damit auch ein Stück weit abheben von manch einem Konkurrenten.

Wolfs Kernpunkte gelten in der Liga aber als Standard, Intensität und Geschwindigkeit bietet im Grunde nahezu jeder Kontrahent. Sicher, die jüngere Historie verlangte eine Stabilisierung der Defensive, die auch weitestgehend gelang. Und die personelle Ausstattung in der Vorrunde gibt auch nicht unbedingt das her, was der Kenner gerne als ein Spektakel bezeichnet. Aber diesen extremen Anspruch muss beim VfB auch keiner erfüllen.

Bislang ist auch in der Rückrunde nicht wirklich erkennbar, welcher Plan hinter dem Offensivspiel des VfB steckt, was die wiederkehrende Grundidee des Spiels ist. Gegen Hertha beispielsweise agierten die offensiven Außen (Berkay Özcan und Chadrac Akolo) deutlich in der eigenen Hälfte.

In Mainz wurde – wie gesagt –der Pressingversuch nur halbherzig unternommen. Und blieb damit ohne Wirkung. Zudem orientiert der Coach seine Herangehensweise an ein Spiel sehr stark nach dem jeweiligen Gegner. So steckt der VfB nach sechs Niederlagen aus den letzten sieben Pflichtspielen in der Krise. In den nächsten Partien geht es für Wolf und sein Team also nicht nur um die nötigen Punkte für den Klassenverbleib – sondern auch um die eigene Identität.