Die VfB-Defensive mit Benjamin Pavard (Zweiter von rechts) und Timo Baumgartl (links) arbeitet bislang gut. Foto: dpa

Von Sigor Paesler

Stuttgart – Hannes Wolf wird nicht zu Unrecht zur neuen Generation der analytisch-akribischen Fußball-Lehrer gezählt. Oft genug aber reagiert der 36-jährige Trainer des Bundesliga-Aufsteigers VfB Stuttgart auch direkt aus der Anspannung des Spiels heraus mit Humor. Wenige Minuten nach der 0:2-Niederlage des VfB am Dienstagabend bei Borussia Mönchengladbach antwortete Wolf auf die Frage, wo er mit Blick auf die grundsätzlich funktionierende Abwehr künftig den wiedergenesenen Routinier Holger Badstuber aufstellen wolle: "Vorne drin oder so."

Natürlich drängt der 28-jährige Ex-Nationalspieler wieder ins Abwehrzentrum. Doch da haben die Kollegen zuletzt insgesamt einen guten Job gemacht. Drei von fünf Saisonspielen haben die Stuttgarter verloren, trotz des nicht berauschenden Wertes von sieben Gegentreffern liegt das Problem aber weniger in der Defensive. Und zwei Siege sind für einen Neuling auch nicht so schlecht. Der VfB hat drei Mal verloren, weil vorne zu wenig geht. Drei Treffer in fünf Spielen – nur der sieglose SC Freiburg hat noch ein Tor weniger geschossen.

Vor der Saison war das eher anders herum erwartet worden, da hatte man mit Sorgen auf die junge Abwehr geschaut. „Wir haben in der Defensive schon eine gute Stabilität“, sagt Wolf nun zu Recht. Die Offensive um den torlosen Simon Terodde kann er weniger loben – höchstens für die Defensivarbeit, die ja bekanntlich vorne beginnt.

Die Abwehr steht – und jetzt kehrt Badstuber zurück.

Formation: Wolf sagt, dass die Mannschaft nicht nur mehrere Varianten spielen, sondern auch schnell zwischen ihnen wechseln kann. In der vergangenen Saison agierte der VfB meistens mit einer Vierer-Abwehrkette. In der laufenden gelten seit dem 2. Spieltag die Zahlen drei und fünf: Drei zentrale Verteidiger, und außen zwei weitere Akteure, die das Angriffsspiel über die Flügel ankurbeln und in der Defensive den Fünfer-Riegel schließen. „Die Anordnung bei Ballbesitz ist sehr ähnlich“, erklärt Wolf.

Personal: Die Drei-Fünf-Taktik wurde dem Trainer auch dadurch schmackhaft gemacht, dass in Andreas Beck und Dennis Aogo (beide 30) kurz vor dem Ende der Transferperiode zwei erfahrene Spieler verpflichtet wurden, die die Außenpositionen besetzen können. Das Duo bereichert das Mannschaftsgefüge deutlich mit Abgeklärtheit und Stabilität, hatte kaum Anlaufschwierigkeiten. Youngster Ailton, der im ersten Saisonspiel links in der Viererkette begann und in Mönchengladbach eingewechselt wurde, hat seither kaum noch Startelf-Chancen. Das gilt noch mehr, wenn Linksverteidiger Emiliano Insua seine Verletzung auskuriert hat.

Rückkehrer: Ex-Nationalspieler Badstuber war nach den vielen Talenten der erste erfahrene Spieler, den der VfB in der Sommerpause verpflichtete. Und er erzielte beim 1:0 gegen den FSV Mainz 05 das erste Saisontor der Stuttgarter – ehe er sich eine Muskelverletzung zuzog. Für ihn wird nun wohl am ehesten Marcin Kaminski seinen Platz in der Dreierkette räumen müssen, obwohl der 25-jährige Pole in allen fünf Saisonspielen insgesamt überzeugt hat. Wolf sagte nach dem Spiel in Mönchengladbach: „Wir haben das Gefühl, dass wir in der Formation gut aufgestellt sind, dass das sehr gut passt mit Benjamin Pavard zentral und Timo Baumgartl über rechts, auch die Abstimmung mit Marcin Kaminski.“ Badstuber darf sich also nicht zu sicher sein.

Überraschung: Weil Badstuber ein Linksfuß ist und im Zentrum zuletzt Benjamin Pavard überzeugt hat, wäre denkbar, dass der Routinier links in der Dreierkette aufläuft. Wolf stellte vorgestern jedoch klar, dass er Badstuber zentral sieht: „Benjamin hat die ganze Saison sehr gut gespielt, auf den unterschiedlichen Positionen. Er wirkt sehr stabil. Wenn Holger spielen sollte, müssen wir schauen, wohin wir Benjamin schieben. Aber klar ist, dass er nach den Leistungen, die wir gesehen haben, nicht aus der Mannschaft fallen wird.“ Also kann er auch nach links rücken. Der 21-jährige Franzose ist eine der Überraschungen der laufenden Saison. Von den zwischenzeitlichen Unsicherheiten der vergangenen Runde ist bei dem Lockenkopf nichts mehr zu spüren: stark im Zweikampf, sicher und klug in der Spieleröffnung.

Rollenverteilung: Es ist nur ein paar Wochen her, da galt der 21-jährige Baumgartl als klarer Abwehrchef. Dann kamen Badstuber, Aogo und Beck. Und Pavard, der seit seinem Wechsel zum VfB im Sommer 2016 häufig rechts verteidigte, spielte sich in den Vordergrund und ins Zentrum. Baumgartl kann sich mit seiner Rolle aber offensichtlich gut anfreunden. Zum einen wollte er auch schon vorher nichts davon wissen, er sei der Chef der Defensive. „Ich fühle mich auch rechts wohl“, sagte er vor einer Woche nach dem 1:0 gegen den VfL Wolfsburg. Nach dem Mönchengladbach-Spiel erklärte der U-21-Nationalspieler: „In der ersten Hälfte hatte Gladbach gar keine Chance. Wir haben super verteidigt, sind gut gestanden.“ Darauf kommt es an.

WHATSAPP-INTERVIEW MIT FRITZLE

Das VfB-Maskottchen Fritzle ist vor kurzem 25 Jahre alt geworden. Beim heutigen Heimspiel gegen Augsburg läuft die Stuttgarter Mannschaft dem Krokodil zu Ehren daher mit einem Sondertrikot auf. Unsere Zeitung hat sich über Whats-app mit Fritzle unterhalten. Mehr über seine Motivation, seine Namensfindung und seine Gesundheit gibt’s hier.