Foto: SDMG. Erstes Training mit dem neuen Trainer.

StuttgartEine Vergangenheit bei den Kickers oder eine Woche mit Pep Guardiola: Was wohl die bessere Vorbereitung auf einen Job beim VfB Stuttgart ist? Da kann man geteilter Meinung sein. Klar ist nur: Markus Weinzierl kann beides vorweisen. Und noch bevor er erstmals auf dem Trainingsplatz seines neuen Club stand, versicherte der Bayer bei seiner Vorstellung im Bauch der Mercedes-Benz-Arena: „Ich werde mich für den VfB zerreißen.“

Kurz zuvor war er in den Katakomben den Gang in Richtung Medienraum entlanggeschritten und hatte an den Wänden viele Bilder aus vergangenen Tagen gesehen. „Klinsmann, Buchwald“, zählte Weinzierl auf und meinte: „Die waren auch bei den Kickers, also sehe ich das als gutes Omen an.“ Zwischen 1999 und 2001 war der neue VfB-Coach für die Blauen in der 2. Bundesliga am Ball gewesen. Vor einigen Monaten dann tauchte er in eine ganz andere Welt ein.

In Manchester schaute Weinzierl eine Woche lang Pep Guardiola über die Schulter, führte lange Gespräche mit dem Star-Trainer und beobachtete Spiele und Trainingseinheiten der Citizens. „Es war wunderbar“, schwärmte der 43-Jährige nun, „aus jeden Gespräch mit ihm kann man etwas mitnehmen.“ Was ihm nun in Stuttgart hilft?

„Wir werden einen Plan festlegen“

So wollte das Weinzierl nicht darstellen. Vielmehr habe er sich in den kompletten 15 Monaten, die er nach dem vorzeitigen Aus beim FC Schalke 04 ohne Job gewesen war, weiterentwickelt. „Das war vielleicht das wichtigste Jahr in meinem Leben“, sagte er. Viele Gespräche habe er geführt, unter anderem mit Bundestrainer Joachim Löw. Kollegen hat er zugeschaut, das eigene Handeln reflektiert. Und irgendwann war die Lust auf eine Rückkehr in die Bundesliga riesengroß. Genau das, findet Weinzierl, sei „eine gute Voraussetzung“ für die nun anstehende Aufgabe.

Der Coach ist zwar sicher, dass die Mannschaft des VfB weit besser ist als der aktuelle Tabellenplatz – die Weiß-Roten sind Letzter. Doch er trifft auf ein Team, dem die Automatismen abhanden gekommen sind. Dem ein klarer Plan fehlt. In dem Spieler sich auf der ihnen zugedachten Position nicht entfalten. Bis zum Heimspiel gegen Borussia Dortmund am 20. Oktober (15.30 Uhr) werde er viel mit den Spielern sprechen. Und: „Wir werden einen Plan festlegen.“ Wie dieser in etwa aussehen wird, ist auch schon klar.

Markus Weinzierl jedenfalls ist überzeugt: „Wenn du etwas entwickeln willst, brauchst du eine offensive Herangehensweise.“ Und genau diese Weiterentwicklung ist der Auftrag in Stuttgart – parallel dazu braucht der Club aber auch die nötigen Punkte, um aus dem Tabellenkeller zu klettern. „Das Ziel bleibt ein gesicherter Mittelfeldplatz“, sagte der Sportvorstand Michael Reschke. Doch spielerische Entwicklung und Rettung müssen sich ja nicht ausschließen.

Das hat zuletzt Werder Bremen mit dem jungen Florian Kohfeldt bewiesen, das hat auch Weinzierl beim FC Augsburg schon gezeigt. „Bei all meinen drei Stationen war es immer das Ziel, mutig und offensiv zu spielen“, sagte der neue VfB-Trainer, dem auch vor dem schweren Auftaktprogramm nicht bange ist. Dem Spiel gegen Borussia Dortmund folgt die Partie bei 1899 Hoffenheim. „Der BVB ist eine tolle Aufgabe, die wir mit Mut und Leidenschaft angehen werden. Man kann als Letzter auch den Ersten schlagen, wir wollen eine Serie starten“, sagte Weinzierl – und man konnte schon ahnen, folgende drei Wörter nun öfter zu hören an der Mercedesstraße 109: Mut, Leidenschaft, Offensive.

Variables Offensivspiel

Wie sein Vorgänger Tayfun Korkut setzt er dabei vor allem auf die Treffsicherheit von Mario Gomez. Allerdings will er den Stürmer konsequenter dabei unterstützen. „Je mehr Bälle in den Strafraum kommen, desto höher ist Wahrscheinlichkeit, dass Mario trifft“, sagte Weinzierl – und will das Offensivspiel variabel gestalten. Mal über die Außenpositionen, mal durch die Mitte. Wobei auch klar ist: Ein blindes Anrennen wird es auch unter Weinzierl nicht geben: „Die Defensive ist die Basis.“ Und eine gute Stimmung.

Im Team, aber auch im Stadion. „Gänsehaut“ habe er selbst als Gästetrainer in der Mercedes-Benz-Arena des Öfteren gehabt, versicherte Weinzierl und beschrieb die Fans des VfB als sensationell. Zu den guten Erinnerungen an den VfB trägt aber auch seine Bilanz gegen die Weiß-Roten bei: Von seinen vier Gastspielen in Stuttgart hat Weinzierl mit dem FCA drei gewonnen.

Und vor der nächsten Trainerentlassung schützt dessen Verpflichtung den VfB womöglich auch. Denn allein drei Stuttgarter Coaches (Bruno Labbadia, Armin Veh, Alexander Zorniger) mussten in den vergangenen Jahren nach einer Niederlage gegen Weinzierl gehen – was nun erst einmal ausgeschlossen ist.