Dennis Aogo Foto: Rudel - Rudel

Von Hannes Kern

Stuttgart – Wer beim Hamburger SV und beim FC Schalke 04 gespielt hat, der muss was aushalten. Dennis Aogo, der 30-jährige Neuzugang des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart, weiß davon ganze Arien zu singen. Spötter behaupten, im Schwabenland könne ihn nach den Engagements in Hamburg und Gelsenkirchen nichts mehr schrecken. Dem Linksverteidiger ist anzumerken, dass er schon viel in seiner Karriere erlebt hat. In einer umgänglichen und reflektierten Art erzählt er von seiner Vergangenheit und seine Erwartungen in Stuttgart.

„Man kann am meisten in schwierigen Phasen lernen“, blickt er auf das vergangene Jahr bei Schalke zurück. „Ich habe gelernt, dass man mit Drucksituationen ruhiger umgehen muss.“ Andererseits habe er bei seinen vergangenen Arbeitgebern auch erfolgreiche Zeiten erlebt, in der Champions League und der Europa League gespielt.

Und er hat gelernt, was es bedeutet, ausgemustert zu werden. „Das war eine furchtbare Erfahrung“, sagt der 30-Jährige freimütig, nachdem er bei Schalke keinen Vertrag mehr erhalten hatte und vereinslos war. Dieses einschneidende Erlebnis nutzte Aogo, um einiges in seinem Leben umzukrempeln. Er stellte seine Ernährung um, nahm vier Kilogramm ab und wechselte seinen Manager. Und seit kurzem ist er Vater, was mit ganz neuen Herausforderungen verbunden ist.

Aogo hielt sich mit Individualtraining fit und trug sich schon mit dem Gedanken, seine Karriere im Ausland fortzusetzen. Doch dann meldete sich Stuttgarts neuer Sportvorstand Michael Reschke, und Aogos Leben nahm urplötzlich eine weitere Wendung. Er entschied sich aus einem Bauchgefühl heraus für den VfB und sagte sich: „Auf geht’s. Ich habe Bock.“ Dass sein Wechsel bei einigen Stuttgarter Fans nicht auf große Begeisterung stieß, ist ihm wohlbekannt. „Darüber freue ich mich nicht“, räumt er ein, „aber mein Auftrag ist es, meine neue Rolle bestmöglich auszufüllen“, will er die Skeptiker mit Leistung überzeugen.

Kein Freund von Superlativen

Stuttgart als Neuanfang? Das ist dem zwölffachen Nationalspieler etwas zu hoch gegriffen. „Das hört sich wie ein Superlativ an. Das mag ich nicht so.“ Eigentlich hätte er am vergangenen Sonntag gerne beim Pokalspiel in Cottbus schon das VfB-Trikot übergestreift, aber Adduktorenprobleme verhinderten einen Einsatz.

Der maue Auftritt der Stuttgarter in der Lausitz schreckt den Ex-Schalker nicht ab. „Das ist im Grunde scheißegal, wie wir dort gespielt haben. Hauptsache weiter.“ Aogo ist der Überzeugung, dass der VfB über „viele talentierte Spieler“ verfügt, die zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen müssen. Er will seine Erfahrung einbringen, aber sich selbst dabei treu bleiben. „Ich bin nicht der große Lautsprecher“, sagt er.

Aus Erfahrung weiß er, auf was es für den VfB nach dem Aufstieg ankommt: „Wir müssen alles dafür tun, dass wir es im ersten Jahr schaffen, in der Bundesliga zu bleiben.“ Danach könne man sich weitere Ziele setzen und langfristig einen guten Mittelfeldplatz anstreben „mit Optionen nach oben“.

Wichtig sei ein guter Saisonstart. „Wir müssen alle Energie und allen Fokus in die ersten Spiele legen, damit wir da punkten. Egal wie. Das muss nicht schön sein“, betonte Aogo. Er hofft, am Samstag (15.30 Uhr) zum Saisonauftakt bei Hertha BSC sein Debüt im VfB-Trikot geben zu können. Das wäre dann doch irgendwie ein Neuanfang.