Bundesliga-Debüt mit 17 Jahren: VfB-Talent Antonis Aidonis (links) am Ball im Spiel gegen den 1. FC Nürnberg. Foto: Baumann - Baumann

Seit Berkay Özcan hat der VfB Stuttgart auf einen Spieler aus der eigenen Jugend gewartet, der den Sprung zu den Profis schafft. Antonis Aidonis ist nicht das einzige Talent mit den Anlagen dazu.

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ntonis Aidonis ist am Sonntag erst einmal nach Zypern geflogen. Der 17-Jährige des VfB Stuttgart gönnt sich nach seinem Debüt in der Bundesliga aber nicht etwa ein paar Tage in sonnigeren Gefilden, sondern absolviert mit der deutschen U-18-Nationalmannschaft dort einen Lehrgang. Mit dabei ist sein A-Junioren-Mitspieler Leon Dajaku, sieben weitere VfB-Nachwuchskräfte sind mit anderen Auswahlteams auf Reisen.

Talente also gibt es nach wie vor in Stuttgart – nun bekommen sie wieder die Chance zum Sprung auf die große Bühne. Das war in den vergangenen Jahren nicht der Fall, als es nach Timo Baumgartl (November 2014) nur noch Berkay Özcan (August 2016) aus der eigenen Jugend ins Profiteam schaffte. Vielleicht fehlten die Jungs mit Ausnahmequalitäten, vielleicht fehlte aber auch einfach das Vertrauen in die Talente. Das Prädikat „junge Wilde“ ist jedenfalls längst vergilbt.

VfB-Nachwuchschef Thomas Hitzlsperger macht dafür die vielen Sportvorstands- und Trainerwechsel in den vergangenen Jahren verantwortlich, was aus seiner Sicht immer wieder eine Ausrichtung auf kurzfristigen Erfolg zur Folge hatte. „Jetzt sind die Bedingungen gut. Ich habe eine gute Verbindung zu Sportvorstand Michael Reschke, und ich habe einen guten Draht zu Trainer Markus Weinzierl. Das heißt, die Türe ist offen“, sagte er -in der SWR-Sendung „Sport im Dritten“. „Wir können Nachwuchsspieler bei den Profis mittrainieren lassen. Und dann liegt es an ihnen, was sie aus dieser Chance machen. Diese Chance gab es in den letzten Jahren nicht so deutlich wie jetzt.“

Nur Timo Werner war noch jünger

Antonis Aidonis hat dies genutzt und hat seit seiner späten Einwechslung beim 2:0-Auswärtssieg am Samstag gegen den 1. FC Nürnberg drei Bundesliga-Minuten auf dem Konto. Mit den A-Junioren des VfB führt der Teenager die Tabelle der U-19-Bundesliga an. Er gehört dem jüngeren Jahrgang dieser Altersklasse an und avancierte in Nürnberg zum ersten im Jahr 2001 geborenen Spieler, der in dieser Saison in der ersten Liga mitmischen durfte. Nur Timo Werner war bei seinem Bundesliga-Debüt im VfB-Trikot anno 2013 mit 17 Jahren, fünf Monaten und elf Tagen noch acht Tage jünger als er.

Im Sommer kam Antonis Aidonis nach sechs Jahren bei 1899 Hoffenheim nach Stuttgart. Das ist insofern bemerkenswert, als dass Talente jahrelang eher den umgekehrten Weg gewählt und den VfB in Richtung Kraichgau verlassen hatten, weil sie dort eine bessere Perspektive für sich sahen. „Er hatte einen auslaufenden Vertrag. Wir wollten mit ihm verlängern und ihn halten, aber er hat sich für einen anderen Weg entschieden“, sagt 1899-Nachwuchschef Dirk Mack. Aidonis zählte in der jüngst so erfolgreichen Hoffenheimer Akademie zu den Talenten, denen man die nächsten Schritte bis in die Bundesliga zutraute und aufzeigte. „Wir haben ihn ungern abgegeben. Er ist ein patenter Kerl, der seinen Weg gehen wird“, so Mack.

Der VfB hat große Anstrengungen unternommen, um Aidonis zu bekommen. Der 1,81 Meter große Defensivspieler ist das erste Exempel für die Ankündigung, stärker in den Jugendmarkt zu investieren. Dass das nötig ist, mussten die Stuttgarter feststellen, als sie vor Jahren das Toptalent Oliver Batista Meier vom 1. FC Kaiserslautern auf den Wasen locken wollten – ihr Angebot war gegenüber dem des FC Bayern nicht konkurrenzfähig.

Generell gilt: Monatsgehälter im mittleren vierstelligen Bereich sind für U-19-Topspieler mittlerweile nicht unüblich. Man muss sich die Spieler im Wettbewerb um die besten Talente heutzutage immer früher sichern, zumal sie auch immer früher in der Bundesliga ankommen. Der Weg führt in der Regel nicht mehr über die zweite Mannschaft, sondern direkt in die erste – siehe Aidonis. Ligaweit belegt er nur Platz 20 in der Rangliste der jüngsten Spieler mit Bundesliga-Einsatz. Angeführt wird diese von Nuri Sahin, der 2005 im Alter von nur 16 Jahren und elf Monaten bei Borussia Dortmund debütierte.

Antonis Aidonis ist der erste Spieler in der VfB-Historie mit Bundesliga-Minuten, der in diesem Jahrtausend zur Welt kam. Weitere werden folgen. Aber wer? Darüber gibt ein Blick zurück auf ein Testspiel im Oktober etwas Aufschluss. Markus Weinzierl war gerade frisch im Amt, da spielte der VfB gegen den SV Sandhausen (3:1). Sieben Talente kamen dabei zum Zug: Aidonis spielte durch, Dajaku ebenfalls von Anfang an. Zehn Minuten vor Schluss wurden Nick Bätzner, Per Lockl, Florian Kleinhansl, Kevin Grimm und der B-Junior Lilian Egloff eingewechselt.

Aus diesem Kreis wird neben Antonis Aidonis besonders Stürmer Leon Dajaku und Mittelfeldspieler Lilian Egloff das gewisse Etwas nachgesagt. Einzelne Namen will Thomas Hitzlsperger nicht kommentieren, er sagt nur: „Ich bin ganz zufrieden, was bei uns gerade los ist.“