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Von Hannes Kern

Stuttgart – Am vergangenen Freitag ist Anastasios Donis endgültig in Stuttgart angekommen. Der 21-jährige Stürmer des Fußball-Bundesligisten VfB erzielte beim glücklichen 2:1-Sieg über den 1. FC Köln den Führungstreffer und trug damit wesentlich zum Erfolg bei. „Die Partien gegen Wolfsburg und Köln waren meine bisher besten für den VfB. Das Tor hat mir viel Selbstvertrauen gegeben“, sagt der griechische Nationalspieler.

Doch ausgerechnet in dieser Aufschwungphase kam der Rückschlag. Donis zog sich am vergangenen Mittwoch im Training eine Schultereckgelenksprengung zu und fällt mindestens fünf Wochen aus. Eine Operation ist derzeit nicht nötig, teilte der VfB mit.

Es war für Donis nicht einfach, in Stuttgart Fuß zu fassen, und er bezahlte schnell Lehrgeld. Der 21-Jährige musste erkennen, dass die Deutschen besonders viel Wert auf Disziplin legen. „Das ist hier viel wichtiger als woanders“, sagt er mit ernster Miene und bekräftigt diese Aussage mit einem energischen Nicken. In Sachen Disziplin ist mit Trainer Hannes Wolf nicht zu spaßen. Der Coach warf Donis vor dem zweiten Saisonspiel gegen den FSV Mainz 05 kurzerhand aus dem Kader, weil sich der 21-Jährige einige Disziplinlosigkeiten erlaubt hatte.

„Probleme inzwischen gelöst“

Der Grieche soll mehrfach zu spät zum Training und anderen Terminen gekommen sein. Zudem hat er angeblich häufig Kurztrips in seine Heimat gemacht. Das geht natürlich nicht. „Ich habe Fehler gemacht und war nicht so fokussiert, wie es sein sollte“, sagt Donis. „Wir haben unsere Probleme inzwischen gelöst.“

Zu seinem Vater Georgios, ehemaliger Profi und heute Trainer von APOEL Nikosia, hat der Stürmer ein inniges Verhältnis. „Er ist immer sehr ehrlich zu mir und hat mir nach dem Köln-Spiel zu meinem Tor und meiner Leistung gratuliert“, sagt der Sohn. Sein Vater hat die Karriere maßgeblich befeuert. Georgios Donis stellte den Kontakt zu Juventus Turin her, wohin Anastasios von Panathinaikos Athen im Alter von 17 Jahren wechselte. „Das war ein großer und wichtiger Schritt in meiner Karriere“, sagt der 21-Jährige. Juve lieh ihn 2014 zunächst an US Sassuolo Calcio, dann an den FC Lugano und schließlich an den OGC Nizza aus, ehe ihn der VfB im Sommer verpflichtete.

Mit seinen 21 Jahren ist der pfeilschnelle, dribbelstarke Stürmer, dessen Vorbild kein geringerer ist als der Weltfußballer Cristiano Ronaldo, noch längst nicht am Ende seiner Entwicklung. „Ich versuche, mich jeden Tag zu verbessern. Der VfB ist genau der richtige Club für mich. Hier gibt es viele junge Spieler. Es ist wie in einer Familie.“ Nur mit der deutschen Sprache hapert es. „In einem Jahr wird das schon sehr viel besser sein“, sagt er.

Die Entwicklung der Mannschaft beurteilt Donis optimistisch. „Wir haben mit zehn Punkten einen guten Start hingelegt. Es geht darum, in der Bundesliga zu bleiben. Und das werden wir auch schaffen.“

Sein Debüt für die griechische Nationalmannschaft gab Donis am 9. Juni dieses Jahres gegen Bosnien und Herzegowina in der WM-Qualifikation. Seither brachte er es unter dem griechische Nationalcoach Michael Skibbe auf vier Einsätze. Allerdings muss Skibbe nach Donis’ schwerer Schulterverletzung Mitte November in den WM-Playoffs gegen Kroatien auf den Stürmer verzichten.

Ebenso wie der VfB in den kommenden Wochen. Ausgerechnet jetzt, wo der Grieche in Stuttgart so richtig in Fahrt gekommen ist und weiß, wie es sich hierzulande mit der Disziplin verhält.