Die Spieler laufen und Michael Meusch hat das Material im Griff. Foto: Rudel - Rudel

Von Sigor Paesler

Stuttgart – Stürmer Simon Terodde hat die Tore geschossen, Torhüter Mitchell Langerak hat sie verhindert. Trainer Hannes Wolf hat die Taktik und die Aufstellung ausgegeben, Sportvorstand Jan Schindelmeiser den Kader geformt. Viele weitere Menschen rund um den VfB haben ihren Anteil, wenn die Mannschaft morgen den Wiederaufstieg in die Fußball-Bundesliga schafft – was auch die wissen, die im Fokus der Öffentlichkeit stehen und die ersten Gratulationen entgegennehmen werden. „Es ist großartig, was diese Menschen leisten, das kommt viel zu kurz“, betont etwa Schindelmeiser. „Jeder hat seinen Job richtig gut gemacht, jeder auf seine Weise. Da kommt eine große Energie, mit einem großen Maß an Vertraulichkeit und Diskretion. Es ist für sie mehr als ein Job, es ist ein großer Teil ihres Lebens.“

Hier die Elf der stillen Wiederaufstiegshelden beim VfB, wobei die Namen exemplarisch stehen und auch elf andere oder noch viele weitere genannt werden könnten.

Joachim Cast (Manager Sportorganisation): Der frühere Zweitliga-Verteidiger hatte im vergangenen Frühsommer plötzlich viel Verantwortung zu übernehmen. Nach dem Abgang von Sportvorstand Robin Dutt übernahm er übergangsweise viele seiner Aufgaben und hielt so in der schwierigen Situation nach dem Abstieg den Laden mit am Laufen. Mehr noch: Es mussten schnell die Weichen auf Wiederaufstieg gestellt werden. Die Öffentlichkeit bekam davon nicht viel mit, Schindelmeiser aber erkannte nach seinem Amtsantritt schnell, was der Verein und er an Cast haben. „Er hält mir in Vertragsfragen mit extremer Qualität den Rücken frei“, sagt der neue Sportvorstand.

Edeltraud Endres (Empfang): Sie und ihre Kollegen im Foyer des Clubzentrums bekommen die Stimmungen rund um den Verein wohl mit am direktesten mit. Sie sind oft die ersten Menschen, mit denen am Verein Interessierte Kontakt haben. Immer freundlich, immer kompetent leitet sie seit vielen Jahren Gesprächspartner weiter, gibt Auskunft und erklärt auch zum x-ten Mal, wo es zum Fanshop geht oder dass das nächste Heimspiel leider ausverkauft ist. Endress bekommt allerhand mit, was auf der Geschäftsstelle so passiert, behält es aber diskret für sich. Eine treue Seele.

Carmen Haselberger (Stadion-TV): Die Reutlingerin ist nicht direkt beim VfB angestellt, aber trotzdem seit vielen Jahren bei jedem Heimspiel im Einsatz – wie viele andere, die unter der Woche einem anderen Beruf nachgehen. Sie steht hinter der Kamera, wenn Stadionsprecher Holger Laser über die Anzeigetafel zu den Zuschauern spricht und filmt auch die Pressekonferenzen. Viel Leidenschaft ist dabei im Spiel. Mit das Schönste nach Stuttgarter Siegen ist Haselbergers glückliches Strahlen. Und das bekam man in dieser Saison oft zu sehen.

Stefan Heim (Finanzvorstand): Der Geldfachmann mit dem Herz für den Fußball ist beim VfB auch der Mann für die besonderen Aufgaben. Nach dem Rücktritt von Präsident Bernd Wahler waren er und Jochen Röttgermann die ersten Repräsentanten des Vereins, das Duo löste das mit Bravour. Für alle Fragen der anstehenden Abstimmung über eine mögliche Ausgliederung der Profiabteilung in eine Aktiengesellschaft ist Heim der erste Ansprechpartner. Dass der Verein das Projekt trotz der fehlenden Millionen durch den Abstieg wirtschaftlich gesund angeht, ist zu einem guten Teil sein Verdienst.

Tobias Herwerth (Bereichsleiter Medien): Pressesprecher Herwerth war wohl mit der Erste, der feststellte, dass 2. Bundesliga nicht weniger Arbeit bedeutet als das Oberhaus. Wie die Fans waren und sind auch die Medien stark daran interessiert, was sich beim Aufstiegsfavoriten Nummer eins so tut. Die regionalen Pressevertreter blieben nach dem Abstieg ohnehin am Ball, aber auch national ist das Interesse groß. In einer wachsenden Medienlandschaft mit immer neuen Online-Anbietern behielten Herwerth und sein Team den Überblick und versuchten, sowohl Journalisten als auch Fußballern gerecht zu werden. Keine leichte Aufgabe, aber auch hier gilt vermutlich: Um den Aufstieg zu spielen macht mehr Spaß als gegen den Abstieg.

Michael Meusch (Zeugwart): Er selbst sagt, er übe seinen „Traumjob“ aus. Meusch ist gemeinsam mit Gordana Markovic-Masala dafür zuständig, dass die VfB-Profis immer etwas anzuziehen haben, wenn sie ihrer Arbeit nachgehen. Sieben Waschmaschinen fallen nach jedem Training an, da kommt etwas zusammen. Besondere Hingabe aber benötigen die Schuhe, denn da hat jeder Profi seine Vorlieben und besonderen Ansprüche. Meusch ist immer dabei, deshalb ist kaum jemand so nah dran an der Mannschaft. Neben der Kenntnis der richtigen Waschtemperatur und dem Überblick über die Menge der benötigten Trikots und Trainingsanzüge ist deshalb Diskretion eine der wichtigsten Grundeigenschaften. Zu vielen Spielern, auch ehemaligen, pflegt Meusch ein freundschaftliches Verhältnis.

Peter Reichert (Fan-Beauftragter): Der Mann mit der positiven Ausstrahlung bildet gemeinsam mit Christian Schmidt und Ralph Klenk das perfekte Fanbetreuer-Trio. Zu sehen, wie groß die Unterstützung auch nach dem Abstieg war, dürfte für den früheren Mittelstürmer besonders schön sein. Der Deutsche Meister von 1984, der unter anderem auch für Racing Straßburg und den FC Toulouse spielte, hat noch eine weitere Aufgabe: Er übersetzt beim Training für die Französisch sprechenden Spieler um Benjamin Pavard. Neben ihm steht dann meistens Jumpei Yamamori, der sympathische Extrabetreuer des Japaners Takuma Asano.

Jochen Röttgermann (Marketingvorstand): Wie Heim hat Röttgermann mit dafür gesorgt, dass der Verein nach dem Abstieg nach außen keinen chaotischen Eindruck machte. Und wie Heim hat er einen großen Anteil daran, dass die 2. Bundesliga kein finanzielles Desaster mit sich brachte. Kein einziger Sponsor sprang ab – das ist Röttgermanns Aufgabenbereich.

Günter Schäfer (Teammanager): An „Günne“ kommt man bei dieser Aufzählung nicht vorbei. Der frühere Defensivspezialist war als Spieler ein Publikumsliebling – nicht nur, weil er einstmals im Meisterjahr 1992 mit einem sensationellen Einsatz in einer entscheidenden Situation ein Gegentor verhinderte. Er ist seither in verschiedene Funktionen beim VfB nach wie vor bei allen beliebt und damit auch ein wichtiger Repräsentant des Vereins. Mit seiner volksnahen und verbindlichen Art tut er auch den jungen Profis in der Mannschaft gut, die sich an seine Spiele im VfB-Trikot gar nicht erinnern.

Katja Schmidt (Assistentin des Sportvorstandes): Auch Schmidt wird sofort genannt, wenn man nach den Machern im Hintergrund fragt. Wobei sie im Vergleich zu Schäfer in der Öffentlichkeit weniger bekannt ist. „Es sind Menschen, die nicht auf die Uhr schauen“, sagt Schindelmeiser über seine Mitarbeiter, das gilt insbesondere für Schmidt. Wobei sie als Assistentin Aufgaben übernimmt, um die sich bei anderen Clubs die Chefs kümmern, etwa das Abwickeln von Transfers.

Gerhard Wörn (Physiotherapeut): Kaum einer der regelmäßigen Stadionbesucher kann sich an eine Zeit erinnern, in der ein anderer als der Wernauer gemeinsam mit dem Mannschaftsarzt aufs Feld wetzte, wenn ein Stuttgarter Spieler verletzt am Boden lag. Die Muskeln müssen gepflegt werden, egal, in welcher Liga die dazugehörigen Beine gegen den Ball treten. Zu den Spielern baut man in dieser Funktion ein besonderes Verhältnis auf, und da kommt es nicht nur darauf an, mit den Händen das Richtige zu tun. Wie Bundesligaaufstieg geht, weiß Wörn übrigens auch: Der damals 19-Jährige gehörte zur VfB-Mannschaft, die im Jahr 1977 den Sprung zurück ins Oberhaus schaffte. Damals allerdings erst nach zwei Jahren in Liga zwei.