Zieht es Benjamin Pavard schon in diesem Sommer nach München? Foto: dpa - dpa

Seit der 22-Jährige mit Frankreich Weltmeister geworden ist, haben die Aufgeregtheiten um den künftigen Arbeitgeber des Fußballprofis zugenommen.

Stuttgart Benjamin Pavard und kein Ende? Es scheint so in diesem Transfersommer. Seit Wochen gibt es Spekulationen um einen möglichen Wechsel des Abwehrspielers vom Bundesligisten VfB Stuttgart. Seit der 22-Jährige mit Frankreich Weltmeister geworden ist, haben die Aufgeregtheiten um den künftigen Arbeitgeber des Fußballprofis zugenommen, da Pavard auf dem Markt der Asse gehandelt wird. Das gab es beim VfB länger nicht mehr und wirft drei Fragen auf.

Wie geht der Verein mit Pavard um?

Das Mobiltelefon von Michael Reschke klingelt häufig. In den Gesprächen geht es dann auch fast ausschließlich um Fußball. Aufgeregt, weil er einen Anruf von Pavard oder dessen Berater erwartet, ist der Manager aber nicht. Der 60-jährige Rheinländer hat immer betont, dass er in einem ständigen Austausch mit Pavard steht.

Das ist auch nach wie vor so, wobei es bisher von Spielerseite noch kein Signal gibt, dass er den Bundesligisten in diesem Sommer verlassen möchte. Dass er es ein Jahr später tut, ist eine ausgemachte Sache. Dabei verdichten sich die Anzeichen, dass sich Pavard mit dem FC Bayern einig ist – die Vereine sind es aber nicht. Zumindest wenn es um die Frage geht, ob der Weltmeister nach seiner Rückkehr aus dem Urlaub gleich nach München weiterzieht. „Viele Dinge entsprechen nicht den Fakten. Dazu gibt es auch nichts Weiteres zu sagen“, meinte der Bayern-Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im Zusammenhang mit der Meldung, dass Pavard schon in München unterschrieben habe.

Noch wird Pavard in drei Wochen in Stuttgart zurückerwartet. Bis dahin sollte Klarheit über seine nahe Zukunft herrschen, wenngleich das Transferfenster bis zum 31. August geöffnet bleibt. Eine Frist setzt der VfB vorerst nicht. Dennoch ist Reschke ruhig, weil er den Kader so aufgestellt hat, dass dieser mit und ohne Pavard eine gute Rolle spielen kann. Zudem weist der Kontostand des VfB Zahlen aus, die einen Verkauf nicht nötig machen. Plan A bleibt, Pavard noch eine Saison zu halten, um sportlich voranzukommen und ihn dann für die festgeschriebene Rekordsumme von 35 Millionen Euro zu verkaufen. Plan B ist es, den Verteidiger für 50 Millionen Euro gleich ziehen zu lassen.

Inwieweit ist das Team betroffen?

Zunächst einmal gar nicht. Auch am Freitag ist keiner von Pavards Mitspielern mit dem Auto auf den Parkplatz gerast und hat sich auf der Geschäftsstelle erst einmal danach erkundigt, ob der „Benji“ noch da ist – obwohl der 22-Jährige in der Mannschaft beliebt ist. Es herrscht Normalität. Zweimal wurde trainiert. Konzentriert, weil Routiniers wie Christian Gentner, Holger Badstuber oder Ron-Robert Zieler schon häufig erlebt haben, wie Personalien rauf- und runterdiskutiert werden. Und die Jungprofis legen den Fokus ebenfalls auf die eigene Leistung.

Mit bislang fünf Innenverteidigern stehen Trainer Tayfun Korkut genügend Spieler für die Abwehrzentrale zur Verfügung. Sollte Pavard den VfB sofort verlassen, sind noch Holger Badstuber, Timo Baumgartl, Marc Oliver Kempf und Marcin Kaminski da – Kandidaten für eine Dreier- oder Viererkette. Auch auf den Außenverteidigerpositionen besteht kein Bedarf (Beck, Maffeo, Insua, Sosa). Deshalb ist an eine Neuverpflichtung für den Fall, dass Pavard in diesem Sommer geht, vorerst nicht gedacht.

Wie reagieren die Fans?

Die emotionale Seite ist schwer zu greifen. Die Fans warten auf den Moment der Klarheit, und würde Pavard mit Tottenham Hotspur statt dem FC Bayern so eng in Verbindung gebracht werden, dann hieße es wohl: Geld her – und Adieu. Da die heißeste Spur aber nach München führt, lässt sich kein einhelliges Meinungsbild unter den Anhängern herstellen. Die einen Fans sagen, egal ob Bayern oder nicht, entscheidend ist es, eine möglichst hohe Ablösesumme zu erzielen. Andere wünschen sich, dass Pavard im französischen Hochgeschwindigkeitszug TGV gleich bis München durchfährt und nicht mehr in Stuttgart aussteigt. Sie könnten es kaum ertragen, einen Spieler in VfB-Reihen zu sehen, der vermeintlich schon dem Südrivalen versprochen ist.

Die Stimmen der Vernunft erkennen jedoch, dass mit Pavard mehr drin ist für die Stuttgarter als ohne ihn, eventuell sogar ein Europapokal-Rang. Und die kühnsten unter den VfB-Fans träumen davon, dass die Stuttgarter mit dem Lockenkopf aus Jeumont in die Champions League stürmen und er sich alles noch einmal anders überlegt.