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In Nicolas Gonzalez hat der VfB Stuttgart wieder ein Talent für viel Geld geholt. Trainer Tayfun Korkut stehen nun viele junge Spieler zur Verfügung, die das Team prägen sollen – aber nicht gleich.

StuttgartZugegeben, es ist nur ein Gedankenspiel. Aber eines, dass beim Blick auf den VfB Stuttgart die Fantasie anregen kann. Schließlich hat der Club vor zwei Jahren damit begonnen, sich neu aufzustellen. Auch und vor allem mit jungen Fußballern. Und nun hat der Manager Michael Reschke mit der Verpflichtung des 20-jährigen Argentiniers Nicolas Gonzalez das Puzzle vervollständigt: Der VfB verfügt schon in der Gegenwart über eine Elf der Zukunft – von Akolo bis Thommy.

Im Durchschnitt 21,8 Jahre ist diese Mannschaft alt, die es zunächst nur auf Papier gibt:

VfB jung: Meyer – Maffeo, Baumgartl, Pavard, Sosa – Donis, Mangala, Ascacibar, Thommy – Gonzalez, Akolo.

So kann sich Reschke eine Formation vorstellen, die aktuell über genügend Qualität verfügt, um in der Bundesliga zu bestehen, aber ebenso über das Potenzial, sich zu steigern. Dazu gibt es ja noch das Eigengewächs Berkay Özcan oder das frisch geangelte Talent David Kopacz. „Wir haben zehn Feldspieler im Kader, die unter 23 sind, dazu drei, die gerade mal 23 sind“, sagt Reschke.

In der Zusammenstellung der zwei Teams, die sich aus dem Stuttgarter Kader ergeben, führt das dazu, dass Marc Oliver Kempf beim Sportchef unter den Etablierten auftaucht – mit 23 Jahren und 43 Bundesliga-Einsätzen. Der vom SC Freiburg gekommene Abwehrspieler dient aber auch als gutes Beispiel für die aufstrebende Generation des VfB. Von auswärts geholt, ausgestattet mit langfristigen Verträgen, beseelt von der Aussicht, die Stuttgarter in rosigere Zeiten zu führen. „Die angesprochenen Spieler haben bereits nachgewiesen, dass sie auf hohem Niveau spielen können“, sagt Reschke und könnte Kempf lässig in die gedachte U-23-Dreierabwehrkette mit Benjamin Pavard und Timo Baumgartl schieben. Dazu gibt es die Außenverteidiger Pablo Maffeo und Borna Sosa. Der Spanier und der Kroate müssen ihre Bundesliga-Tauglichkeit zwar noch beweisen, aber auf Erstliga-Erfahrung können sie verweisen. Weshalb sich der VfB finanziell strecken musste, um die Umworbenen an den Neckar zu holen.

Doch für den VfB war es lange Zeit undenkbar, Millionen in Nachwuchskräfte zu stecken. Reschkes Vorgänger Jan Schindelmeiser leitete ein Umdenken ein: Er machte nach Abstieg und Wiederaufstieg aus der Not eine Jugend und verpflichtete zum Beispiel Benjamin Pavard, Anastasios Donis, Chadrac Akolo und Orel Mangala - teilweise gegen interne Widerstände, weil sie viel Geld kosteten. Nun sind sie aber Teil eines Plans, der sich für die Stuttgarter auszahlt. Alle vier haben dazu beigetragen, die zweitbeste Rückrundenmannschaft der vergangenen Saison zu werden. Und Pavard könnte eine Rekordablösesumme in die Kasse spülen.

Allerdings leuchten in Reschkes Augen keinesfalls die Euro-Zeichen, wenn er an den französischen WM-Teilnehmer denkt. Er will Pavard halten – zumindest noch für eine Saison. An keinem anderen Spieler lässt sich auch so gut festmachen, wie Reschke sich die Rolle der Herausforderer vorstellt: Sie bereiten schon in der Gegenwart viel Spaß und haben noch eine große Zukunft vor sich. Das führt zu den Einschätzungen, wie gut ein Pavard oder Donis bereits sind. Wie reif ein Baumgartl oder Ascacibar in der abgelaufenen Runde schon aufgetreten sind. Oder wie einsatzfreudig sich Thommy und Mangala in ihrer ersten Zeit gezeigt haben.

Ihre Leistungen sind dann unweigerlich mit der Frage verbunden: Wie stark werden diese Hochbegabten in ein, zwei oder drei Jahren sein? Die Antwort vermag kein Experte mit Sicherheit zu geben. Reschke ist jedoch überzeugt, dass die VfB-Mannschaft mittlerweile so stabil ist, dass sich der neue Jugendstil in Ruhe entwickeln kann – an der Seite von erfahrenen Profis. Sollte der Chefcoach Tayfun Korkut also auf die Idee kommen, im Training alt gegen jung antreten zu lassen, dann glaubt der Manager an ein „interessantes und spannendes Spiel“. Denn wie ein zweiter Blick auf das Personal zeigt, lässt sich ebenso schön eine Elf der Erfahrenen aufstellen:

VfB erfahren: Zieler – Kaminski, Badstuber, Kempf – Beck, Insua – Castro, Aogo – Gentner, Didavi – Gomez.

Auf insgesamt 2141 Bundesliga-Einsätze bringt es diese Mannschaft, wobei Gonzalo Castro (358) und Christian Gentner (348) die meisten Spiele auf dem Buckel haben. „Wir sind nun personell so aufgestellt, dass wir in den nächsten Jahren keinen großen Umbruch vollziehen müssen“, sagt Reschke nach drei Transferperioden, die er jetzt zu verantworten hat. Weitere Transfers bezeichnet der Sportchef nun als „entwicklungsabhängig“ und nicht mehr als grundsätzlich. Denn als er vor elf Monaten beim VfB anfing, stufte er den Kader als nicht wirklich bundesligaresistent ein. Also führte er der Mannschaft in Andreas Beck und Dennis Aogo erst einmal Erfahrung zu. Später kam Mario Gomez hinzu und zuletzt wurden Gonzalo Castro und Daniel Didavi als gestandene Profis präsentiert. Jetzt wurde noch Holger Badstuber weiterverpflichtet, der sich vom Reschke-Mix überzeugen ließ. „Ich will hier etwas aufbauen, das hoffentlich vielen Leuten lange in Erinnerung bleiben wird“, sagt der Routinier – ein Team mit Zukunft.

Meyer fällt lange aus

VfB-Ersatztorhüter Alexander Meyer hat sich einen Teilsriss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie zugezogen und wird einige Monate ausfallen. Der 27-Jährige muss operiert werden. Meyer war im vergangenen Sommer von Energie Cottbus gekommen, hat seitdem aber noch kein Bundesligaspiel bestritten. Für ihn rückt zunächst Florian Kastenmeier vom VfB II in den Kader auf. Ob ein Torhüter nachverpflichtet wird, ist noch offen.