Santiago Ascacibar Foto: Rudel

Von Sigor Paesler

Stuttgart – Manchmal, so scheint es, zögerte er dann doch kurz und entschied sich, nicht nach vorne durchzupreschen. Lieber zuerst die defensiven Aufgaben erfüllen. Ansonsten aber hatte man bei Santiago Ascacibar im Spiel des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart gegen den VfL Wolfsburg (1:0) nicht den Eindruck, der Argentinier würde zum ersten Mal in seinem Leben außerhalb seiner Heimat in einer Startelf stehen. Und auch nicht, dass er erst 20 Jahre alt ist.

Wenn der VfB am Doenstag (18.30 Uhr) bei Borussia Mönchengladbach antritt, wird Ascacibar ziemlich sicher erneut von Beginn an auflaufen. Vermutlich wird er gemeinsam mit Orel Mangala, der in den ersten drei Saisonspielen startete und gegen Wolfsburg eingewechselt wurde, die Doppelsechs bilden. Mangala ist erst 19 Jahre alt. Angesichts der schweren Verletzung von Christian Gentner muss es nun das Youngster-Duo richten. Ein Risiko. Aber beide haben gezeigt, dass sie es können.

Alles ist gut

Ascacibar kann im Gegensatz zu Emiliano Insua, seinem zurzeit verletzten Landsmann im Stuttgarter Kader, kein Englisch. Es reichen jedoch ein paar im Urlaub aufgeschnappte Spanisch-Brocken, um zu verstehen, wie sich der junge Mittelfeldspieler fühlt. „Contento“, sagt er häufig. Und „bien“. Er ist also glücklich über seine Situation. Und alles ist gut. Klar. Während jungen Zugängen, gerade aus dem Ausland, in der Regel einige Zeit zugebilligt wird, um sich zu akklimatisieren und an die neue Liga zu gewöhnen, stieg Ascacibar – noch keine vier Wochen in Stuttgart – sofort ein. Und überzeugte sofort: Eingewechselt auf Schalke, Startelf gegen Wolfsburg. Und anschließend viele lobende Worte. „Er hat es top gemacht“, sagte Trainer Hannes Wolf. „Und er hat es durchgezogen über die Zeit.“ 90 Minuten Vollgas. Stuttgarts Sportvorstand Michael Reschke geriet ins Schwärmen: „Er ist über den Platz gelaufen wie eine Nähmaschine“, sagte Reschke. „Wir wussten, dass er uns sofort helfen kann. Aber dass er in seinem ersten Spiel so eine Leistung abliefert, ist schon positiv überraschend.“

Ascacibar verströmte in der Defensive eine Sicherheit wie ein alter Hase, war sehr zweikampfstark und ballsicher. Und er lief. Er ist nur 1,68 Meter groß. Darum sieht bei ihm alles wuseliger aus, als es ist. Seine Zweikampfhärte bekommen die Gegenspieler früh genug zu spüren. „Duro“ – hart, auch ein Wort, das Ascacibar oft verwendet. Da musste er sich nicht umstellen. „Der Fußball in Argentinien ist härter“, erklärt er. Und hin und wieder, wie in der 69. Minute gegen Wolfsburg, suchte er auch schon die Lücke und schoss. In diesem Fall mit Links. Das macht bei dem beidfüßigen Kicker aber keinen Unterschied.

Sowohl Ascacibar als auch Mangala, der sich schnell von seiner auf Schalke zugezogenen Fußprellung erholte, hatten den Vorteil, dass sie den erfahrenen Gentner neben sich hatten, der sie durch die eine oder andere kritische Situation führte und Tipps gab. Jetzt werden sie sich gegenseitig helfen und gemeinsam durchbeißen müssen. Ascacibar ist in der Wortwahl bescheiden, auf dem Platz selbstbewusst. „Ich freue mich, dass es gut gelaufen ist“, sagte er nach dem 1:0-Sieg gegen Wolfsburg. Er überzeugt lieber mit Leistungen auf dem Platz. Wie bei seinem europäischen Startelfdebüt. Muy bien.