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Stürmer Mario Gomez trifft für den VfB Stuttgart gegen den SC Freiburg doppelt. Doch seine Tore reichen nicht für einen Sieg - das hat verschiedene Gründe. Eine Analyse.

StuttgartAuch am Tag danach ist noch nicht ganz klar, wie dieses 3:3 vom Sonntagabend in Freiburg einzuordnen ist. Tayfun Korkut steht an einem sonnigen Vormittag im Schatten, wiegt den Kopf hin und her und erinnert an das frühe Gegentor bereits in der ersten Minute. „Die Mannschaft“, weiß er, „hat einfach Zeit gebraucht, um wieder ins Spiel zu kommen.“ Einerseits also, so könnte man meinen, war sie mit dem einen Punkt noch gut bedient. Doch es gibt auch ein Andererseits. „In der zweiten Hälfte war einiges besser, wir waren ja zweimal in Führung“, sagt Korkut nämlich auch. 2:1, dann 3:2, die jeweils folgenden Gegentore seien „vermeidbar“ gewesen. So hat es der Trainer analysiert, weshalb man gut und gerne von zwei verlorenen Punkten sprechen kann.

Zwei Sichtweisen, zwei Spielhälften – die zwei Gesichter des VfB Stuttgart. Die auch mit der Aufstellung und den Plänen des Trainers zu tun haben.

Fürs Baden-Württemberg-Duell jedenfalls las sich die Startformation des VfB nicht unbedingt wie eine schwäbische Sturmwarnung für Südbaden. Vier Mann in der Abwehr, davor vier Mittelfeldspieler, von denen zumindest drei normalerweise in der Defensivzentrale agieren. Dazu Christian Gentner, der Kapitän und Meister der Halbposition. Schnelle und offensiv geschulte Flügelspieler suchte man vergebens – weshalb manch einer in dieser Startelf eine Sicherheitsvariante erkannte, die alles andere als mutig interpretiert werden konnte. Dabei sagt Korkut: „Wir wollten auf jeden Fall über die Flügel kommen.“ Und: „Wir wollten das Spiel gewinnen.“ Was dem VfB beinahe gelungen wäre – allerdings erst durch eine Änderung nach der Pause.

Akolo unterstützt Gomez

Erst dann wurde die Aufstellung der Weiß-Roten nominell offensiver. Chadrac Akolo unterstützte nun Mario Gomez im Sturmzentrum, er bewegte sich „um Mario herum“ (Korkut). Nicolas Gonzalez blieb dennoch auf dem Feld, sorgte über die linke Seite für Schwung und bereitete das 2:1 vor. Das Ziel, Gomez in Szene zu setzen, gelang ein zweites Mal, die Unordnung in der Freiburger Defensive wurde größer, das Spiel des VfB schneller, die Chancen wurden zahlreicher – weshalb es nach der Partie beim Sportclub eigentlich eine naheliegende Schlussfolgerung gibt: Will der VfB mehr Torgefahr entwickeln, braucht es wenigstens einen Offensiven mehr auf dem Feld. Also eine mutigere Aufstellung.

Michael Reschke, der Sportvorstand der Stuttgarter, wand sich um eine klare Antwort auf die Frage nach mehr Angreifern in der Startelf. Und Tayfun Korkut denkt lieber in Plänen als in Personalien.

Der Plan für Freiburg sah viele Flanken vor – weil der Gegner recht tief stand und der VfB in Mario Gomez den idealen Zielspieler hat. Dafür brauche es, sagt Korkut, nicht zwingend wahre Flügelflitzer. „Die Außenverteidiger sind wichtig für unser Spiel“, sagt er stattdessen. Platz bekämen diese durch Mittelfeldspieler, die den Gegner eher im Zentrum binden. Ein Blick auf die Statistik zeigt: Plan zumindest teilweise aufgegangen. 21 Flanken, acht Eckbälle, zwei Treffer des Mannes, der zuvorderst in Position gebracht werden soll. „Die Tore waren herausgespielt, und zwar so, wie wird das wollten“, sagt Korkut, „wenn wir Mario Gomez in diese Situationen bringen, ist er da.“ Weshalb der Coach sein Spiel wohl weiter darauf ausrichten wird, den Stürmerstar freizuspielen.

Wie viele Offensivspieler dafür nötig sind, lässt Korkut bewusst offen. Jedoch ist es die zweite Hälfte – nach einer sehr zähen und ideenlosen ersten – der Partie in Freiburg, die ihn sagen lassen kann: „Wir haben uns im Spiel nach vorne verbessert und unsere Stürmer in Szene gesetzt.“ Torhüter Ron-Robert Zieler ergänzte: „Wir haben offensiv eine gute Partie gespielt.“

Die Torgefahr soll weiter steigen, die positiven Ansätze sollen zur wahren Stärken werden. Am Freitag (20.30 Uhr) im Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf soll der „nächste Schritt“ (Korkut) folgen. Der Aufsteiger, das ahnt der Sportvorstand Michael Reschke, wird „Beton anrühren“. Also mindestens so defensiv agieren, wie es die Freiburger nach ihrer frühen Führung getan haben. „Es wird ein Geduldsspiel“, sagt Korkut. An der Zielstellung ändert das jedoch nichts.

Nette Serie gegen den Frust

Vier weitere Spiele hat Stürmer Mario Gomez ausgemacht, in denen der VfB nun punkten könne. Nach der Partie gegen Fortuna Düsseldorf reisen die Stuttgarter nach Leipzig, dann geht es gegen Werder Bremen, danach steht das Auswärtsspiel in Hannover an. Eine nette Serie würde den missratenen Saisonstart schnell vergessen machen. Nach dem Punkt in Freiburg soll es am Freitag daher ein Heimsieg sein für den VfB Stuttgart – damit am Samstagmorgen keiner Probleme hat, das Ergebnis einzuordnen.