Enttäuschte Gesichter nach dem 1:3 gegen den FC Schalke 04: der VfB überwintert auf dem Relegationsplatz. Foto: dpa - dpa

Das 1:3 gegen den FC Schalke 04 war Sinnbild einer verkorksten ersten Hälfte dieser Saison in der Fußball-Bundesliga. Neue Spieler sollen nun helfen – das allein wird aber nicht reichen.

StuttgartDiese vermaledeite Hinserie des VfB Stuttgart hätte gar kein Sinnbild mehr gebraucht. Die Zahlen sprachen ja schon vor dem Duell mit dem FC Schalke 04 am Samstag für sich. Lediglich 14 Punkte hatte das Team bis dahin gesammelt, nur elf Tore erzielt, den Platz im Tabellenkeller auf Wochen reserviert. Das Halbjahreszeugnis las sich da schon vernichtend. Und dann gab es beim 1:3 auch noch Symbolik im Überfluss.

Nicolas Gonzalez, der schon im Heimspiel gegen Bremen allerbeste Chancen vergeben hatte, hätte nach einem Patzer von Schalke-Keeper Ralf Fährmann den Ball nur ins leere Tor schieben müssen. Er traf den Pfosten. Mario Gomez hätte eigentlich im gegnerischen Strafraum den Ball ins Tor lenken sollen. Stattdessen wurde er von Schalkes Salif Sané im eigenen Sechszehner angeköpft. Von der Schulter prallte die Kugel ins Tor. Und als kurz vor dem Ende Trainer Markus Weinzierl noch Anastasios Donis einwechseln wollte, klagte der Stürmer wieder über Schmerzen im Oberschenkelmuskel.

Kann eine einzige Partie eine Summe von 17 Spielen besser zusammenfassen? Wohl kaum. Doch sollte keiner den Fehler machen, die Lage zur Winterpause als Verschwörung der Mächte abzutun, die aus dem Nichts kam und sich schon wieder verziehen wird. „Es geht“, sagte Außenverteidiger Andreas Beck, „nur über Arbeit.“ Besonders harte kommt auf die zu, die am sportlichen Geschehen des VfB mitwirken. Vor allem auf Michael Reschke.

„Wir können mit der Hinrunde nicht zufrieden sein, da wir deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. Selbst vom ausgegebenen Ziel, den Plätzen neun bis 13, sind wir derzeit entfernt“, sagte der Sportvorstand des VfB, der am Sonntag auf dem Weg ins Rheinland war – und weiß, dass er sich nicht auf ruhige Weihnachtstage freuen darf. Reschke muss den Kader fitmachen für den Kraftakt in der Rückrunde – und ein Stück weit sich selbst korrigieren.

„Meine Aussage, dass wir nichts mit dem Kampf gegen den Abstieg zu tun haben werden, hat sich als falsch herausgestellt“, musste der Sportchef einräumen. Ebenso: „Die Transferpolitik ist bis jetzt nicht aufgegangen.“ Verletzungen haben dabei eine Rolle gespielt. Aber nicht nur sie waren ausschlaggebend für die neuerliche Misere, die nun wettgemacht werden muss. Unter anderem mit neuen Spielern.

In Offensivspieler Alexander Esswein von Hertha BSC hat der VfB einen ersten Neuzugang schon am Samstag präsentiert, zwei weitere sollen folgen. Die Offensive steht bei der Suche im Fokus. Weil im Winter aber selten Heilsbringer zu besonders günstigen Konditionen zu haben sind, geht der Appell zuvorderst an die bereits beim VfB unter Vertrag stehenden Spieler, gemeinsam mit Trainer Markus Weinzierl den Umschwung herbeizuführen. Im Sinne der Ergebnisse, aber auch im Sinne einer veränderten Spielweise mit mehr Mut, mehr Tempo und mehr Szenen, die den Gegner wirklich in Bedrängnis bringen. „In der Mannschaft“, ist Reschke sicher, „steckt Substanz.“ Das habe die Rückrunde der vergangenen Saison ja bewiesen, „und nahezu alle Spieler von damals sind ja noch hier“.

Dazu kamen zunächst verheißungsvolle Neuzugänge, die nun aber fast ausnahmslos auf die Rückrunde setzen müssen, um noch deutlich zu machen, warum Reschke sie – teilweise für sehr viel Geld – nach Stuttgart geholt hat. „Es ist zu früh, den Stab über diesen Spielern zu brechen“, sagte der Sportvorstand, „ich habe noch ein hohes Maß an Hoffnung, dass sich das in der Rückrunde positiv entwickelt.“ Junge Spieler wie Nicolas Gonzalez, Pablo Maffeo und Borna Sosa „werden weiter wachsen“, ist Reschke sicher. Und Gonzalo Castro? Der hoch gelobte Routinier, der bisher so bitter enttäuschte? „Von ihm erwarten wir eine deutliche Steigerung“, sagte Reschke.

Eine Steigerung wird in allen Bereichen nötig sein, will der VfB seine Versetzung ins nächste Jahr im Oberhaus sichern. Ebenso die Rückkehr oder die vollständige Genesung der Verletzten. Daniel Didavi, Marc Oliver Kempf, Anastasios Donis, Holger Badstuber, Benjamin Pavard, Berkay Özcan, Pablo Maffeo, Borna Sosa, Dennis Aogo – das Lazarett war und ist gut gefüllt. Nur aus der Heilung und dem seligen Blick zurück auf die Rückrunde der vergangenen Saison darf sich die Hoffnung aber nicht speisen. Der bescheidene VfB-Vorsatz für das Jahr 2019 muss lauten: Alles besser machen.