Mario Gomez (rechts) mit Verteidiger Andreas Beck. Foto: dpa - dpa

Nach dem höchsten VfB-Sieg seit 2016 lässt sich die Mannschaft vor der Cannstatter Kurve feiern. Vor allem Winter-Neuzugang Kabak ist in Stuttgart angekommen.

StuttgartErst wurde Doppeltorschütze Steven Zuber unter freudigem Getöse ausgewechselt – und wenig später hallte „Oh wie ist das schön, so was hat man lange nicht gesehen“ aus der Cannstatter Kurve durch die Mercedes-Benz-Arena. So etwas wie dieses 5:1 (3:0) im Kellerduell mit Hannover 96 hatte es bei einem Heimspiel des VfB Stuttgart fürwahr schon lange nicht mehr zu sehen gegeben. „Die erste Halbzeit war richtig, richtig gut“, sagte VfB-Sportvorstand Thomas Hitzlsperger. „Wenn man zu Hause fünf Tore macht, sieht man schon, was für eine Last von den Spielern abfällt.“

Und nicht nur von den Spielern. Nach der 1:3-Pleite in der Hinrunde in Hannover hatte der damalige Coach Tayfun Korkut gehen müssen. Auch für seinen Nachfolger Markus Weinzierl stand gegen die 96er sein Job auf dem Spiel, doch mit dem vierten Sieg im 17. Spiel unter seiner Regie verschaffte er sich erst einmal Luft für die nächsten Wochen. Zuletzt war klar ein Aufwärtstrend zu erkennen, und nun wurde auch die Ergebniskrise mit dem ersten dreifachen Punktgewinn seit dem 2:1 Mitte Dezember gegen Hertha BSC beendet. „Es ist so positiv, dass wir diese Frage jetzt auch mal aussparen können“, sagte Hitzlsperger nur zur Trainerdiskussion in den vergangenen Wochen.

Es wird interessant sein zu sehen, ob die neu gefundene Stabilität auch in den nächsten Wochen hält – die anstehenden Aufgaben haben es in sich. Am Samstag (15.30 Uhr) gastiert der VfB beim Tabellenführer Borussia Dortmund, danach geht es gegen 1899 Hoffenheim und zu Eintracht Frankfurt. In der Hinrunde lauteten die Ergebnisse aus diesen Partien zum Einstand von Weinzierl 0:4, 0:4 und 0:3 aus Stuttgarter Sicht. Doch nach einigem Experimentieren scheint der VfB-Trainer mittlerweile seine Mannschaft gefunden zu haben – was die Grundordnung und was das Personal angeht. Am Sonntag schickte er zum dritten Mal nacheinander die gleiche Elf auf den Platz. Mit einer Fünferabwehrkette und ohne Kapitän Christian Gentner.

Vor dem Spiel gegen RB Leipzig (1:3) implementierte Weinzierl einen dritten Innenverteidiger in den Defensivriegel und hielt daran auch in Bremen (1:1) und nun im Heimspiel gegen die Hannoveraner fest. Davor agieren die drei Mittelfeldspieler Gonzalo Castro, Santiago Ascacibar und Steven Zuber in variabler Zusammensetzung. Für Gentner ist zurzeit nur Platz als Einwechselspieler. Castro, der für ihn ins Team rückte, stach am Sonntag wie erneut besonders auch Zuber heraus.

In vorderster Front gibt überdies Alexander Esswein einen arbeitseifrigen zweiten Angreifer neben Stoßstürmer Mario Gomez – ein weiterer Kniff, der ganz gut funktioniert. Nach 44 Sekunden hätte eine Co-Produktion der beiden am Sonntag beinahe zu einem erneuten Blitzstart wie in Bremen geführt, doch nach Vorarbeit von Esswein scheiterte Gomez aus spitzem Winkel am Außenpfosten. Nach dilettantischem Abwehrverhalten der Gäste und einem Pass von Zuber machte Gomez es in der 4. Minute jedoch besser und vollstreckte mit links zum frühen 1:0 – sein sechstes Saisontor.

Auch beim 2:0 (16.) und 3:0 (45.) von Ozan Kabak, der jeweils nach Ecken von Castro einköpfte, hinterließen die Hannoveraner keinen guten Eindruck. Dass der VfB nicht schon zur Pause höher führte, lag an ausgelassenen Chancen von Gomez (22., 42.). Und Hannover 96? Blieb über weite Strecken den Nachweis der Bundesliga-Tauglichkeit schuldig.

Das Kellerduell war kein Spiel auf Augenhöhe – zwischen dem VfB und Hannover lagen Welten. Nach dem 1:3 durch den eingewechselten Jonathas (68.) kam zwar kurzzeitig beim VfB Verunsicherung auf. Mit dem 4:1 (78.) und dem 5:1 (81.) verscheuchte diese jedoch Zuber, der damit im dritten Spiel nacheinander getroffen hat. „Wir haben heute ein Zeichen nach außen gesetzt. Mit der Leistung können wir auch in Dortmund was holen“, sagte Gentner.

Letztmals hatten die Stuttgarter vor drei Jahren gegen Hoffenheim fünf Tore erzielt und ebenfalls mit 5:1 triumphiert. In den abschließenden neun Partien danach blieben sie jedoch ohne Sieg – und stiegen ab. Das dürfte Warnung genug sein. Gewonnen ist also noch nichts.

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