Nicolas Gonzalez in Aktion. Foto: Baumann - Baumann

Der Argentinier hat bei seinen Auftritten bestätigt, was Korkut bereits in den Videos über den Angreifer sah: „Er bringt einen unheimlichen Erfolgshunger und großen Willen mit.“

Stuttgart Z

wei Spiele, zwei Treffer, eine Torvorlage – das ist die Startbilanz von Nicolas Gonzalez nach knapp drei Wochen beim Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart. Okay, es waren nur Testpartien, auch gegen unterklassige Gegner. Aber genau genommen war der 20-jährige Argentinier insgesamt nicht mehr als 90 Minuten im Einsatz. Das lässt aufhorchen, selbst wenn es nur gegen die SG Sonnenhof Großaspach (3:1) oder zuvor den FV Illertissen (3:3) ging. Stürmer werden in der Außenwahrnehmung noch immer an ihren Toren gemessen – und wenn einer trifft, dann weckt er Hoffnungen.

Jenseits der ersten Zahlen hat Gonzalez bei seinen Auftritten jedoch bestätigt, was Tayfun Korkut bereits in den Videos über den Angreifer sah: „Er bringt einen unheimlichen Erfolgshunger und großen Willen mit“, sagt der Trainer. Noch selten hat man einen VfB-Profi während eines Freundschaftsspiels mit Dorffestcharakter den Ball sofort aus dem Netz holen sehen, nachdem er getroffen hatte, ohne Jubelgeste. Gonzalez hat das in Illertissen gleich zweimal praktiziert, weil der Bundesligist zurücklag und er keine Zeit zu verlieren hat – es geht um die Stammplätze.

Gegen Großaspach setzte Gonzalez im Strafraum des Drittligisten nach, eroberte den Ball und legte ihn für den Torschützen Erik Thommy auf (zudem trafen Holger Badstuber und Chadrac Akolo). „Da hat er seinen Riecher bewiesen“, sagt Korkut über die Szene, die neben Schnelligkeit und Kopfballstärke auf eine weitere Qualität schließen lässt. Gonzalez ist ein Draufgänger. Unerschrocken geht er in die Zweikämpfe. „Typisch südamerikanisch“ nennt das der Trainer.

Allerdings muss bedacht werden, dass sich Gonzalez fast 12 000 Kilometer von dem Ort entfernt befindet, wo er es gewohnt war, Fußball zu spielen – in Buenos Aires bei den Argentinos Juniors, einem Ausbildungsclub, der schon Diego Maradona und vielen anderen argentinischen Stars als Sprungbrett diente.

Den mutigen Satz auf einen anderen Kontinent hat Gonzalez zunächst gut bewältigt. Im Moment wohnt er bei seinem Landsmann Santiago Ascacibar und zeigt auf dem Rasen trotz fremder Sprache keine Anpassungsschwierigkeiten. Vielmehr lässt das Offensivtalent erahnen, was sich Michael Reschke von ihm verspricht. Der Manager sieht ein Versprechen auf die Zukunft, das schon in der Gegenwart die VfB-Mannschaft bereichert.

Schon länger stand Gonzalez auf Reschkes Liste. Im Winter passte es aber noch nicht, da der Sportchef eine Soforthilfe für die in Abstiegsgefahr geratenen Stuttgarter suchte – und ihn in Mario Gomez fand. Zudem fiel den Argentinos-Bossen plötzlich ein, dass sie mehr Geld haben wollten.

8,5 Millionen Euro hat der VfB letztlich für einen Transfer bezahlt, den Markus Lösch einfädelte. Der Scout aus Schwaben beobachtete Gonzalez mehrfach in Argentinien, schaute ihn sich auch im Training an, knüpfte den ersten Kontakt zu dem Spieler und war deshalb erheblich daran beteiligt, dass der Trainer über eine neue Angriffsoption verfügt.

Nicolas Gonzalez statt Daniel Ginczek heißt es nun. Ausgestattet mit einem anderen Profil als der ehemalige Publikumsliebling, der zum VfL Wolfsburg gewechselt ist. Wuchtig ist Ginczek, variabel Gonzalez. „Er ist ein umtriebiger Stürmer“, sagt Korkut und kann sich gut einen neuen G&G-Sturm vorstellen, in dem Gonzalez um Gomez herum agiert. Denn der 33-Jährige ist nach wie vor der Angreifer Nummer eins, wenn er nach WM-Teilnahme und anschließendem Urlaub am Freitag wieder in den Betrieb einsteigt.

Dann ist das Repertoire für den Angriff komplett: Gomez mit seinem starken Körper und seiner beachtlichen Torquote für den Strafraum, Akolo mit seinen feinen Bewegungen und seinem Zug zum Tor für die Räume zwischen den Verteidigern, Anastasios Donis mit seinem Tempo für die Flügel. Und Gonzalez mit seinem Draufgängertum für alle Eventualitäten.