Für Borna Sosa ist es unbegreiflich, dass er nicht zum Zug kommt. Foto: Baumann - Baumann

VfB-Sportchef Thomas Hitzlsperger reagiert besonnen auf Kritik des unzufriedenen Kroaten. Er will sich zuerst mit dem 21-Jährigen zusammen setzen.

Stuttgart Der Frust aus seinem Stuttgarter Bundesliga-Alltag hat sich offenbar ganz tief in ihn hinein gefressen, ehe sich Borna Sosa im Hotel „Garden Hill“ in Velika Gorica südlich von Zagreb zum Gespräch mit dem Journalisten Davorin Olivari von der „Sportske Novosti“, der größten Sportzeitung Kroatiens, an einen Tisch setzt. Sosa ist die 21-jährige Zukunftshoffnung einer stolzen Fußballnation, die im vergangenen Sommer vom nationalen Topclub Dinamo Zabgreb für sechs Millionen Euro zum VfB transferiert wurde. Eine Menge Hoffnungen und Erwartungen hatte Sosa schon damals im Gepäck.

Zu Beginn des Frühlings 2019 liest sich die Zwischenbilanz des Linksverteidigers, den der kroatische A-Nationaltrainer Zlatko Dalic bereits auf dem Zettel hatte, nun aber ziemlich bescheiden. Lediglich 331 Bundesligaminuten hat Sosa bisher absolviert. Zuletzt hatte es der Blondschopf sogar mehrfach nicht in den 18-Mann-Kader des Stuttgarter Chefcoaches Markus Weinzierl geschafft. Kein Wunder also, dass in der kroatischen Heimat ein wenig Klärungsbedarf herrschte, warum denn ein Spitzentalent des Vize-Weltmeisters es nicht schafft, sich bei einem Kellerkind der deutschen Bundesliga entscheidend durchzusetzen.

Erweckung abseits des VfB

Vor der Abreise nach Italien, wo die U 21 Kroatiens am Montagabend zu einem Testspiel antrat, machte Sosa also im Gespräch mit der „Sportske Novosti“ seinem Ärger Luft: „Die Ankunft beim Junioren-Team hat mich wirklich wiederbelebt. Es ist eine Erweckung“, sagte Sosa gegenüber der Zeitung, und nahm auch sonst kein Blatt vor den Mund – der 21-Jährige übte drastische Kritik am Trainerteam und den Verantwortlichen beim VfB. „Was mit mir in Stuttgart geschieht? Etwas Unbegreifliches. Wir stehen derzeit schlecht in der Tabelle, und wir jungen Spieler erhalten immer weniger Chancen im Kader“, sagte der Linksverteidiger, der allerdings noch in der Winterpause in den Augen von VfB-Trainer Markus Weinzierl zu den großen Hoffnungen auf eine bessere Stuttgarter Zukunft gezählt hatte.

Und so stand Sosa, der im Trainingslager im spanischen La Manga schon mal zu spät zu einem Mannschaftstermin gekommen war, links hinten anstelle des in seiner Form schwankenden Emiliano Insua in der Startelf, als es zum Rückrunden-Auftakt gegen den FSV Mainz (2:3) zählte. In der Pause allerdings musste Weinzierl Sosa runter nehmen, weil sich dieser offenbar wider guten Rates in der Wahl der Schuhe vergriffen hatte – und auch sonst gegen die Rheinhessen ein ganz schwaches Spiel machte.

Dennoch zeigt sich der kroatische Nachwuchsspieler nun vom Umgang mit ihm und einigen anderen VfB-Neuzugängen schwer irritiert. „Es ist komisch, definitiv. Stuttgart holte einen Rechtsverteidiger von Manchester City, Pablo Maffeo, und mich von Dinamo Zagreb“, erklärt der 21-Jährige: „Weder er noch ich kommen zum Zug. Sie haben für uns viel bezahlt. Wenn Stuttgart um die Champions League kämpfen und gut spielen würde, wäre das okay. Aber wir sind Tabellen-16. und es ändert sich nichts.“

Besonders geärgert hat Sosa offenbar, dass aus seiner Sicht der Eindruck erweckt wurde, er sei zeitweise nicht fit gewesen. „Es wurde berichtet, dass ich ein Problem mit einer Verletzung hätte, dies wurde selbst im Rahmen einer Pressekonferenz in Stuttgart erwähnt“, erklärt der Linksverteidiger: „Doch das ganze Jahr 2019 bin ich absolut gesund, ich habe keine Verletzungen, keine Probleme. Deshalb ist mir nicht klar, warum ich auf die Tribüne versetzt wurde. Es ist für mich unbegreiflich.“ Tatsächlich wurde auf der Pressekonferenz vor dem Hannover-Spiel (5:1 für den VfB) von Trainer Markus Weinzierl erwähnt, dass Sosa „leichte Adduktorenprobleme“ habe. Allerdings wurde nicht gesagt, dass der Kroate, der in besagter Trainingswoche nach Auskunft des VfB bei zwei Trainingseinheiten fehlte, mit Blick auf die Hannover-Partie nicht spielfähig sei.

Sosa lässt sich nicht hängen

Dennoch will sich Borna Sosa nach eigener Aussage nicht hängen lassen, „auch wenn es derzeit so scheint, als habe ich keinen Einfluss darauf, ob ich spiele oder nicht“, sagt der VfB-Profi – und fährt fort: „Aus meiner Perspektive gebe ich alles, biete mich im Training immer an. Der Trainer hat keinerlei Einwände – da heißt es immer ‚Bravo Borna, super Borna, ausgezeichnet’. Aber wenn es zum Spiel kommt, ist Borna nicht da.“

Warum dies so ist, dazu will man beim VfB Stuttgart aktuell nicht Stellung beziehen. Vielmehr wollen die Verantwortlichen um Sportchef Thomas Hitzlsperger und Trainer Weinzierl erst die Rückkehr des jungen Kroaten abwarten, um danach mit ihm, dem Frustierten, das persönliche Gespräch zu suchen.