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Von Sigor Paesler

Stuttgart - 185 Bundesligaspiele hat Ron-Robert Zieler für Hannover 96 bestritten, zwölf für den VfB Stuttgart, sechs für die Fußball-Nationalmannschaft. Vor dem Gastspiel der Stuttgarter heute (20.30 Uhr) in Hannover interessiert die Öffentlichkeit neben Zielers Rückkehr in die alte Heimat offensichtlich aber vor allem eine Frage: Kommen für den Weltmeister 2014 ohne Einsatz noch weitere Länderspiele dazu?

Zieler ist sehr ehrgeizig. Aber wenn es auch sein Thema ist, dann behält er es für sich. Danach gefragt sagt er: „Letztendlich geht es über die Leistung.“ Da kann er nicht meckern. „Wir haben auf dieser Position ein Luxusproblem. Ich bin realistisch genug, um zu wissen, dass ich im Moment nicht der Top-Favorit auf die Nummer drei bin“, sagt Zieler in Bezug auf die WM 2018 in Russland. Bernd Leno und Kevin Trapp haben bessere Karten. Zieler weist auch weit von sich, er hoffe auf bessere Chancen, weil Trapp im Moment bei Paris St. Germain nur zweite Wahl ist. „So eine Situation habe ich bei Leicester City ja auch erlebt. Wenn man das Länderspiel kürzlich gegen Frankreich gesehen hat - da hat er es wirklich gut gemacht“, erkennt Zieler an.

Der 28-Jährige freut sich zunächst einmal auf die Rückkehr nach Hannover. Und darüber, dass er sich seit seinem Wechsel im Sommer aus England ins Schwabenland klar den Platz der Nummer eins beim VfB erkämpft hat. Schon fast ist in Vergessenheit geraten, dass er sich zunächst gegen Mitchell Langerak durchsetzen musste. „Der Konkurrenzkampf war wichtig, Ron hat sich das erarbeitet“, erklärt Trainer Hannes Wolf. „Da musste er richtig beißen, das hat er gemacht. Und so hat er einfach weitergemacht.“ Wolf ist zufrieden mit Zieler. Und fügt nüchtern hinzu: „Wir hatten in der vergangenen Saison mit Mitch auch einen sehr guten Torwart, mit ihm sind wir aufgestiegen.“ Langerak steht mittlerweile bei UD Levante im Tor - oder auch nicht. Für den Australier war es ein Wechsel vom Regen in die Traufe, er kam bei den Spaniern bisher nicht an Raúl Fernández vorbei und noch zu keinem Einsatz.

„Ein besonderes Spiel“

Beim 1:3 in Hamburg patzte Zieler beim Treffer zum 0:1. Ansonsten spielt er eine gute Saison. „Bisher bin ich doch recht zufrieden“, sagt er selbst. „Aber wer mich kennt, weiß, dass ich mich immer verbessern will.“ In Stuttgart, betont er, fühlt er sich wohl. „Ich bin angekommen“, nutzt er eine gängige Formulierung. Und überträgt sie gleich auf das gesamte Team. „Siege wie der gegen den BVB tun der Mannschaft gut. Wir sind in der Bundesliga angekommen“, sagt er in Bezug auf das jüngste 2:1 gegen Borussia Dortmund.

Zieler selbst ist im Januar 2011 in Hannover in der Bundesliga angekommen. Weshalb es heute „schon ein besonderes Spiel“ ist: „Sowohl sportlich als auch privat hatte ich eine tolle Zeit in Hannover. Man hat mir dort die Chance gegeben, Bundesliga-Torwart zu werden, ich bin dort Nationalspieler geworden.“ An die Zeit, als er mit 96 in der Europa League spielte, erinnert er sich besonders gern. An den Abstieg 2016 weniger. „Wenn wir damals nicht abgestiegen wären, wäre es wahrscheinlich nicht so gekommen“, sagt er rückblickend über seinen anschließenden Wechsel nach Leicester. Dort wurde er nicht glücklich. Nicht nur sportlich, wie er betont. Er habe sich „nicht so“ wohlgefühlt. Das ordnet auch seine positiven Aussagen über Stuttgart ein: „Es ist eine Stadt, die auch eine ähnliche Größe wie Hannover hat. Hier hat man alles, was man braucht.“

Natürlich hat sich Zieler über den Wiederaufstieg seines Ex-Clubs gefreut. Und auch über die bisher starke Saison der Niedersachsen. „Es machen aktuell beide Vereine ganz ordentlich. Hannover macht es noch ein Stückchen besser als wir“, sagt er. Nach dem Stuttgarter Sieg gegen Dortmund und der 0:4-Niederlage der 96er in Bremen beträgt der Rückstand des Elften VfB (16 Punkte) auf den Achten Hannover (18) nur noch zwei Zähler. Zieler würde heute gerne mithelfen, an seinem früheren Club vorbeizuziehen. Ganz egal, ob Bundestrainer Joachim Löw, abgesehen von seiner Verbundenheit mit Stuttgart, davon Notiz nimmt.

Das Thema DFB-Team und Zieler sieht auch Wolf gelassen. „Ich freue mich für jeden meiner Jungs, wenn er für seine Nationalmannschaft spielen darf“, sagt der Trainer. Er hat kurzfristigere Gedanken: „Ich hoffe, Ron wird in Hannover wieder ein Rückhalt sein.“

So wollen sie spielen

Hannover 96: Tschauner - Korb, Anton, Sané, Ostrzolek - Schwegler, Bakalorz - Bebou, Klaus - Harnik, Füllkrug.

VfB Stuttgart: Zieler - Pavard, Bad-stuber, Baumgartl - Beck, Ascacibar, Gentner, Insua - Özcan, Brekalo - Terodde.

Schiedsricher: Dingert (Lebecksmühle).