Allseits geschätzt: Christian Gentner ist auch bei den VfB-Fans einer der Lieblinge. Foto: dpa - dpa

Der Kapitän ist der Fixpunkt im Spiel des VfB Stuttgart – und würde gerne seinen Vertrag verlängern.

StuttgartDie Maske ist weg. Und sie bleibt weg. Definitiv. Denn Christian Gentners Gesichtsschutz aus der Vorsaison ist jetzt ein Fall fürs Museum. In einer Ausstellung über den VfB Stuttgart soll das Karbonteil gezeigt werden. Jene schwarze Spezialanfertigung, die Gentner nach seiner schweren Verletzung im vergangenen September monatelang trug und mit der es so gut lief – für ihn persönlich und auch für den Fußball-Bundesligisten. Beides hängt zusammen. Die Maske jedoch einfach aus Aberglaube weiter aufzuziehen, kam für Gentner nicht in Betracht. So tickt er nicht. Ohnehin musste sie dem 33-Jährigen von den Teambetreuern oft genug hinterhergetragen werden, weil er sie mal wieder in der Kabine vergessen hatte. Und jetzt ist alles wieder gut nach den komplizierten Brüchen im Gesicht. Das hat ihm sein Operateur im Juni beim letzten Eingriff versichert und Gentner blickt voller Zuversicht auf die neue Saison. „Wir haben uns definitiv verstärkt“, sagt der Routinier.

Viele personelle Alternativen sieht er, falls es Ausfälle geben sollte. Ohne spielerischen Substanzverlust, versteht sich. Das ist die neue Komponente am VfB. Doch Gentner wäre nicht Gentner, wenn er nicht weiterdenken würde: „Das bedeutet nicht, dass wir automatisch mehr Punkte als zuletzt holen werden.“ Nahezu optimal lief es ja in der Rückrunde. Und er hatte mit starken Leistungen und Führungsqualitäten seinen Anteil daran.

Aus einer Position der Stärke kehrt der Kapitän jetzt wieder in das Team zurück, nachdem ihn eine Knieprellung in den vergangenen Wochen gebremst hatte. Ungewohnt war das, weil Gentner ansonsten immer unverletzt durch die Vorbereitungsphasen gekommen ist. Den Test gegen den spanischen Erstligisten Real Sociedad San Sebastian (1:0) hat er aber bestanden, und es ist davon auszugehen, dass er an diesem Samstag (20.45 Uhr) im DFB-Pokalspiel beim Drittligisten Hansa Rostock zur VfB-Startelf gehören wird. Anders als noch vor einem Jahr.

Da musste Gentner schon schlucken, als ihm der damalige Cheftrainer Hannes Wolf eröffnete, er werde in der Partie bei Energie Cottbus zunächst auf der Bank Platz nehmen müssen. Auch das war ein Pokalspiel und sowohl Dzenis Burnic als auch Ebenezer Ofori wurden ihm vorgezogen. Zwei junge Hunde, die den Leitwolf verdrängt hatten. So schien es. Doch Timo Baumgartl musste kurzfristig passen, Gentner rutschte wieder ins Team – und gab seinen Platz nicht mehr her.

„Ich habe noch nie eine Stammplatzgarantie gefordert“, sagt Gentner. Damals wie heute. Er definiert sich über Leistung. Dennoch wunderte er sich, wie eine „unglückliche“ Äußerung Wolfs ihn kurzzeitig wie einen Mann von gestern dastehen ließ. Der Umbruch sollte forciert werden und der junge Coach stellte mit seinem Ansatz auch gestandene Profis wie Gentner in Frage.

Viel Verantwortung

Im Gegensatz zu Tayfun Korkut. Seit dessen Amtsantritt Ende Januar hat sich der Stil der Mannschaftsführung verändert. Korkut setzt auf eine klare Hierarchie im Team, angeführt wird es von Gentner, Mario Gomez, Ron-Robert Zieler und Holger Badstuber. Alle vier kennzeichnet ein Merkmal: Sie verfügen über Erfahrung. „Der Trainer überträgt uns in der Kabine viel Verantwortung“, sagt Gentner.

Als ruhig und souverän beschreibt der Mittelfeldspieler Korkut. Eigenschaften, die sich auch auf das Team übertragen hätten. Und die beiden haben schnell gemerkt, dass sich ihre Sichtweisen über den Fußball, und wie er zu funktionieren hat, decken. Korkut ist pragmatisch und ergebnisorientiert. „Wir haben zuletzt häufig einen Ein-Tore-Vorsprung über die Zeit gebracht. Das ist eine Qualität, die er uns vermittelt hat“, sagt Gentner. An dieser Herangehensweise, für den Gegner unbequem und sperrig zu sein, will der Kapitän nicht rütteln. „Es wäre fatal, wenn wir von unserer Spielweise abrücken würden“, sagt Gentner. Was eine spielerische Weiterentwicklung nicht ausschließt. Variabler soll das Stuttgarter Spiel werden. Mit Gentner als Fixpunkt, auch wenn sich auf dem Rasen nicht alles um ihn dreht. Korkut schätzt dessen Spielintelligenz und Flexibilität. Schon im ersten Gespräch machte der Trainer ihm klar, dass er ihn als Allzweckwaffe sieht. Ein Spieler, der in 90 Minuten verschiedene Rollen einnehmen kann.

Vom Rechtsverteidiger bis zum Linksaußen hat Gentner schon verschiedene Positionen besetzt – ohne dass sich seine Stellung im Team verändert hat. Der 33-Jährige gibt den Ton an. So soll es bleiben. „Wir haben bereits erste Gespräche geführt“, sagt Gentner über ein weiteres Engagement. Sein Vertrag läuft nach der Saison aus und das Karriereende rückt näher. Weshalb zu hören ist, dass es bei dem verdienten Spieler auch um neue Perspektiven nach der aktiven Laufbahn beim VfB geht. Doch vorerst will Gentner weiterspielen.