Daniel Ginczek vom VfB Stuttgart im Zweikampf mit dem Frankfurter David Abraham. Foto: dpa - dpa

Der VfB zählt unter Korkut zu den Mannschaften der Stunde. Zehn von zwölf möglichen Punkten hat die Mannschaft seit der Demission von Hannes Wolf geholt.

StuttgartSich dem Trainer der Stunde freudig an die Brust zu schmeißen, so weit wollen es die Fans des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart in der Cannstatter Kurve, aber auch die auf der Haupttribüne und der Gegengeraden (noch) nicht kommen lassen. Eher gleicht die aktuelle Stimmungslage in Bezug auf die Arbeit des Trainers Tayfun Korkut einem anerkennenden Nicken. Im Land der Schaffer gilt ja ohnehin stets der schwäbische Grundsatz: „Net gebruddelt ist g’nug gelobt.“

Zum Glück ist Korkut, der sich bei seinem ersten Training am 29. Januar einem eisigen Schweigen der Fans und diversen Anfeindungen im Netz ausgesetzt sah, ohnehin ein Trainer, der die Früchte seiner Arbeit nach innen genießt. Schulterklopfer benötigt der 43-Jährige nicht, der mit seiner Freude ebenfalls sparsam umgeht, „weil Fußball ein Tagesgeschäft und ein Ergebnissport ist. Da können sich die Dinge schnell ändern“, wie Korkut sagt.

Als der clever herausgespielte 1:0-Sieg über den Tabellendritten Eintracht Frankfurt eingetütet war, da reckte aber auch Korkut nach dem Schlusspfiff die rechte Faust kurz in die Luft. Denn es ist keine Frage: Der VfB zählt unter Korkut zu den Mannschaften der Stunde. Zehn von zwölf möglichen Punkten hat die Mannschaft seit der Demission von Hannes Wolf geholt. 1:1, 1:0, 1:0 und 1:0 heißen die Resultate der Ergebnis-Knauser aus Bad Cannstatt. Aber drei Siege ohne ein Gegentor – das hat es beim VfB seit 2009 nicht mehr gegeben. Durch die jüngste Hochzeit klettert der Aufsteiger mit nun sechs Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz 16 in Sichtweite des gesicherten Mittelfeldes. Auf einen direkten Abstiegsplatz beträgt das Polster gar 13 Punkte.

Doch Korkut mahnt Zurückhaltung an: „Wir dürfen zu keiner Sekunde nachlassen“, sagt der Trainer, „sondern müssen zusammenhalten, die Spannung aufrechthalten und müssen gegen aufkommende Selbstzufriedenheit resistent sein.“ Zwar beträgt der Abstand zu Platz sieben, der in diesem Jahr zur Teilnahme an der Europa League berechtigen dürfte, lediglich vier Punkte. Doch derlei Träumereien verbieten sich schon allein aufgrund der jüngsten Clubhistorie: Nur zu gut hat man auf dem Wasen die Abstiegssaison im Hinterkopf. Da war man nach dem 24. Spieltag auch Zwölfter.

Statt von Europa zu träumen, konzentriert man sich beim VfB vor dem Spiel am Sonntag (15.30 Uhr) beim 1. FC Köln auf das Hier und Jetzt. Zwar ist viel vom „Minimalistenfußball der Marke VfB“ zu lesen, doch das trifft den Kern der Sache nicht umfassend. Schließlich folgt bei den Stuttgartern lediglich die Relation zwischen geschossenen Toren (vier) und eingeheimsten Punkten (zehn) dem Minimax-Prinzip. „Wir spielen derzeit keinen Fußball, der berauscht“, gab auch der Rechtsverteidiger Andreas Beck zu, „aber die Ergebnisse tun uns richtig gut.“

Ansonsten jedoch betreibt der VfB einen erheblichen Aufwand, um den Gegner vor Probleme zu stellen. Das fängt in der Verteidigung in vorderster Linie an, wo die beiden Stürmer Daniel Ginczek und Mario Gomez nicht nur auf Torchancen lauern, sondern vor allem konsequent gegen den Ball arbeiten. „Der VfB hat überragend verteidigt und uns keine Räume gelassen“, urteilte Frankfurts Sportboss Fredi Bobic, der an alter Wirkungsstätte ein wenig rassiges Spiel sah: „Stuttgart hat daher verdient gewonnen.“