Armin Veh unterm Stadiondach - das könnte irgendwann wieder Realität sein. Im Moment fühlt sich der 56-Jährige aber ohne aktive Rolle im Fußball wohl. Archiv Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Augsburg - Spätestens seit Armin Veh im Jahr 2007 mit dem VfB Stuttgart sensationell die Meisterschaft gewann und die Landeshauptstadt in einen einzigartigen Freudentaumel versetzte, ist die Region für den Augsburger eine ganz besondere Gegend. Zuvor schon schaffte er mit dem SSV Reutlingen den Aufstieg in die 2. Bundesliga und steht seither in der Achalmstadt für eine glorreiche sportliche Vergangenheit - mittlerweile kickt der SSV nur noch in der Oberliga. Seit seinem letzten Engagement in der Bundesliga bei Eintracht Frankfurt ist Veh Fußball-Experte beim Privatsender Sky.Seine Fans warten auf sein nächstes Engagement an der Seitenlinie.

Herr Veh, wie ist das Befinden?

Veh: Wunderbar, es geht mir gut.

Viele hatten Sie längst wieder im Trainergeschäft erwartet?

Veh: Das ist die häufigste Frage, die mir gestellt wird. Und ich mag sie irgendwie gar nicht mehr beantworten. Ich habe stets gesagt, ich bin nicht auf der Suche. Ich habe natürlich Interesse, wieder auf die Trainerbank zurückzukehren, aber dazu muss es zu 100 Prozent passen. Wenn es irgendwann passt, überlege ich es mir ernsthaft.

Sie haben ja einmal gesagt, dass Ihnen das Verständnis dafür fehlt, dass offenbar nur noch junge Trainer in der Fußball-Bundesliga gefragt sind?

Veh: Das habe ich nicht gesagt. Es ging um den Vergleich zwischen jungen und erfahrenen Trainern und dass es offenbar keine Hindernis ist, trotz des Abstiegs aus der dritten Liga als Trainer in die Bundesliga aufzusteigen. Ich glaube schon, das man Erfahrung braucht, wenn man in der Bundesliga erfolgreich sein will.

Da dürfte es Sie gefreut haben, dass der FC Bayern auf Jupp Heynckes zurückgreift?

Veh: Ist es nicht lustig, dass ein solcher Verein in keiner ganz einfachen Situation ausgerechnet auf einen Trainer zurückgreift, der vor allem für Erfahrung steht?

Sie sind ein Bewunderer von Jupp Heynckes.

Veh: Ich verdanke Jupp Heynckes sehr, sehr viel, er hat mich als Spieler aus Augsburg zu Borussia Mönchengladbach geholt. Ich habe mich sehr gefreut, dass er zum FC Bayern zurückkehrt. Heynckes ist ein großartiger Trainer, ein großartiger Mensch, ein Mann mit Charisma. Jupp Heynckes ist in jeder Hinsicht eine absolute Bereicherung für die Bundesliga.

Aber der FC Bayern ist auch in der Bundesliga kein Selbstläufer mehr.

Veh: Das ist richtig, aber Jupp Heynckes weiß das. Die Mannschaft hat nicht mehr die Qualität, die sie hatte, als Heynckes zuletzt nach München gegangen ist. Die Aufgabe aktuell ist ungleich schwerer.

Was haben Sie gedacht, als Neymar für 222 Millionen Euro vom FC Barcelona nach Paris gewechselt ist?

Veh: Ich habe schon vor Jahren vorausgesagt, dass die Transfersummen im Profifußball steigen werden. Insofern überrascht mich das nicht. Dass es solche Dimensionen erreichen wird, ist dann aber schon bemerkenswert. Ob das alles angemessen ist, ich weiß es nicht. Aber dieses Geld ist offensichtlich im Markt. Und wenn das jemand investieren kann und will, was soll ihn daran hindern?

Vielleicht moralische Bedenken?

Veh: Was heißt schon moralisch? Mit der Moral ist das im Fußball so eine Sache. Wo fängt die im Fußball an und wo hört sie auf? Niemand nimmt einem anderen Geld weg, das Geld tut niemand weh. Die Dinge sind im Fußball, wie sie sind.

Zu diesen Dingen zählt inzwischen auch der Videobeweis. Wie beurteilen Sie das?

Veh: Ich begrüße den Videobeweis, weil er ganz ohne Zweifel für mehr Gerechtigkeit im Fußball sorgt. Wir sollten zur Kenntnis nehmen, dass wir uns in der Testphase befinden, es braucht Zeit, bis sich alles eingespielt hat. Da muss man auch einmal ein wenig Geduld mitbringen. Selbst im Fußball.

Was kann man in dieser Testphase aktuell verbessern?

Veh: Ich finde, man sollte die Zuschauer mitnehmen. Die Szenen, die man in Köln kontrolliert, sollten auch die Zuschauer auf der Videoleinwand sehen und beurteilen können. Ich glaube, dass das die Diskussion merklich beruhigen würde. Ich finde, man sollte die Menschen damit im Stadion nicht allein lassen.

Haben Sie kürzlich das Spiel der Frankfurter Eintracht gegen den VfB Stuttgart zuletzt gesehen?

Veh: Aber selbstverständlich.

Und was denken Sie?

Veh: Ich denke vor allem, dass es für verlässliche Prognosen noch zu früh ist. Das gilt für Frankfurt genauso wie für den VfB. Ich kann aber sagen, dass meiner Meinung nach beide Mannschaften mit dem Bundesligaabstieg nichts zu tun haben werden. Bei normaler Entwicklung.

Wie sind Ihre Pläne?

Veh: Pläne? Haben wir darüber nicht schon gesprochen? Ich bin ein Mensch, dem niemals langweilig wird. Ich habe immer etwas zu tun. Nochmals, danke der Nachfrage, aber Sorgen muss sich niemand machen.

Das Gespräch führte Christoph Fischer.

Zur Person

Armin Veh, geboren am 1. Februar 1961 in Augsburg, wo seine Karriere begann. Veh spielte außerdem für Borussia Mönchengladbach, Sankt Gallen und Bayreuth. Auch seine Trainerlaufbahn begann in Augsburg, mit Fürth und Reutlingen stieg er danach in die 2. Bundesliga auf. Hansa Rostock rettete er zweimal vor dem Bundesligabstieg, trat dann zurück.

Im Februar 2006 übernahm Veh den VfB Stuttgart, Meister 2007, danach Engagements bei VfL Wolfsburg, Hamburger SV, Eintracht Frankfurt (mit der Eintracht Bundesligaaufstieg, Qualifikation für die Europa League), dann nochmals VfB Stuttgart und nochmals Eintracht Frankfurt. Verheiratet mit der Schweizerin Helena, zwei erwachsene Söhne.