Ekstase auf dem Schlossplatz: Timo Hildebrand (mit Trophäe) und seine Mannschaftskollegen feiern 2007 den fünften Meistertitel des VfB. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Matthias Jung

Stuttgart - Fußball-Nationaltorwart Timo Hildebrand hatte schon morgens nach dem Aufstehen geweint, weil er so aufgeregt war. Trainer Armin Veh ging nach dem Schlusspfiff erst mal in die Katakomben des Stuttgarter Stadions, um seine Gefühle zu sortieren. Und der spätere Weltmeister Sami Khedira verstand erst „Tage oder Wochen später“ so richtig, was an diesem 19. Mai 2007 passiert war. „Man sieht die Bilder von diesem Tag und fragt sich: War das wirklich ich? Weil man von diesem Augenblick einfach so geplättet ist“, sagte der heutige Profi von Juventus Turin.

Als der VfB Stuttgart vor zehn Jahren am letzten Bundesliga-Spieltag Energie Cottbus mit 2:1 geschlagen hatte und zum fünften Mal deutscher Meister geworden war, brachen alle Dämme. Rund 250 000 Menschen feierten das Team bei einem Autokorso vom Stadion in die Innenstadt, der statt der geplanten einen Stunde vier dauerte.

Als Hildebrand als erster VfB-Profi kurz vor Mitternacht die Bühne auf dem Schlossplatz stürmte, mit den Fantastischen Vier deren Hit „Troy“ sang und wild tanzte, war die Euphorie auf dem Höhepunkt. „Der ganze Tag war eine einzige Ekstase“, sagt der heute 38-Jährige. 2006 sei dagegen ein „Kindergeburtstag“ gewesen, meint er mit Blick auf das WM-Sommermärchen, als in Stuttgart die Nationalelf beim Spiel um Platz drei gegen Portugal gefeiert wurde.

Der Ausbruch der Emotionen ein Jahr später hatte sicher auch damit zu tun, dass noch zwei Monate vorher niemand mit dem Titel gerechnet hatte. Nach dem 26. Spieltag und einem 0:1 beim Tabellenführer Schalke 04 betrug der Rückstand auf die Spitze sieben Punkte, doch mit acht Siegen in Serie zog der VfB noch an den Königsblauen vorbei. Auch gegen Absteiger Cottbus hatte es am letzten Spieltag zunächst nicht gut ausgesehen. Der VfB geriet früh in Rückstand - doch Thomas Hitzlsperger und Khedira drehten die Partie mit ihren Toren noch.

„Das Gefüge hat gepasst“

„Wir hatten vielleicht nicht die besten Einzelspieler in der Liga, aber das Gefüge und die Harmonie hat einfach gepasst“, sagt Khedira. Hildebrand, der am Tag der Meisterschaft wegen seines Wechsels zum FC Valencia sein letztes VfB-Spiel machte und auch deshalb schon morgens feuchte Augen hatte, spricht von „einem zusammengewürfelten Haufen“ von jungen und erfahrenen Profis. Neben Spielern wie Kapitän Fernando Meira oder Cacau gehörte auch die zweite Generation der „Jungen Wilden“ um Khedira, Mario Gomez, Serdar Tasci und dem heutigen Spielführer Christian Gentner dazu.

Das Double blieb dem VfB 2007 verwehrt. Die Stuttgarter verloren das Endspiel des DFB-Pokals eine Woche nach dem Gewinn des Meistertitels gegen den 1. FC Nürnberg mit 2:3 nach Verlängerung.

Gentner will am Sonntag nach dem Heimspiel gegen Würzburg mit dem derzeitigen Zweitligisten und seinen Fans die Bundesliga-Rückkehr feiern - die Stimmung von 2007 wird aber wohl einmalig bleiben.