EZ-Redakteur Sigor Paesler. Foto: Bulgrin - Bulgrin

PRO von Fabian Schmidt

Schlechte Ergebnisse, Krach im Team, unzufriedene Fans: Dass da viele nach einem Trainerwechsel krakeelen, ist so systemimmanent wie falsch. Warum muss bei Misserfolg immer überall gleich ein Kopf rollen – egal ob Trainer, Manager oder Politiker? Das ist viel zu oft ein Reflex ohne Hirnschmalz. „Ohne Sinn“ würde Tschick sagen. Daher ist klar: Der Deutsche Fußball-Bund muss an Joachim Löw festhalten. Er kennt den Verband, er kennt die Mannschaft, er kennt den Fundus an möglichen Nationalspielern.
Auch ein Weltmeister-Trainer Löw darf Zeit benötigen, um mit der neuen Situation umzugehen und klarzukommen. Mit dem Zwist zwischen den etablierten Kräften und den jungen Wilden. Mit den Misserfolgen, die er bis dato in dieser Fülle nicht kannte. Mit dem Gegenwind von Presse und Fans. Er kennt den Weg aus der Krise vielleicht noch nicht jetzt, aber er wird ihn zusammen mit seinem Team und den Spielern erarbeiten.
Freilich: Eine sachliche Analyse der Situation ist vonnöten, und vor allem muss darauf ein klarer, stringenter Plan folgen, der sich vom vorherigen unterscheidet. Aber wenn man erst kürzlich übereingekommen ist, mit Löw weiterzumachen, wäre es jetzt im doppelten Sinne falsch, sich von ihm zu trennen.

Contra von Sigor Paesler

An dieser Stelle habe ich kurz nach dem WM-Debakel von Russland schon einmal geschrieben, dass die Nationalmannschaft nur mit einem neuen Trainer den erforderlichen Umbruch schafft, weil ich Joachim Löw diesen nicht zutraue. Ich bin wahrlich kein Freund von schnellen Trainerwechseln, aber wenn es eines Beweises für meine damalige These bedurft hätte, dann waren es die Länderspiele seither mit dem erschreckenden 0:3 gegen die Niederlande als Tiefpunkt.
Löw hat noch weniger aus seinen Fehlern gelernt, als ich erwartet habe. Er ist personell wie taktisch unflexibel. Er steht lange nicht mehr für den Erfolg von 2014, sondern für den Misserfolg von 2018. Und es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass sich daran etwas ändern könnte. Er ist überhaupt nur noch im Amt, weil die DFB-Spitze schwach und entscheidungsunfähig ist. Es fehlt zwar an Alternativen, die auf der Hand liegen. Aber das darf kein Grund für ein ´Weiter so´ sein. Es wird sich ein geeigneter Coach finden. Der Elsässer Arsène Wenger etwa. Also: Es müsste schon einen fulminanten Sieg in Frankreich geben, damit doch noch ein Stimmungsumschwung erfolgt. Die DFB-Spitze muss den Fehler der Nach-WM-Phase korrigieren, sich jetzt von Löw trennen und endlich den Umbruch einleiten.