Thomas Müller (M) feiert seinen Treffer zum 1:0 gegen Hertha. Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa Foto: DPA - Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa

2019 war ein Jahr, das für Thomas Müller geprägt war von schwierigen persönlichen Prüfungen. Der Trainerwechsel beim FC Bayern entpuppte sich als Glücksfall. In einer Wertung ist er sogar der Liga-Beste.

München (dpa) - Was mag wohl Niko Kovac denken, wenn Thomas Müller beim FC Bayern ein spielentscheidender Faktor ist wie beim gelungenen Münchner Rückrundenstart in Berlin?

Fakt ist jedenfalls: Der 30 Jahre alte Vize-Kapitän ist einer der Profiteure des Trainerwechsels beim deutschen Fußball-Rekordmeister. Denn unter Kovac-Nachfolger Hansi Flick ist Thomas Müller wieder richtig wichtig in München.

Beim 4:0 gegen Hertha BSC war der Ex-Nationalspieler als Schütze des ersten Tores und Vorbereiter des letzten Treffers maßgeblich am deutlichen Bayern-Signal im Bundesliga-Titelkampf beteiligt. Und in Richtung Spitzenreiter RB Leipzig sagte Müller dann auch: «Wir sind weiter eine sehr wettkampfbezogene Mannschaft, die in der Lage ist zu liefern, wenn sie muss.» Ein Satz, der so auch auf Müller zutrifft.

Mit seinem dritten Saisontor brachte der Offensivspieler die Bayern gegen Hertha nach 60 zähen Minuten auf die Siegerstraße. Nach seinem Premierentreffer 2020 ist Müller nun der erste Spieler, der seit 2009 in jedem Kalenderjahr getroffen hat. Die präzise Flanke auf den Kopf von Ivan Perisic, die der Kroate zum Endstand verwertete, war zudem bereits Müllers zwölfter Assist in dieser Saison. Zwölf Torvorlagen, das ist (seit Einführung der detaillierten Datenerfassung 2004) zu diesem Zeitpunkt der Saison ein Rekordwert in der Bundesliga.

«Am meisten Spaß machen die eigenen Tore», bemerkte Müller zu der herausragenden Vorbereiter-Quote. Und das 1:0 im Olympiastadion war nicht nur sehr wichtig, sondern auch typisch für ihn. Nach einer Kopfballablage von Perisic stand er im Strafraum goldrichtig und traf volley mit dem linken Fuß. «Es ist und bleibt Thomas' Stärke, dass er einfach nicht greifbar ist», äußerte Flick über Müller.

«Es war ein sehr schöner Tag für mich und die Mannschaft», resümierte Müller in Berlin. Im Herbst schienen die schönen Zeiten für ihn beim FC Bayern dagegen passé. Kovac degradierte ihn zum Bankdrücker, der nur noch gebraucht werde, wenn «Not am Mann» sei. Diese Aussage flog Kovac um die Ohren. Sie löste sogar Spekulationen über das Unvorstellbare aus, einen Abschied Müllers vom FC Bayern. «Wenn das Trainerteam mich in Zukunft nur noch in der Rolle des Ersatzspielers sieht, muss ich mir meine Gedanken machen», sagte Müller damals.

Kurz darauf war Kovac weg - und aus besagtem Trainerteam rückte Flick auf den Chefposten vor. Der 54-Jährige, der als Assistent von Bundestrainer Joachim Löw 2014 in Brasilien mit dem Nationalspieler Müller den Weltmeistertitel gewonnen hatte, handelte prompt. Flick erhob ihn wieder in den Rang eines Anführers. «Ich kenne Thomas lange. Er ist für den Verein wichtig, er hat alles gewonnen. Er ist auf dem Platz einer, der sehr intelligent ist, eine Mannschaft mitreißt und führen kann», sagte Flick vor seinem Einstand beim 2:0 gegen Olympiakos Piräus, bei dem Müller 90 Minuten rackern durfte.

Der Paradebayer dankt für Flicks Vertrauen mit Leistung. Auf famose elf Torbeteiligungen (drei Tore, acht Assists) kommt Müller in den letzten acht Ligaeinsätzen. Er sei gestärkt ins neue Jahr gegangen, berichtete der gebürtige Oberbayer im Trainingslager in Katar. «Das war eine Prüfung», sagte Müller zur schwierigen Periode unter Ex-Coach Kovac: «Und ich habe vom Gefühl her diese Prüfung gut bestanden. Deswegen gehe ich mit ziemlich viel Selbstvertrauen aus der Situation heraus.»

2019 war insgesamt ein wechselvolles Jahr für Müller. Im Frühjahr musterte ihn Bundestrainer Löw als Nationalspieler aus - nach 100 Länderspielen. Dann wurde er im Verein infrage gestellt. «Wenn du nach so vielen Jahren etwas extremer auf den Prüfstand gestellt wirst, dir dann aber selber die Bestätigung herausarbeitest, dass du es schon noch drauf hast, ist das immer ein schönes Gefühl», sagte Müller zu den schwierigen Phasen des vergangenen Jahres. Unter Flick scheint der Ü30-Profi nun wieder bereit für große Titel-Prüfungen.

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