Während die Handballer auf den Fildern in der JANO die Kräfte gerade erst gebündelt haben, packen die aus Deizisau und Denkendorf – hier in den roten Trikots die A-Jugend im Spiel gegen JANO – in Zukunft nicht mehr gemeinsam an Foto: Robin Rudel - Robin Rudel

Die Deizisauer wollen die Partnerschaft in der Jugend beenden und die bei den Frauen beibehalten – genau umgekehrt wie die Denkendorfer.

Deizisau/DenkendorfEntsprechende Gerüchte gab es schon länger und bereits vor zwei Jahren auch dahin gehende Gedanken – als nun die Nachricht vom Ende der Handball-Jugendspielgemeinschaft zwischen dem TSV Deizisau und dem TSV Denkendorf kam, sorgte diese dennoch für Diskussionen. Die Deizisauer kündigen die JSG fristgerecht zum Saisonende, 19 Jahre nach ihrer Gründung. Nun steht auch die Spielgemeinschaft im weiblichen Erwachsenenbereich vor dem Aus. Ironie des Schicksals: Die HSG-Frauen haben gerade am vergangenen Samstag die Tabellenspitze der Württembergliga erklommen.

„Wir wollen zukünftig in unserer Jugendarbeit einen größeren Schwerpunkt auf das Thema Identifikation legen“, begründet Deizisaus Abteilungsleiter Daniel Fischer die Kündigung, die am Montag offiziell verschickt wurde. „Wir wollen den Kindern eine Heimat geben. Dazu ist die JSG nicht mehr der richtige Weg“, fügt der frühere Torhüter hinzu und nennt sich selbst als Beispiel: „Ich habe immer nur in Deizisau gespielt. Ich hoffe, dass auch mal jemand übernehmen will, wenn ich als Abteilungsleiter aufhöre.“

Denkendorfs Handballchef Markus Steinle hätte die JSG „definitiv gerne fortgeführt“. Ihn ärgert nun auch, „dass wir vor vollendete Tatsachen gestellt wurden. Wir wurden von der ganzen Sache überrascht und auf dem falschen Fuß erwischt“. Am Samstag, einen Tag nach dem Beschluss in den Deizisauer Gremien und einen vor der Benachrichtigung der eigenen Vereinsmitglieder, hatte Fischer die Denkendorfer während deren Heimspiel gegen den TV Aixheim persönlich informiert. „Vor zwei Jahren haben wir uns zusammengesetzt und das alles besprochen, das war diesmal überhaupt nicht der Fall“, sagt Steinle. Fischer widerspricht. „Ich kann verstehen, dass die Denkendorfer ein Stück weit enttäuscht sind. Aber sie wussten, dass wir uns schon seit Jahren mit dem Thema auseinandersetzen. Man kann also nicht sagen, dass das so überraschend kam“, sagt er.

Trotz der Unstimmigkeiten betonen beide Seiten, das Gespräch zu suchen und in Ruhe zu besprechen, wie die Teams zur kommenden Spielzeit aufgeteilt werden. „Es geht ja um die Jugendlichen, denn die leiden am meisten darunter“, erklärt Steinle. Unter Eltern und Nachwuchshandballern jedenfalls herrscht eine gewissen Unruhe. Die Jugendlichen haben zwar ihre Wurzeln im jeweiligen Verein, viele Teams spielen aber schon seit Jahren in unterschiedlichen Altersstufen zusammen. „Und das erfolgreich“, wie Steinle betont. Auch dafür äußert Fischer Verständnis: „Wir haben das Für und Wider abgewogen. Eine JSG hat ja auch Vorteile. Man wird für so einen Schritt nie den passenden Moment finden.“

Die Denkendorfer haben nun ihrerseits angekündigt, die HSG Deizisau/Denkendorf aufzukündigen. Die Verträge der JSG und der HSG wurden unabhängig voneinander geschlossen. Wird nun auch die HSG aufgelöst, geht das Spielrecht des Württembergligateams an Deizisau, das der Bezirksligafrauen an Denkendorf. „Wir hätten schon gerne die höhere Klasse bei uns, denn die meisten Spielerinnen haben einen Denkendorfer Hintergrund“, sagt Steinle. „Das muss miteinander besprochen werden.“

Was wird aus dem Frauenteam?

Alle wollen vermeiden, dass das Team auseinanderbricht – gerade jetzt, da es so erfolgreich spielt und im Umfeld die Überlegungen reifen, ob und wie ein möglicher Aufstieg in die Baden-Württemberg Oberliga bewältigt werden kann. Trainer Steffen Irmer-Giffoni hat diesbezüglich keine allzu große Befürchtung. „Wir haben ein so tolles Württembergliga-Team aufgebaut. Ich denke, dass alle ein Interesse daran haben, dass das weiterbesteht“, sagt er. Der Coach würde ebenfalls bevorzugen, wenn das Team künftig unter dem Denkendorfer Dach spielt: „Denkendorf investiert schon mehr in den weiblichen Bereich und wenn wir in Denkendorf spielen, ist auch immer mehr los.“ Er wird in der kommenden Saison allerdings nicht mehr dabei sein, denn nach vier Jahren möchte er eine Pause einlegen. Das Aus der JSG bedauert Giffoni: „Das hat eigentlich gut funktioniert. Die meisten HSG-Spielerinnen kommen aus der JSG.“

Fischer wiederum möchte zwar die Partnerschaft in der Jugend beenden, die im Frauenbereich aber „gerne weiterführen“. Er kündigt auch in diesem Punkt an, das Gespräch mit den Denkendorfern zu suchen, „um vielleicht eine andere Lösung zu finden.“ Insgesamt schlägt der Deizisauer angesichts der Wogen, die das Thema geschlagen hat, versöhnliche Töne an: „Wir werden das ordentlich zusammen hinbekommen.“ Ab dem Sommer gehen die Handballer aus Deizisau und Denkendorf dann getrennte Wege.