Die Nellingerinnen Alina Ridder (rechts) und Stefanie Schoeneberg versperren der Bietigheimerin Karolina Kudlacz-Gloc den Weg zum Tor. Foto: Baumann - Baumann

„Es war ein weiterer Schritt in die richtige Richtung“, sagte Trainer Ralf Rascher.

BietigheimEs gibt Niederlagen, auch deutliche, nach denen der Trainer so klingt: „Ich bin wirklich, aber wirklich zufrieden – absolut.“ So äußerte sich Ralf Rascher nach dem 27:37 (15:17) der Bundesliga-Handballerinen des TV Nellingen beim weiterhin ungeschlagenen Tabellenführer SG BBM Bietigheim. Ein Sieg beim haushohen Favoriten war nicht zu erwarten, also lautete das Vorhaben: „In kurzen Phasen mithalten.“ Am Ende aber lautete das Resümee des TVN-Coaches: „Wir haben 45 Minuten lang mitgehalten.“

Das Ziel von Bietigheims Trainer Martin Albertsen hatte ganz anders gelautet. Einen Sieg gegen die abstiegsbedrohten Nellingerinnen durfte er als sehr realistisch einschätzen, also wollte er etwas fürs Torverhältnis tun – und hatte dabei möglicherweise auch die 19:46-Klatsche der TVN-Frauen gegen die TuS Metzingen im Kopf, gegen die die SG BBM kürzlich wiederum deutlich gewonnen hatte. Doch die Nellingerinnen wehrten sich. Und das, obwohl sie auch noch den Nackenschlag des Ausfalls von Tanja Padutsch (entzündetes Auge) verkraften mussten. Alina Ridder vertrat die Kapitänin auf der ungewohnten Rechtsaußenposition glänzend. Die Bietigheimerinnen spielten erwartet temporeich, schafften es aber während der ersten Hälfte nicht, sich abzusetzen – und waren sichtlich beeindruckt vom Auftritt der Nellingerinnen. 10:8 für die SG BBM hieß es nach 20 Minuten, nur 15:17 aus Nellinger Sicht zur Pause.

Am Ende geht die Energie aus

Sollte tatsächlich die Überraschung gelingen? Sollten ausgerechnet die Nellingerinnen dem Spitzenreiter die ersten Punkte abnehmen? Bis Mitte der zweiten Hälfte blieb es ein Spiel auf Augenhöhe, auf 18:18, 19:19 und 20:20 (37.) glichen die Hornets aus. Dann aber geschah das, was häufiger geschieht, wenn der Außenseiter kräftig Paroli bietet: Den Nellingerinnen ging die Energie aus, zudem kassierte Roxana Ioeneac innerhalb von zehn Minuten drei Zweiminutenstrafen und musste auf die Tribüne. „Sie hat uns vor allem in der Abwehr gefehlt“, erklärte Rascher, der aber trotz des ab dieser Phase größer werdenden Rückstandes betonte: „Wir sind nicht eingebrochen.“ Routinier Anna Loerper, die in der Schlussminute die Rote Karte wegen groben Foulspiels sah, machte mit einem Dreierpack zum 36:25 schließlich alles klar.

SG-Coach Albertsen durfte am Ende erleichtert sein. „Nellingen hat es uns sehr schwer gemacht. In der Abwehr standen wir nicht so sicher wie gewohnt, haben aber in der Offensive immerhin 37 Tore erzielt. Es war ein attraktives Spiel für die Zuschauer mit vielen Treffern“, erklärte er. Rascher ordnetet den Auftritt in einen größeren Zusammenhang ein. „Wir haben jetzt vier Spiele in Folge eine starke kämpferische Leistung gezeigt. Es war ein weiterer Schritt in die richtige Richtung“, sagte er. „Ich bin deutlich positiver gestimmt als noch vor einem guten Monat.“

Zwar sprang in diesen vier Partien nur ein Punkt vom 35:35 gegen die Neckarsulmer SU heraus und durch die den 31:35-Sieg der HSG Bensheim/Auerbach bei der NSU bleiben die Nellingerinnen auf einem Abstiegsplatz. Aber es ist alles eng beieinander und die TVN-Frauen haben Duelle gegen direkte Konkurrenten noch vor sich. So betrachtet ist die Zufriedenheit des Trainers nach der Zehn-Tore-Niederlage gegen das dominierende Team der Liga verständlich. sip

TV Nellingen: Wachter, Meißner; Degenhardt (9/1), Marcikova (5/2), Ridder (4), Gera (4), Ioneac (2/1), Schoeneberg (1), Jäger (1), Tissekker (1), Stuttfeld, Issifou.