Olaf Steinke. Foto: Ralph Steinemann - Ralph Steinemann

DeizisauIn welcher Liga die Handballer des TSV Deizisau in der Saison 2018/2019 antreten, wird sich in den kommenden Wochen entscheiden. Wer das momentane Schlusslicht der Baden-Württemberg Oberliga trainieren wird, steht dagegen bereits fest. Es wird nicht Daniel Mayr sein, der das Team seit Weihnachten als bereits dritter Coach in der laufenden Spielzeit betreut. Das Amt übernimmt Olaf Steinke, der zurzeit noch beim Landesligisten SG Weinstadt tätig ist.

Mayr zeichnet ein sehr differenziertes Bild davon, warum sich er und sein Assistent Boris Rehn nach nur einem halben Jahr wieder aus Deizisau verabschieden: Der zeitliche Aufwand ist für ihn auf Dauer schwer zu stemmen. Deshalb konnte er nicht, wie von der Vereinsführung gewünscht, langfristig zusagen. „Man muss sich damit befassen, in der kommenden Saison in der Württembergliga zu spielen. Angesichts der vielen negativen Erfahrungen in den vergangenen Jahren muss es dann einen Cut und einen Neuanfang geben. Dafür bin ich der Falsche“, erklärt er weiter. Und er gibt zu, dass er „vom Niveau der Liga und davon, was von den Spielern kommt, mehr erwartet“ habe. Als Kritik an Verein und Sportlern will er das aber nicht verstanden wissen. Arne Staiger vom Deizisauer Management hatte dennoch das Gefühl, „dass Daniel Mayr sich und auch uns nicht zutraut, mit der Mannschaft erfolgreich zu sein.“ Egal, in welcher Spielklasse.

Das sieht Steinke ganz anders und geht die Aufgabe ab dem Sommer mit spürbarem Elan an. Dass die Deizisauer eine große Tradition, aber schon bessere sportliche Zeiten erlebt haben, ist Steinke bewusst. „Das ist eher ein Ansporn“, sagt er, „diese Situation kenne ich von anderen Vereinen.“ Davon gab es in der Vita des 54-Jährigen einige, seit der gebürtige Kölner im Jahr 2000 aus beruflichen Gründen nach Süddeutschland kam. Er trainierte unter anderem den TSV Bad Saulgau, die HSG Albstadt, die SG Ober/Unterhausen, den TSV Dettingen/Erms und die Frauen des VfL Sindelfingen. Meistens wurde er mit viel Lob verabschiedet. Die Weinstädter etablierte er in vier Jahren in der Landesliga. Als Spieler war er im Westen der Republik auf Verbands- und Landesliganiveau aktiv. „Ich habe aber schon mit 16 Jahren Mannschaften trainiert, seither ununterbrochen“, erzählt der A-Lizenz-Inhaber, der in Reutlingen lebt und als Versicherungsfachwirt im Außenhandel tätig ist. „Der Handball war in meinem Leben immer ein Begleiter.“

Über die Aufgabe in Deizisau sagt Steinke: „Ein Neuanfang ist immer die Chance, etwas zu bewegen, etwas aufzubauen.“ Und: „In den Gesprächen haben wir sehr schnell eine gute Chemie zueinander gefunden, es wurde offen besprochen, nicht nur alte Pfade zu begehen.“ Staiger bestätigt das. „Für ihn spricht seine große Erfahrung, das wird das Mannschaft gut tun“, betont er. Mayrs Aussagen kann Staiger durchaus nachvollziehen. „Es ist in unserer Situation sehr schwierig, einen guten Kader zusammenzustellen. Falls wir absteigen sollten, werden wir deshalb auch nicht den sofortigen Wiederaufstieg als Ziel vorgeben. Wir werden keine entsprechende Mannschaft zur Verfügung stellen können.“ Gleichwohl sieht Staiger die Baden-Württemberg Oberliga als passende sportliche Heimat der Deizisauer. Mit zehn Spielern des aktuellen Kaders wurde bislang verlängert, Kapitän Dennis Prinz wird seine Karriere beenden.

Hoffnung auf den Klassenverbleib

Noch aber gibt Staiger die Hoffnung auf den Klassenverbleib nicht auf. Je nachdem, ob es vier oder fünf Absteiger geben wird, ist das rettende Ufer bei noch sieben ausstehenden Spielen drei oder fünf Punkte entfernt. „Wir spielen mit unserer Mannschaft in dieser Saison unter Niveau, sie kann mehr“, erklärt Staiger.

Auch Steinke hofft, dass die Deizisauer es schaffen. Maßgeblich für sein Engagement war die Klassenzugehörigkeit jedoch nicht. Sein Blick richtet sich nach vorne. „Es kann in einer Situation wie der jetzigen zu Zerfleischungsprozessen kommen, wenn man die alten Erfolge im Kopf hat“, erklärt der zukünftige Dezisauer Trainer. „Unser Ziel muss es sein, neue Erfolge zu erreichen.“

Es kommentiert: Sigor Paesler