Redebedarf: Ostfilderns Philip Strobel (links) und Hegensberg/Liebersbronns Arne Helms. Foto: Rudel - Rudel

Der Frust bei Hegensberg/Liebersbronn ist groß.

EsslingenIm „Räumle“ unter der Tribüne verpasste Jochen Masching den Handballern der SG Hegensberg/Liebersbronn eine kräftige Standpauke. Zur selben Zeit stand Frank Ziehfreund, sein Trainerkollege von der HSG Ostfildern, auf dem mittlerweile leeren Spielfeld und stimmt eine Lobeshymne auf die HSG-Spieler an. „Das war richtig gut“, sagte Ziehfreund und nickte anerkennend. „Dass wir nach zuvor sieben Niederlagen hier mit so breiter Brust auftreten, ist eine grandiose Leistung, darauf können wir stolz sein.“ Tatsächlich war es erstaunlich: Das Momentum vor dem Kellerderby der Württembergliga lag aufseiten von Hegensberg/Liebersbronn, doch Ostfildern gewann hoch verdient mit 33:27 (16:9) und hat als Drittletzter die SG auf einen Punkt herangezogen (10:28/11:27). Masching kann es sich nicht erklären

Masching war sauer. Er sprach davon, die Einstellung sei „indiskutabel“, die Defensive „dilettantisch“ gewesen und überhaupt hätten die SG-Akteure „keinen Bock gehabt, sich reinzuwerfen“. Was ihn dabei besonders ärgerte: „Es gab überhaupt keinen Grund dafür, mir fällt jedenfalls keiner ein.“ Mit einem Sieg hätte sich die zuletzt starke Mannschaft im Abstiegskampf Luft verschafft, sie hätte das Prestige eines Derbysieges auf ihrer Seite und sich für die Hinspielniederlage revanchiert. So aber sangen die Ostfilderner „Derbysieger, Derbysieger“ und haben sich einen Big Point erarbeitet.

Die HSG zündete von der ersten Sekunde an den Turbo. Mit 3:0 führten sie und mit 10:2 (14.). Vor allem Rückraumwerfer Philip Strobel war kaum zu stoppen. Masching hatte nach einer Viertelstunde bereits zwei Auszeiten verbraucht. „So läuft es bereits in der gesamten Runde – wir sind einfach zu inkonstant“, analysierte SG-Routinier Fabian Sokele nach der Schlusssirene frustriert. „Wir verpennen die ersten zehn Minuten und dem Rückstand laufen wir 50 Minuten hinterher.“

Masching versuchte alles, stellte früh auf eine sehr offensive Abwehr um. Während der gesamten zweiten Hälfte war es ein Bild, das man sonst nur von letzten Spielminuten kennt, wenn die zurückliegende Mannschaft alles auf eine Karte setzt. „So eine permanente Manndeckung habe ich seit der E-Jugend nicht erlebt“, meinte Ostfilderns Mihailo Durdevic. Auch die Führungsspieler machten an diesem Abend den Unterschied: Während Durdevic die ruhige Hand im HSG-Spiel war, die Kameraden einsetzte und – trotz des einen oder anderen Fehlwurfes – selbst wichtige Treffer erzielte, schafften es Sokele und Henning Richter auf der anderen Seite nicht, das Team zu führen.

Obwohl Hegensberg/Liebersbronn nur beim 15:19 (39.) kurz auf vier Tore herankam, lag mehr Spannung in der Luft, als es der sonst permanente Fünf- bis Sechs-Tore Rückstand der SG aussagte. Durdevic empfand das auch so: „Es hätte schon noch einmal eng werden können.“

Doch die HSG blieb konzentriert und fand immer wieder die richtige Lösung. „Das war ein wichtiger Sieg im Abstiegskampf“, erklärte Durdevic und strahlte. Sein Trainer Ziehfreund freute sich mindestens so sehr über die Leistung der Mannschaft. Maschings SG wird an dieser Niederlage noch ein bisschen zu knabbern haben.