Starkes Spiel: Lena Degenhardt erzielt zehn Tore. Foto: Archivfoto:Rudel - Archivfoto:Rudel

In den letzten neun Minuten erzielt das Team kein Tor mehr.

Bad WildungenNach einer schlaflosen Nacht war Ralf Rascher immer noch ziemlich aufgekratzt. „Es ist unglaublich, welche Emotionen wir ertragen müssen“, brach es aus dem Trainer des Handball-Bundesligisten TV Nellingen einen Tag nach dem Spiel bei den Bad Wildungen Vipers heraus. Da sage noch einer, die Nellinger Spielerinnen und ihr Betreuerstab ließen sich nach der Bekanntgabe des Rückzuges des Teams aus der Bundesliga hängen – die Vorstellung im drittletzten Saisonspiel und die Reaktionen nach der bitteren 32:33 (21:15)-Niederlage sprachen eine ganz andere Sprache.

Fix und fertig, sowohl körperlich als auch mental, bestiegen die Hornets den Bus zur Rückfahrt. Schon wieder verloren. Aber wie? Eine „überragende erste Hälfte“ (Rascher) spielten die Nellingerinnen in Bad Wildungen. Sie führten zur Pause mit 21:15. Nach dem Wechsel kam Bad Wildungen näher, aber das Schlusslicht blieb vorne. Neun Minuten vor Schluss erzielte Szimonetta Gera das Tor zum 32:27 für Nellingen. Es sollte das letzte für das Team sein. Jetzt traf nur noch Bad Wildungen. Gut eine Minute vor der Schlusssirene versenkte Mariel Stefani Beugels einen Siebenmeter zum 33:32. Die Halle tobte und die Nellingerinnen schlichen geknickt in die Kabine.

Vollständig erklärbar war die drastische Wende nicht. Rascher machte trotzdem drei Punkte dafür aus: Bei den stark ersatzgeschwächten Nellingerinnen schwanden am Ende deutlich die Kräfte. Die Bad Wildungerinnen erkannten das und übten mit ihren Fans im Rücken mächtig Druck aus. „Das haben sie schon gut gemacht“, erkannte Rascher an, dem in der Schlussphase „dann auch nichts mehr eingefallen ist“. Und dann kamen noch zwei Zweiminutenstrafen dazu, die die müden Hornets zusätzlich schwächten. „Natürlich können wir sagen, dass wir alles gegeben haben und wir können auch stolz sein“, erklärte Rascher, „aber wenn man in den letzten knapp zehn Minuten kein Tor erzielt und so verliert, ist es einfach nur traurig und frustrierend.“

Im Gegensatz zu seiner sonstigen Vorgehensweise wird der Trainer die Schlussphase des Spiels nicht gemeinsam mit den Spielerinnen analysieren. Er will lieber nach vorne schauen. Noch zwei Mal haben sie die Gelegenheit, einen Bundesliga-Sieg zu holen. Zwei Mal vor eigenem Publikum, zunächst am Samstag (19.30 Uhr) gegen den VfL Oldenburg. Dann gehen sie getrennte Wege. Fast alle Spielerinnen haben bereits einen neuen Verein gefunden. Elisa Stuttfeld wechselt dabei nicht nach Bad Wildungen, wie der TVN am Freitag fälschlich gemeldet hatte, sondern zur HSG Bensheim/Auerbach. Lediglich die Zukunft von Kapitänin Tanja Padutsch und der Dauerverletzten Catherine Csebits ist noch nicht geklärt. sip

TV Nellingen: Wachter (1), Meißner; Maier, Ioneac, Tissekker, Degenhardt (10), Gera (3), Marcikova (8/3), Weiß, Padutsch (2), Ridder (1), Issifou (4), Jäger (3).