„Derbysieg, Derbysieg!“ – Die Nellingerinnen sind nach dem Abpfiff völlig aus dem Häuschen. Foto: Andreas Veigel - Andreas Veigel

Bei ihrem früheren Trainer Pascal Morgant trumpfen die Schwaben Hornets auf. Beim 25:22 in Neckarsulm gelingt den Nellingerinnen der erste Saisonsieg.

Neckarsulm Schmerzen? Ein Derbysieg lässt das vergessen. Kurzerhand nahm die am Knöchel verletzte Stefanie Schoeneberg die an Krücken gehende Catherine Csebits huckepack und jubelte hüpfend im Kreis mit ihrem Team, den Bundesliga-Handballerinnen des TV Nellingen. Der 25:22 (14:10)-Sieg vor 1118 Zuschauern bedeutete die ersten zwei Punkte der Saison für die Hornets – und das auch noch im Derby bei der Neckarsulmer SU und dem ehemaligen TVN-Trainer Pascal Morgant. Die Nellingerinnen waren selten glücklicher – und müder. „Ich freu mich jetzt auf mein Bett, jetzt fällt alle Anspannung von mir ab“, sagte Rechtsaußen Tanja Padutsch.

Dieses Derby war mehr als nur ein Derby, es war ein Wiedersehen. Für die Nellingerinnen mit Morgant und der ebenfalls im Sommer gewechselten Spielführerin Louisa Wolf, für Rückraumspielerin Isabell Tissekker mit ihrer Heimat. Schließlich spielte sie 13 Jahre lang in der Ballei und war nach dem Spiel umringt von Freunden und Familie. „Es hat mir geholfen, dass wir vergangene Saison schon einmal hier gespielt haben, dann gings mit der Nervosität“, sagte sie und strahlte: „Mir geht’s grad’ richtig gut! Wir haben gezeigt, was möglich ist, auch wenn wir in der Breite nicht ganz so gut aufgestellt sind. Wir funktionieren.“

Vor allem in der stabilen Abwehr, fand Trainer Carsten Schmidmeister: „Die Ansage von mir war klar: Solange die Abwehr steht, können wir alles von einem bis drei Toren verwerfen. Wir haben unser Selbstbewusstsein aus der Abwehr geholt.“ Als Beispiel nannte er Roxana-Alina Ioneac, die „eine starke Abwehrleistung“ zeigte, und dann im Angriff – mit Erfolg – immer wieder was riskierte. Auch in Sachen Flexibilität hat Schmidmeister das Team umgebaut: „Da der Kader verletzungsbedingt reduziert ist, ist es umso wichtiger, dass Spielerinnen wie Tissekker, eigentlich im Rückraum positioniert, auch mal am Kreis aushelfen“, sagt er. „Da habe ich drei bis vier Spielerinnen in der Pflicht, auch mal auf anderen Positionen zu agieren.“

Wachter wieder im Tor

Schmidmeister wusste: Die NSU hat natürlich einen Heimvorteil, für die Nellingerinnen war der mentale Vorteil aber größer – Sarah Wachter wieder im Tor. Rund zehn Wochen nach ihrer Ellenbogen-Operation stand sie bis auf zwei Siebenmeter durchgängig zwischen den Pfosten – und war eine Bank. „Mein Arm hält“, wusste Wachter spätestens, nachdem sie vergangene Woche vom Nationaltorhüter-Lehrgang zurückkam, auf dem sie auch gegen Männer hielt. „Ich habe keine Schmerzen“, sagt sie. Gegen die NSU und Morgant war Wachter „die ersten zehn Minuten übelst nervös, aber dann dachte ich mir, was habe ich zu verlieren? Ich komme gerade von einer Verletzung zurück und habe dann ganz entspannt aufgespielt und das war der Schlüssel.“ Wachters Gefühle spiegeln den Spielverlauf wieder. Den besseren Start erwischten die NSU-Frauen. „Wir hatten Nellingen eigentlich gut im Griff bis zum 5:2, und dann kam irgendwie der Bruch“, versuchte Wolf den Patzer gegen ihr ehemaliges Team zu erklären. „Mit Minus vier Toren in die Halbzeit zu gehen, war für unser Selbstbewusstsein nicht gut.“ Da waren die Neckarsulmerinnen schon längst verunsichert. „Ich habe es nicht mehr geschafft, die Mädels zurückzugewinnen“, sagte Morgant. „Sie sind mir entglitten. Die eine oder andere war gedanklich nicht mehr da. Und dann, das war mein Fehler, habe ich sie nicht mehr erreicht.“ Auch zwei Auszeiten in der ersten Hälfte brachten Morgant nichts. „Es lief völlig konfus“, sagte er. „Wir haben uns einen großen Druck gemacht, wir wollten unbedingt zuhause siegen und die Fans zurückgewinnen, und das hat uns am Ende gehemmt. Wir haben viel zu viel gewollt.“

Über die eigene Niederlage ist er „natürlich enttäuscht“, aber durch den Bezug zu Nellingen sagt er dennoch: „Das Schöne ist, dass ich nach so einem Spiel voller Respekt bin und herzlich gratulieren kann, denn Nellingen hat ein super Spiel gemacht.“

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