Markus Scherbaum Foto: Kehle - Kehle

Das vorrangige Ziel des DHB-Buchs ist es, den zahlreichen, oft unerfahrenen Trainern und Übungsleitern bei den Kleinsten eine erste Orientierung zu geben.

OstfildernLeidenschaftlich sprechen Markus Scherbaum und Jan Pabst über ihr Buch. Ein Werk, das den Anspruch hat, den jüngsten Handballern ein bestmögliches Training zu bieten – egal wer sie trainiert: professionell ausgebildete Übungsleiter oder ein Elternteil, das selbst noch nie Handball gespielt hat. Kinderhandball bezeichnet die Minis bis hin zur D-Jugend, das heißt fünf- bis zwölfjährige Sportler.

Vor über 15 Jahren als Überarbeitung des Kinderhandball-Konzepts des Handballverband Württemberg (HVW) angedacht, ist nun ein Fachbuch des Deutschen Handballbunds (DHB) entstanden. Das vorrangige Ziel ist es, den zahlreichen, oft unerfahrenen Trainern und Übungsleitern bei den Kleinsten eine erste Orientierung zu geben. Das Buch überzeugt mit seinen praxisnahen Anregungen und Hilfestellungen für den Trainings-Alltag.

Pabst und Scherbaum haben sich bei der Zusammenarbeit bestens ergänzt – Scherbaum, der Praktiker, der den Handballsport liebt und jahrelange Erfahrung als Kindertrainer hat. Selbst stand er bei den MadDogs in der 3. Liga zwischen den Pfosten und das, obwohl er als Kind Fußballer war. Mittlerweile ist Scherbaum sportlicher Leiter der JANO Filder (Jugendhandball-Akademie Neuhausen-Ostfildern). Seit etlichen Jahren leitet er bereits die Neuhausener Jugendgeschicke nach seinem Konzept und legt großer Wert darauf, dass alle Trainer auf dem gleichen Stand sind. „Ich strukturiere dann wissenschaftlich, was Markus macht“, erklärt Pabst die Rollenverteilung. Der Sportwissenschaftler erstellt seit 2009 auch für den DHB Leistungsanalysen und begleitet die Jugendnationalmannschaften bei großen Turnieren. Als der HVW 2017 sein Kinderhandball-Konzept erneut überarbeiten wollte, war Pabst als damaliger Projektleiter Kinderhandball erster Ansprechpartner. „Ich habe die Chance gesehen, meine Ideen umzusetzen“, war Pabst gleich begeistert. Über seine, aus Neuhausen kommende, HVW-Kollegin Andrea Schiele kam er auf Scherbaum. Ein Anruf genügte und zwei Tage später saßen die beiden Handballbegeisterten zusammen. Dabei ist es nicht geblieben. Die Idee ein Konzept zu entwickeln, welches alltagstauglich ist und auch beim Kinderhandball in jeder Altersklasse ganz konkret wird, nahm immer mehr Gestalt an. „Der erste Entwurf von Jan war gut, aber zu wissenschaftlich“, erinnert sich Scherbaum, der sein praxisnahes Konzept nun einfließen lassen konnte. So entstand ein 100-Seiten-Lehrheft für den HVW.

Kernstück war und ist eine Übersicht, die gestaffelt aufzeigt, was die Kernelemente jeder Altersklasse sein sollten. Und das eben nicht nur theoretisch wie beispielsweise „Spezifische Spielfähigkeit“, sondern ganz praktisch dargelegt, mit empfohlenen Übungen. Aufgegliedert in die Bereiche Technik, Angriff, Abwehr und Persönlichkeit. Bei der F-Jugend finden sich im Bereich Abwehr beispielsweise die Schlagworte Manndeckung in Gleichzahl, flexible Orientierung und Pässe bedrohen beziehungsweise abfangen, die dann in konkret beschriebenen Trainingsinhalten geübt werden sollen.

Das Ergebnis für den HVW zeigte Pabst dann dem Sport-Vorstand des DHB Axel Kromer, der das Konzept kurzerhand deutschlandweit einsetzen wollte. So wurde ein Fachbuch daraus. „Das Buch enthält nicht viele neue Erkenntnisse. Aber es gab so etwas in dieser kompakten Form eben nicht“, betont der 45-jährige Scherbaum.

Erste Früchte in zehn Jahren

„Das Fachbuch Kinderhandball bündelt unsere Empfehlungen für die Jüngsten. Wir sind überzeugt, dass die Inhalte in zehn Jahren mit neuen Spitzenhandballern erste Früchte tragen werden“, sagt Kromer in seinem Vorwort. Es ist aber auch für die vielen Kinder gedacht, die nicht zu den Top-Handballern werden, sondern in ihren Heimatvereinen eine wichtige Rolle spielen oder ein Ehrenamt übernehmen werden. Wie das Konzept in der Praxis zum Erfolg führt, hat die Jugendarbeit des TSV Neuhausen bereits gezeigt. Seit gut zehn Jahren lebt Scherbaum seine Idee vom ausgewogenen Kindertraining auf den Fildern. Der Erfolg gibt ihm Recht. JANO Filder ist nun schon im ersten Jahr in allen Altersklassen erfolgreich und ein gefürchteter Gegner. Für die 28 Mannschaften und 61 Trainer ist Scherbaum als Sportlicher Leiter verantwortlich. Einmal im Jahr bringt er alle Übungsleiter auf den gleichen Stand in einer Schulung.

Scherbaum und Pabst haben ihre Zusammenarbeit nach der Veröffentlichung ihres Fachbuchs nicht beendet. „Es ist nicht schwer, Jan zu begeistern. Als er von unserem Projekt, zwei funktionierende Jugendbereiche als JANO zu bündeln, gehört hat, hat er gesagt, dass er mitmachen will“, betont der ehemalige Torhüter. Nun ist Pabst als Leistungssportkoordinator engagiert.

Die Autoren geben ihre Ideen mittlerweile auch bei Schulungen weiter. Beide sind Referenten beim HVW und freuen sich über den positiven Zuspruch. Selbst aus Hamburg kommen die Teilnehmer und empfehlen die beiden Handballverrückten weiter.

Geld verdienen die beiden mit ihrem Buch nicht – noch nicht. Denn Ideen für eine zweite Auflage gibt es bereits und dann soll auch das Finanzielle verhandelt werden. Aber im Moment, so betont Scherbaum, gelte seine volle Konzentration der JANO.