Nives Ahlin trifft gegen ihren Ex-Verein aus Neckarsulm ein Mal – zu wenig für ihr neues Nellinger Team. Foto: Rudel - Rudel

Ostfildern – Leere Blicke und ein Trainer, der zu enttäuscht war, um wütend zu sein. „Mit 19 Toren zuhause ist es schwierig, zu gewinnen“, sagte Pascal Morgant nach der 19:26 (8:10)-Niederlage des TV Nellingen in eigener Halle. Die Handballerinnen sind an der Neckarsulmer SU gescheitert und haben damit ihren zweiten Saisonsieg in der Bundesliga verpasst.

Von Karla Schairer

Dennoch machte Morgant nicht allein die mangelhafte Chancenverwertung zu schaffen: „Dass wir die letzten fünf Minuten keine Gegenwehr mehr gezeigt haben, finde ich viel erschreckender.“ Und er haderte: „Wir hätten nach der Pause so weitermachen müssen wie in der Anfangsphase, aber uns hat die Durchschlagskraft aus dem Rückraum gefehlt.“

Genau das war es. Denn zu Beginn sah es noch so aus, als würde es ein relativ leichter Heimsieg für die Hornets werden. Nach den ersten torlosen fünf Minuten läutete Roxana-Alina Ioneac die Nellinger Hochphase mit ihrem Treffer ein. Morgant war erfreut von dem, was er sah. In einer Auszeit applaudierte er dem Team, ballte die Faust, lobte. Ab dem 8:4 zehn Minuten vor der Pause lief dann aber so gar nichts mehr zusammen. Zudem schien die zweite Zwei-Minuten-Strafe für Ioneac die Hornets zu verunsichern. Beim Seitenwechsel lagen daher die Nellingerinnen mit 8:10 hinten.

„Diese letzten zehn Minuten waren nichts“, sagte einer, der es wissen muss. Bernhard Bauer, ehemaliger Präsident des Deutschen Handballbundes, ließ sich das Derby nicht entgehen. Der 66-Jährige spielte früher bei der SG Neckarsulm, war dort Stammtorhüter. Doch in der Sporthalle 1 war er unparteiisch: „Es gab viele technische Fehler auf beiden Seiten. Am Ende gab es einige Situationen, bei denen Louisa Wolf zu früh abgegeben hat. Ich bin gespannt, wie Nellingen aus der Kabine kommt.“

Dort hatte Morgant in der Pause offensichtlich nichts bewirken können. Auch in Hälfte zwei liefen die Nellingerinnen dem Rückstand hinterher. Die Hornets schafften es nicht mehr, heranzukommen. Im Gegenteil: Sie ließen die NSU-Frauen am Ende bis zum 26:19 davonziehen. Nellingen rutscht damit um einen Platz tiefer in der Tabelle auf Rang zehn. Die NSU, als 14. und Tabellenschlusslicht nach Nellingen gereist, sind dank dieses ersten Saisonsieges nun Zwölfter.

„Mit mehr Druck aus dem Rückraum hätte es was werden können“, sagte Morgant. „Aber wir haben nur quer agiert, sind nicht in die Tiefe gegangen, sondern nur stumpf in die Abwehr rein. Das waren Alibi-Angriffe.“ Die Folge: „Wir bleiben hinten kleben, die gegnerische Torhüterin wird stärker, unser Selbstbewusstsein schwächer.“ Über rechts außen hatte es die Nellingerin Szimonetta Gera ein paar Mal versucht. „Aber wenn da alles zusteht, geht auch nichts“, sagte Morgant, dessen Blick sich nun auf das Pokalspiel am 1. November bei der DJK/MJC Trier richtet. „Ein Derby zu verlieren ist einfach scheiße. Aber es bringt ja auch nichts, den Trauerflor auszurollen.“

Wie Bauer saß auch Sina Namat auf der Tribüne. Die ehemalige Nellinger Kreisläuferin, jetzt bei der NSU, hatte Meniskusprobleme und konnte daher nur zuschauen. Froh, dem emotionalen Derby zumindest aktiv entgangen zu sein, war sie nicht. „Ich wollte auf jeden Fall spielen, aber Gesundheit geht vor“, sagte sie, nachdem sie in der Sporthalle 1 erstmals aus der Gästekabine kam. Der Tribünenplatz hatte aber auch was für sich: „Es ist viel spannender, als wenn man auf dem Feld steht. Von außen kann man nichts beeinflussen. Es war eine reine Abwehrschlacht, am Ende haben aber wir das Tor öfter getroffen.“ Wir – das ist jetzt die NSU, nicht mehr Nellingen. Aber da sie sich immerhin vier Jahre lang für die Hornets am Kreis aufgerieben hatte, fuhr Namat nicht zurück nach Neckarsulm – sondern feierte Wiedersehen. Immerhin etwas, das es in Nellingen zu feiern gab.