Nicht nur der Göppinger Sebastian Heymann ist Foto: Baumann - Baumann

Es läuft nicht rund beim Handball-Bundesligisten Frisch Auf Göppingen, doch eine Trainerdiskussion hält Sportchef Christian Schöne für „totalen Quatsch“.

GöppingenDie Frage aller Fragen: Warum nicht immer so? Am Sonntag zeigte die Mannschaft von Handball-Bundesligist Frisch Auf Göppingen spielerisch und kämpferisch genau das, was die grün-weiße Anhängerschar von ihrem Team erwartet. Das Problem: Am Ende war der THW Kiel doch einen Tick stärker. Frisch Auf verlor mit 26:28 (15:14) und schraubte seine Negativserie auf deprimierende 0:12 Punkte. „Mit einer solchen Leistung hätten wir 80 Prozent der vorangegangenen fünf verlorenen Spiele gewonnen“, vermutet Trainer Hartmut Mayerhoffer. Er meinte die Partien bei der SG BBM Bietigheim, daheim gegen den TBV Lemgo, bei der HSG Wetzlar und in Leipzig. Allesamt Gegner, die in der Tabelle hinter dem derzeit elftplatzierten Frisch-Auf-Team rangieren.

Es ist ein Phänomen, das auch schon in der Vergangenheit bei Frisch Auf immer wieder auftrat. Gegen vermeintlich leichte Gegner wird gepatzt, gegen die Spitzenteams der Liga oder auf der internationalen Bühne plötzlich zur Höchstform aufgelaufen. Plagt die Mannschaft ein Mentalitätsproblem? Fehlen Typen, die bedingungslos nach Erfolgen jagen? Der sportliche Leiter Christian Schöne schüttelt energisch den Kopf: „Nein, wir haben Führungspersönlichkeiten wie zum Beispiel Tim Kneule, Jacob Bagersted oder Kresimir Kozina, die ein Team mitreißen – egal, wie der Gegner heißt.“

Zelenovic vor der Rückkehr

Woran die Misere dann liegt? Es nur auf den Spielplan (die vergangenen fünf Pflichtspiele fanden auswärts statt) und auf die Verletzung von Linkshänder Nemanja Zelenovic zu schieben, wäre natürlich viel zu einfach. Doch Schöne verweist auf die Fakten: Mit dem Neuzugang vom SC Magdeburg legte Frisch Auf einen 8:2-Punkte-Traumstart hin, dann zog er sich in Bietigheim eine Knieverletzung zu und seitdem stehen ohne den serbischen Nationalspieler 0:12 Punkte zu Buche. Das Problem verschärfte sich extrem durch die Tatsache, dass die Auftritte von Jens Schöngarth, dem zweiten Mann auf der Position im rechten Rückraum, seit Wochen an Verunsicherung nicht zu überbieten sind.

An diesem Sonntag (16 Uhr/EWS-Arena) gegen den VfL Gummersbach könnte Zelenovic erstmals wieder in den Kader zurückkehren. Das mögliche Comeback ist nicht der einzige Grund, warum man den Göppinger Verantwortlichen trotz der Talfahrt nicht den Angstschweiß von der Stirn tupfen muss. „Die Formkurve zeigte zuletzt klar nach oben, die Mannschaft brennt nach den vielen Auswärtsspielen hintereinander darauf, endlich wieder ein Heimspiel zu haben. Sie will die Negativserie mit aller Macht durchbrechen“, betont Schöne. Und selbst wenn es auch im Duell der Altmeister schief gehen würde – eine Trainerdiskussion kommt für den ehemaligen Nationalspieler nicht in Frage: „Das ist totaler Quatsch. Hartmut Mayerhoffer macht einen sehr guten Job“, sagt der 37-Jährige. Auch im Aufsichtsrat ist die Meinung eindeutig: Der Coach ist nicht das Problem.

Was beim traditionsbewussten Anhang vermisst wird, ist ein überlegter Plan, welcher der Marke Frisch Auf wieder Leuchtkraft verschafft. Wofür steht der Verein? Mit welcher Spielidee will er begeistern? Helfen abseits der Trainerbank möglicherweise frische Impulse von außen? Fest steht: Nach zwei mageren Jahren mit zwei enttäuschenden zehnten Plätzen kann das Vertrauen der Fans nur mit Taten zurückgewonnen werden. Das zeigen auch die zurückgehenden Zuschauerzahlen.

„Wir wollen attraktiven Tempohandball spielen, wie wir das zu Saisonbeginn und zuletzt in Kiel auch taten“, sagt Mayerhoffer, der das Göppinger Umfeld in dieser Phase der Krise als „sehr lösungsorientiert“ wahrnimmt. In der Tat geht auch bei Schöne der Blick nach vorne: „Natürlich sind wir alles andere als zufrieden, aber unser Saisonziel, besser als auf Platz zehn abzuschneiden, können wir immer noch erreichen.“

Voraussetzung dafür ist aber ein Heimsieg am Sonntag im Schlüsselspiel gegen den VfL Gummersbach. Gelingt der nicht, dann befindet sich der schwäbische Handball-Patient auf der Intensivstation.